Mitmachen, Wohlfühlen und Gewinnen: Fitness mit Paul Ezedunor

Sich immer wieder zum Sport zu motivieren, das fällt vielen schwer. Obwohl viele Leute den Vorsatz fassen, sich sportlich zu betätigen, verlieren die meisten leider bereits nach kurzer Zeit die Ausdauer, um weiterzumachen. Ein Grund, nicht aufzugeben, ist für viele der Ansporn einer Gruppe. Die Motivation, der Spaß und das Durchhaltevermögen erhöhen sich, wenn man das Training mit anderen Sportler:innen gemeinsam schafft. 

Auch im Stadtteil Wesertor bietet Paul Ezedunor verschiedene Fitness-Angebote an, sowohl Intervalltraining als auch Tae Bo, eben- falls eine Fitnesssportart, die Elemente aus Kampfsportarten mit einbezieht. „Sein abwechslungsreiches Training macht einfach richtig Spaß“, finden die Sportler*innen. Er sei außerdem sehr motivierend und lustig.

Angefangen hat Ezedunor mit dem Programm im September 2021. Während des Lockdowns trainierte er mit seiner Frau vor der Orangerie, alle Hallen waren schließlich geschlossen. Eine Nachbarin, die im Stadtteil arbeitet, bat ihn, sein Fitnessprogramm auch als Kurs anzubieten, und dies tut er nun seit über einem Jahr, vorwiegend im Wesertor.

Seine Kurse finden entweder vor der Orangerie oder, bei schlechtem Wetter, in der ACT-Halle statt. Aber auch am Auestadion und in Bad Wildungen ist Paul Ezidunor als Trainer aktiv.

Paul, den alle beim Sport nur beim Vornamen nennen, ist eigentlich Tänzer und tanzt seit über 30 Jahren. „Ich habe auch geboxt und beim Tanzen auch Modern Jazz gemacht, jetzt bin ich hier Kursleiter für Fitness“, erzählt er und fügt mit einem Lachen hinzu: „eigentlich kann ich von den Bewegungen her alles, weil ich vom Tanzen komme.“

Ihm und seinen zwei Zwillingsbrüdern gehört die Tanzschule „Body and Soul“ in Kassel, wobei Paul sich momentan vorwiegend auf seine Fitnesskurse konzentriert.

Sein eigenes Training, so erzählt er, mache er im Wald, es sei schließlich sehr wichtig, selbst in Form zu bleiben. „Ich muss mich fit halten für die Leute. Der anstrengende Teil des Jobs ist alles, was vorbereitet und danach gemacht wird und findet nicht während der Zeit statt, in der ich die Kurse mache. Diese sind nur Spaß für mich.“

Das Training beginnt pünktlich, ohne große Vorrede. Während Paul die Übungen vormacht und anleitet, läuft die ganze Zeit über Musik, teilweise auch bekannte Lieder in schnellerer Form im Re-Mix, sodass der Rhythmus besser zu den Übungen passt. Die meisten versuchen die Übungen zu der Musik auszuführen und es ist deutlich zu merken, dass die Musik zur Motivation beiträgt. 

Die Übungen auf dem Boden sind für Bauch und Po, wohingegen Übungen für Rücken, Schultern und Beine meist im Stehen ausgeführt werden. Alles ist jedoch mit dem eigenen Körpergewicht und ohne zusätzliche Geräte zu schaffen. 

Das liege daran, dass dieses Training wichtig für die inneren Muskeln sei, erklärt Paul. Training mit Geräten sorge zwar für „Mukkis“, aber Paul sagt auch: „Wenn man später alt wird, dann ist die Muskulatur, die man braucht, die innere Muskulatur, die man aber nicht unbedingt sieht.“ Diese werde durch das Training mit dem eigenen Körper gefordert, und daher basiert sein Programm auf eben diesen Übungen. 

Paul zeigt die Übungen und geht dann herum, macht währenddessen noch ein paar kleine Späße, er motiviert, weiterzumachen oder durchzuhalten und korrigiert gegebenenfalls. Die Korrektur sei wichtig, wenn man Sport alleine zuhause treibe, ohne ein Profi zu sein, dann führe man manche Übungen leichter falsch aus, und das könne negative Auswirkungen haben, erklärt er.

