Wikileaks – Was wollen wir wissen?

von unserer Redakteurin Gianna Dalfuß (26.01.2011)

„Wikileaks setzt auf seine Anhänger, um stark zu bleiben. Bitte halten Sie uns an vorderster Front der Anti-Zensur und unterstützen sie uns.“ Mit diesen Worten versucht Wikileaks auf seiner Website seine Anhänger zu mobilisieren, um in dem Kampf gegen Korruption, Lügen und Undurchsichtigkeit bestehen zu können. Diese Unterstützung bekamen PayPal, Mastercard und Visa zu spüren: Wikileaks-Unterstützer riefen zu DDOS-Attacken gegen die Konzerne auf, nachdem diese das Geschäftsverhältnis mit dem umstrittenen Internetprotal beendeten.

 

 Das Gesicht von Wikileaks: Julien Assange

 

Die Attacken, bei denen tausende vernetzte Computer einen Server mit Datenanfragen überhäufen sodass dieser überlastet wird, sollten auch das Internetkaufhaus Amazon treffen. Am 12.12.2010 fiel der Server tatsächlich für kurze Zeit aus, allerdings weist  Amazon die Vermutungen einer Wikileaks-Attacke zurück. Doch der Druck, den die Aktivisten ausüben ist nicht zu unterschätzen, schließlich bedeutet ein Ausfall des Servers enorme Umsatzeinbußen.

 

Wikileaks sorgte durch die Veröffentlichung von US-Depechen für einen internationalen Diskurs. Die Informationen über Regierungschefs, die zum Teil nur Klatsch-Informationen bieten, wie zum Beispiel, dass Kim Jong II (der Regierungschef von Nordkorea) ein Champagner trinkender Kettenraucher ist, haben aber teilweise auch explosiven Inhalt. Denn neben diesen lapidaren Klatsch-Geschichten werden auch Einschätzungen von US-Botschaftern öffentlich, die Politikern mangelnde Regierungsfähigkeit und wenig politische Informiertheit unterstellen. Die eigentlich geheimen Daten veröffentlicht Wikileaks um Transparenz zu schaffen, doch wie viel Transparenz ist gut und was sollte doch lieber im Verborgenen bleiben?

 

Diese Frage spaltet die Meinungen über das „aufklärende“ Informationsportal: „Ich finde es super, dass Wikileaks Details ans Licht bringt, die Regierungen und Großkonzerne versuchen zu verheimlichen. Allerdings hat auch das Grenzen, die Veröffentlichung der US-Depechen ist zu viel“, sagt zum Beispiel Tobias Schmidt aus dem Jahrgang 13. Mit dieser Auffassung steht er nicht alleine da, denn in wie weit sorgen die „schmutzigen“ Details über Merkel und Co. nicht eher für eine Gefährdung der Demokratie als für Aufklärung?

 

Die diplomatischen Beziehungen zwischen den Ländern und auch das Vertrauen der Bevölkerung in ihre Führungsspitze stehen auf dem Spiel. In den Internetforen finden sich jede Menge mehr oder weniger qualifizierte Bemerkungen zu den Wikileaks-Enthüllungen. „Da müssen uns erst Ausländer sagen, was wir für Pfeifen an der Spitze haben – aber wie immer werden die alle brav wiedergewählt“, äußert sich ein anonymer User.

 

Bleibt die Frage, ob unsere Regierungschefs Popstars oder Landesoberhäupter sind, ob es uns interressiert, wie sie unseren Staat regieren oder welche Vorlieben sie beim Alkoholkonsum haben? Die Schneide zwischen Aufklärung und Klatsch, auf der sich Wikileaks mit seinem Vordenker Julian Assange bewegt, ist scharf. Die Redaktion der Zeitung „Zoo Weekly“ antwortet auf die Geschehnisse rund um Wikileaks mit der Auszeichnung zum schlechtesten Australier für Julian Assange und zeigt so auf ihre ganz eigene Art und Weise, dass sie nicht alles wissen will.