Wenn du einen Apfel siehst, dann siehst du meist eine rote oder grüne Kugel. Aber sehen andere die Farbe vielleicht als Blau und haben diese Farbe von Geburt an mit dem Namen Rot gelernt? Ist das Weiß der anderen vielleicht ein Schwarz und sie sagen, es sei hell, weil sie es so gelernt haben? Nachdem du diesen Artikel gelesen hast, könnte es sein, dass du alles, was du je mit deinen eigenen Augen gesehen hast, infrage stellst.

Um zu erkennen, ob wir alle überhaupt dieselben Farben sehen, müssen wir erst einmal verstehen, wie das menschliche Auge Farben sieht. Jeder, der im Dunkeln schon einmal gegen etwas gelaufen ist, zum Beispiel gegen einen Tisch, weiß, dass wir Licht brauchen, um richtig zu sehen. Licht besteht aus verschiedenen Wellenlängen, und genau das kann man sehen, wenn man ein Prisma dagegen hält. Wellenlängen sind wirklich Längen, die man sogar messen kann. Die Farbe Blau hat zum Beispiel eine Wellenlänge von 490-450 Nanometern (1 Nanometer = 0,001 Mikrometer, 1 Mikrometer = 0,001 Millimeter); das bedeutet, dass die Farbe tatsächlich eine messbare Länge hat. Wenn Licht auf eine Banane trifft, dann absorbiert die Banane ein wenig davon und reflektiert den Rest wieder zurück. Welche Wellenlängen von einem Gegenstand absorbiert werden, ist natürlich von Gegenstand zu Gegenstand unterschiedlich. Bei einer Banane reflektieren Wellenlängen zwischen 590 und 560 Nanometern zurück, und das ergibt dann die Farbe Gelb. Und diese reflektierten Wellenlängen bestimmen dann, welche Farbe du siehst. Denn wenn das Licht auf das menschliche Auge trifft, kommen die sogenannten „Zapfen“ ins Spiel. Dies sind Zellen, welche in deinem Auge sitzen, und sie sind spezialisiert darauf, auf Licht zu reagieren. Im Normalfall haben Menschen 6-7 Millionen davon, aber nicht alle sind gleich, sondern es gibt drei verschiedene Arten: solche, die empfindlich auf Rot reagieren, andere, die auf Blau reagieren, und ein paar, die auf Grün reagieren. Und wenn das Licht, das auf die Banane geschossen wurde, auf unser Auge trifft, reagieren diese Zapfen. Genau diese sind dann verschieden stark betroffen und senden ein Signal in das Gehirn, wo es dann verarbeitet wird; am Ende sehen wir dann eine Farbe. In diesem Falle: Gelb.

Nicht alle Menschen sehen Farben gleich. Ein Beispiel dafür ist die Farbenblindheit. Jeder zwölfte Mann und knapp ein Prozent aller Frauen weltweit sind farbenblind. Wenn eine Person Tritanopie hat, sieht sie Grün als einen gewissen Grauton. Sie lernt, diesen Grauton, wie alle anderen auch, „Grün“ zu nennen. Dies geschieht, ohne dass sie weiß, dass derjenige, mit dem sie gerade spricht, etwas anderes sieht. Doch Farben existieren nicht wirklich beziehungsweise außerhalb unserer Wahrnehmung. Denn im Gegensatz zu Gravitation, welche sich auf alle Lebewesen gleich auswirkt, entstehen Farben nur in unserem Kopf. Wie bereits festgestellt, können Menschen nur ein gewisses Spektrum an Farben sehen. Aber ist gibt auch noch andere Lebewesen mit anderen Zapfenarten. Zum Beispiel haben Vögel vier Arten von Zapfen und der Fangschreckenkrebs hat sogar zwölf verschiedene Arten davon. Alle diese Tiere haben eine andere Farbwahrnehmung als wir. Woher sollen wir aber nun wissen, ob das Rot eines Apfels dasselbe ist wie das, was andere sehen? Die Antwort ist: gar nicht! Und das bedeutet, dass du mit allen Farben, die du siehst, vielleicht alleine bist. Vielleicht siehst du Blau kräftiger als alle anderen Farben und deswegen ist es deine Lieblingsfarbe, aber jemand anderes sieht Blau anders und denkt sich: „Die Farbe finde ich jetzt nicht so toll.“ Also ist alles was du siehst, absolut einzigartig!