Warum ist heute Weltfrauentag?

Aus der Politik-AG der 10a (12.03.2006 16:18)

Obwohl Frauen in Deutschland offensichtlich emanzipiert und gleichberechtigt sind – Art. 3, Abs. 2 lautet: „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“ – wurde wiederum in Deutschland am 8. März 2006 der jährliche, internationale Frauentag begangen, an dem die Frau eine besondere Beachtung erfährt. Der Weltfrauentag geht auf den 8. März 1908 zurück. Damals traten die Arbeiterinnen der Textilfabrik „Cotton“ in New York in Streik für bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen. Die Fabrikbesitzer und Aufseher schlossen die Frauen in die Fabrik ein, um den Kontakt mit anderen Belegschaften zu verhindern. Als plötzlich ein Feuer ausbrach, starben 129 Arbeiterinnen in den Flammen.

Frauentag am Opernplatz

Jeder hat nun so seine eigene Vorstellung von diesem Tag. Die einen beklagen die Defizite in der Gleichberechtigung, die anderen nehmen diesen Tag zum Anlass, den Frauen einfach mehr Beachtung zu schenken. Welche Bedeutung besitzt der internationale Frauentag aber konkret an unserer Schule? Diesem Problem wollte die Politik-AG der 10a nachgehen und beschenkte unsere Lehrerinnen mit roten Nelken in der Hoffnung eine Antwort auf drei Fragen zu erhalten.

Die Interviewerinnen: Marie-Luise Maak, Elena Stamm, Janina Döhr (v.l.)

1. Wissen Sie, warum Sie heute von uns eine Blume geschenkt bekommen?
2. Denken Sie, dass in der heutigen deutschen Gesellschaft die Frau emanzipiert bzw. gleichberechtigt ist?
3. Warum besteht dann an unserer Schule die deutliche Mehrheit des Kollegiums aus Männern? (Nach letztem Stand November 2005: genau ein Drittel Frauen)

Frau Horn

Frau Horn: Ich gehe mal davon aus, dass Frauen immer noch benachteiligt sind. Bekannt ist ja, dass Frauen bei gleicher Arbeit weniger verdienen als Männer. Ein weiterer Grund ist, dass die meisten Frauen dazu noch mit Familie und Haushalt belastet sind. Aus eigener Erkenntnis kann ich sagen: Beamtinnen haben es da ein bisschen besser. Wir werden tatsächlich gleich bezahlt. Das ist natürlich einen Vorteil. Und was jetzt Hausarbeit anbelangt, ist es leider Gottes immer noch so, dass Frauen die meiste Arbeit im Haushalt machen. Wobei sie, muss ich aus eigener Erfahrung sagen, oft selber Schuld sind, weil Frauen im Grunde genommen auch gern die Arbeit machen wollen. Es ist ja auch leichter die Arbeit selber zu machen als jemanden anzuweisen. Das sage ich aus eigener Erfahrung. Ja, das Frauendefizit ist ein merkwürdiges Phänomen. Es ist bekannt, dass wir immer mehr Mädchen haben, die Abitur machen und dass es immer mehr Frauen gibt, die studieren. Die Frauen machen auch erfahrungsgemäß – das ist belegt – das bessere Examina, aber dannach machen sie keine Karriere mehr. Das ist ein Phänomen, das aber auch daran liegt, weil viele ihren Schwerpunkte auf Familie setzen.

Frau Dietrich

Frau Dietrich: Der Frauentag findet statt, damit den Frauen wieder bewusst wird, dass sie nicht überall gleich behandelt werden und dass an der Gleichberechtigung weiter gearbeitet werden muss. Ich persönlich fühle mich schon gleichberechtigt, weil ich auch einiges dafür tue und auch in der Familie gleichberechtigt dastehe. Aber insgesamt denke ich, dass es Defizite gibt, das sagen ja auch die Zahlen. Über das Frauendefizit an unserer Schule habe ich auch schon manchmal nachgedacht. Die Lehrer werden ja manchmal noch über Ranglistenverfahren eingestellt. Da denke ich, dass einfach noch mehr Männer Lehramt für Gymnasien studieren und mehr Frauen Grundschullehramt und dass eine Frau sich doch mehr für die Kleineren interessiert.

Frau Keil-Fuhr

Frau Keil-Fuhr: Warum ist heute Frauentag? Tja, weil weltweit Frauen in vielen Bereichen benachteiligt werden, sei es im Beruf, sei es hinsichtlich ihrer Stellung in der Gesellschaft oder im Familienkreis. Insofern denke ich, es ist schon recht wichtig, dass Frauen hinsichtlich ihrer Position an einem bestimmten Tag besonders bedacht werden. Zur Mehrheit der Männer an unserer Schule müsst ihr die fragen, die die Einstellungen an unserer Schule vornehmen.

Frau Schäfer

Frau Schäfer: Den internationalen Frauentag gibt es, um endlich auf die Unterdrückung und auf die besondere Situation der Frau immer wieder hinzuweisen. Die Gleichberechtigung besteht nicht überall und das Frauendefizit an Schulen ist sehr unterschiedlich.

Frau Friedenberg-Blaschke

Frau Friedenberg-Blaschke: Den Weltfrauentag gibt es, um weiterhin für die Rechte der Frauen zu kämpfen. In den letzten Jahren wurden mehr Männer eingestellt. Im Moment ist es aber relativ ausgeglichen, denke ich, bedingt durch die Neueinstellungen in den letzten zwei Jahren.

Frau Bianca Gehrke

Frau Gehrke: Ich denke mal, dass der Weltfrauentag ganz wichtig ist, um noch mal alle auf die Gleichberechtigung aufmerksam zu machen. Die Gleichberechtigung nimmt immer mehr und mehr zu, aber wenn man jetzt gestern oder heute in der Zeitung gelesen hat, sieht man ja auch immer noch, dass die Frauen weniger verdienen als die Männer und eben geringere Aufstiegschancen haben. Das Frauendefizit an unserer Schule ist im Moment noch ganz typisch für die Gymnasien. Wenn man z.B. in die Grundschulen guckt, ist es genau umgekehrt. Da hat man kaum männliche Kollegen und fast nur Frauen.

Frau Hunold

Frau Hunoldt: Ich habe letztes Jahr auch schon eine Nelke am gleichen Tag geschenkt bekommen, weil da der internationale Frauentag ist. An diesem Tag soll darauf hingewirkt werden, dass die Gleichberechtigung in vielen Feldern noch nicht vorhanden ist, die Frauen noch hinten anstehen. Wenn man heute die Zeitung aufschlägt, liest man, dass es viele Bereiche gibt, in denen die Gleichberechtigung noch nicht realisiert worden ist. Es gibt dafür viele Gründe: das Studium ist länger und auch schwerer als bei Grundschullehrern und Mittelstufenlehrern. In der Schule sind ja oft Mädchen die besseren Lerner. Ich habe keine Statistik, aber Mädchen schneiden eigentlich sehr gut ab mit ihren Leistungen in der Schule. Und warum sie dann hinterher in so einer Institution wie Schule nicht genauso oft auftauchen wie Männer, das ist die große Frage. Ob uns da wirklich als Frauen irgendwann zwischendurch die Familie nicht einen Strich durch die Rechnung macht?

Die Politik AG hat auch den Schulleiter angesprochen. Eine Zusammenfassung seiner ausführlichen Erläuterungen erfolgt in der nächsten Woche.