Modeopfer

Erst ein Fabrikeinsturz und dann ein neuerliches Unglück in Bangladesch: ein Brand in einer Industrieanlage. Am 24. April 2013 und nur zwei Wochen später sind dort insgesamt über 1.000 Menschen zu Tode gekommen, und das nur wegen der Herstellung von Billigkleidung. Die Menschen westlicher Länder und auch wir Deutschen wollen immer die neuste Mode tragen und müssen sehr häufig nicht einmal viel dafür ausgeben. Outlets bieten uns unsere Kleidung viel preiswerter an und auch die Anbieter wollen, dass wir immer mehr kaufen. 

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Wie fair wird unsere Kleidung hergestellt?

Verarmte Arbeiter, darunter auch Kinder aus Entwicklungsländern zwischen 10 und 14 Jahren, opfern oftmals ihre Gesundheit für unsere Kleidung, denn die Arbeitsbedingungen in diesen Ländern sind sehr schlecht: In engen und dunklen Räumen befinden sich zu viele Näher. Es scheint, als seien diese Orte Gefängnisse, denn die Arbeiter schuften bis in die Nacht. Fenster und Türen sind verschlossen, darunter auch die Notausgänge. Die mangelnde Sicherheit ist somit zwangsläufig ein großes Thema. Hinzu kommt, dass alle meist einen sehr niedrigen Lohn erhalten und deshalb dazu gezwungen sind, Überstunden zu machen. Begriffe wie Arbeitsstundenvergütung und Urlaub sind diesen Menschen nicht bekannt.

Oft kaufen wir uns neue T-Shirts oder Hosen, ohne zu wissen, wer und was sich hinter der Produktion verbirgt. Schockierende Beispiele gibt es in ausreichender Menge: Zahlreiche Marken, die in Deutschland einen großen Namen haben (zum Beispiel C&A, H&M, Primark, Zara, KIK), sind in ihrer Geschichte bereits mit grausamen Fakten über die Produktion billiger Kleidung in Verbindung gebracht worden. Was jedoch immer wieder in Reportagen aufgedeckt und den Zuschauern schonungslos präsentiert wird, interessiert die meisten Konsumenten aber während ihrer Shopping-Touren nicht. Sie haben den Fernseher und ihr für einen Moment aufgeblitztes schlechtes Gewissen ausgeschaltet und kaufen wenige Tage später wieder das Günstigste, was ihnen in die Hände kommt.

Jede Firma will so preiswert wie möglich produzieren. Zu einer solchen Produktion kommt es in der Regel in China, Indien und vor allem Bangladesch. Aber nicht nur die Produzenten, auch wir als Verbraucher tragen Verantwortung. Jeder Mensch sollte doch eigentlich so weit denken können, niemals etwas zu tun, worunter andere Menschen leiden müssen. Doch was liegt überhaupt in unserer Hand? Eine Möglichkeit besteht sicherlich darin, den Kauf gewisser Marken zu boykottieren. Dies kann dazu führen, dass die Produzenten zum Nachdenken gezwungen werden und folglich bessere Arbeitsbedingungen in ausländischen Fabriken schaffen, damit die Menschen, die für einen Hungerlohn arbeiten, wenigstens unsere Modeeinkäufe nicht mit ihrem Leben zahlen müssen. Zu diesem Thema, das fast alle betrifft, weil jeder schick und meistens auch top-aktuell gekleidet sein möchte, haben wir zwei Schülerinnen aus der Klasse 9b gefragt, ob sie generell darauf achten, was sie kaufen, und was sie von dieser gefährlichen Arbeit halten bzw. gerne verbessern oder ändern würden.

Louisa H. (9b) sagt hierzu: ,,Nein, eigentlich achte ich nicht richtig darauf, welche Kleidung ich kaufe und woher sie stammt. Ich habe

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Schnäppchen um jeden und zu jedem Preis?
zwar davon gehört, aber wo kann solche Kleidung fair verkauft werden? Ich glaube, es gibt schon ein paar Läden, aber dort muss man auch ziemlich viel Geld ausgeben.“ Auch Paula S. (9b) äußert sich zu diesem Thema: ,,Eigentlich kaufe ich kaum Klamotten, und wenn, dann achte ich meistens darauf, wie sie hergestellt werden. Ich halte nichts von dieser unsicheren Arbeit, denn es ist einfach menschenunwürdig und unfair. Ich finde, man sollte darauf drängen, dass es eine ordentlich Bezahlung gibt und nicht bis in die Nächte gearbeitet werden soll. Außerdem ist es wichtig, dass es ein sicherer Arbeitsplatz ist.“

Unserer Englisch- und Französischlehrerin Frau Emde geht es ähnlich: ,,Wenn ich mir Sachen kaufe, habe ich dann doch ein schlechtes Gewissen, aber was soll man tun? Wie fair werden die anderen Kleidungsstücke hergestellt? Es gibt ja selten „Made-in-Germany“-Kleidung. Es sollte auf jeden Fall für alle Hersteller, die bei uns ihre Kleidung verkaufen, europäische oder deutsche Standards geben.“

Dass wir Europäer deutlich davon profitieren, dass Menschen in ärmeren Ländern in der Kleidungs-Produktion ausgebeutet werden, scheint also allen, mehr oder weniger, bewusst zu sein. Doch wie viel Bewusstsein ist bei uns noch vorhanden, wenn wir Einkaufen gehen? Wie viel davon setzen wir tatsächlich in die Tat um? Stimme hierzu in unserem aktuellen Voting ab!