Auf einen Schlag war alles anders

Von unseren Redakteuren Antony Braun und Amelie Kleinheyer

„Und plötzlich war von einer auf die andere Sekunde mein Leben aus den Fugen geraten. Alle meine Träume zerplatzten auf dem harten Asphalt.“ Das sind die Worte, mit denen Christoph Rickels beschreibt, wie sein Leben sich auf einen Schlag änderte. Vier Monate Koma – Essen, Laufen und Reden neu erlernen wie ein Baby – und das alles nur wegen einer unüberlegten Aktion eines anderen? Was genau ist dort passiert? Am 23.10.2019 ist Christoph Rickels bei uns am Goethe-Gymnasium zu Gast und erzählt in der Aula vor unserem Jahrgang 8, was ihm widerfahren ist.

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Als kleiner Junge wollte er immer Polizist werden, er wollte etwas zu sagen haben und ein Anführer sein. Die Voraussetzungen seien gut gewesen, er sei ein beliebter Schulsprecher gewesen, durchtrainiert, nur das Abi wollte nicht so recht klappen. Also bewarb er sich bei der Bundeswehr und wurde für eine Stelle als Feldjäger im Süden angenommen. Er musste wegziehen und wollte dies gebührend mit seinen Freunden feiern, natürlich nicht in dem Bewusstsein, dass sich hierbei sein ganzes Leben auf einen oder gar durch einen Schlag für immer verändern würde. Um seinen Abschied zu feiern, ging er mit seinen Freunden in eine Disco, und dort war ein nettes Mädchen. Er dachte kurz nach und spendierte ihr dann einen Drink. Langsam kamen sie ins Gespräch. Er erfuhr, dass sie einen Freund hatte, und das Problem war da. Ihr Freund wurde eifersüchtig und wartete vor dem Club auf Christoph. Als dieser vor den Club trat, passierte es. Er bekam einen Schlag gegen das Kinn und fiel ohnmächtig zu Boden, schutzlos knallte er mit dem Kopf auf den Asphalt, von Hilfeleistung anderer zunächst keine Spur. Ein Krankenwagen brachte ihn ins Krankenhaus, in welchem er wegen der Verletzung und starker Hirnblutungen in ein künstliches Koma versetzt wurde. Als die Ärzte das künstliche Koma aufheben wollten, wachte er nicht mehr auf, und so wurde aus dem künstlichen Koma ein echtes! Vier ganze Monate lang, an deren Ende der lange Kampf zurück ins Leben erst anfing. Und dieser ist bis heute nicht abgeschlossen, was man ihm deutlich ansieht. Bis heute kämpft er auch noch für Gerechtigkeit und seine Lebensgrundlage, da ihm immer noch kein Schmerzensgeld bezahlt worden ist.
Doch er will sich nicht verstecken, weil er sich nur noch eine Sache wünscht: eine gewaltfreie Welt. Deswegen kommt er nun an die Schulen und erzählt seine Geschichte; um Mut zu machen und die Sinnlosigkeit von Gewalt zu betonen. Wir von UMLAUF wünschen Herrn Rickels alles Gute für seinen immer noch anstrengenden privaten Weg, und wir hoffen, dass er auch mit seinem Verein „first togetherness“ zufrieden und erfolgreich sein wird. Denn mit diesem setzt er sich dafür ein, dass Menschen lernen, gute Entscheidungen zu treffen und nicht das eigene und das Leben anderer zu gefährden.