Seine Programme richtet er zudem möglichst immer nach den Teilnehmern*innen aus. „Ich achte immer auf den Fitnessgrad der Leute und nehme entsprechend Rücksicht oder fordere noch etwas mehr.“

So sei beispielsweise die Wiederholung der Übungen bei jedem individuell. Das Ziel besteht nicht darin, möglichst schnell zu sein, sondern die Übungen ordentlich und für den Körper gewinnbringend umzusetzen. „Dass man bei den Anstrengungen ein bisschen ins Schwitzen gerät, gehört eben auch dazu!“, stellt der Trainer heraus.

Auch Angela Ginkel ist dieser Ansicht. Die 36-Jährige kommt regelmäßig zu Pauls Kursen. Die Kombination aus Spaß und Anstrengung müsse sein, findet sie. Dazugekommen ist sie, weil zwei Freundinnen es ihr empfohlen hatten. Das Training macht ihr Spaß und sie fühlt sich auch von Paul sehr motiviert. „Deshalb komme ich jetzt auch allein hier her. Am Anfang habe ich mich schon schwergetan, alleine zu kommen“, berichtet sie. Jetzt sei es gar kein Problem mehr, eigenständig zu kommen. Ginkel sagt auch: „Die Atmosphäre ist immer sehr vertrauensvoll und harmonisch.“

Und wenn jemand aufgrund von fehlender Motivation keine Lust mehr hat und nicht mehr zum Training erscheint?

„Dann“, sagt Paul und lacht, „dann komme ich persönlich vorbei!“ „Also, im Ernst, wenn du nicht kommst, rufe ich dich an. Du gehst nicht ans Telefon, dann komme ich zu dir nach Hause auf einen Kaffee vorbei, ohne erwartet zu werden. Ich klingle und frage „Was ist los?“ Manchmal hatten sie/er es vergessen oder keine Lust, aber in der nächsten Woche kommen sie wieder“, sagt er entspannt und lachend, und genau diese offene und lustige Art scheinen seine Sportler:innen so sehr an ihm zu schätzen.

Er versucht stets beim Training eine gute Beziehung zu jedem aufzubauen, geht auf die Leute zu und macht seine Späße mit allen. Auf die Frage, was ihm an seinem Job denn so viel Spaß mache, antwortet er: „Die Menschen. Die Menschen und die Leidenschaft. Ohne die Leidenschaft dieser Menschen, die ich liebe, wäre ich schon nach Amerika oder Afrika zurückgegangen. Ich habe so viele Angebote gehabt, aber die Liebe hier ist sehr gewachsen. Ich habe so viele Menschen kennengelernt, ich habe über 200 Leute, die ich betreue, und ich sehe es in deren Augen wie wichtig das hier für sie ist“. Auch Paul sieht man die Freude am Training an.

Das klingt nach einem sehr entspannten Beruf. Dennoch stellt er heraus, dass die Anstrengung für ihn nicht im Training, sondern in der Vor- und Nachbereitung liegt.

Sport hat in Pauls leben einen hohen Stellenwert. „Die erste Priorität von Sport ist für mich Disziplin. Wenn du die nicht hast, bist du nicht glücklich. Ich denke, Disziplin ist das einzige, was die Menschen zusammenhält.“ 

So wie es scheint, ist er nicht der einzige, der das so sieht, wenn man nach dem anstrengenden, durchaus harten und disziplinierten Fitnesstraining in die verschwitzten, aber glücklichen Gesichter der Sportler:innen und ihres Trainers Paul Ezedunor schaut. 


  • Tamina Fohrmann

    Tamina spielt Basketball, Tischtennis und Geige, forscht und gärtnert. Sie interessiert sich sehr für Psychologie, Ernährung und Jura. Sie liebt es, zu lesen, zu schreiben und Zeit draußen mit Freunden zu verbringen. Ungerechtigkeit kann sie überhaupt nicht leiden.



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