Wir sind es wert!

Von unseren Redakteuren Eike Plhak und Jakob Traxel

Am 26. März war der Königsplatz in der Innenstadt Kassels voller als an einem normalen Mittwochvormittag. Es fuhren keine Straßenbahnen, denn die Fahrer der KVG befanden sich mit tausenden anderen Arbeitnehmern des Öffentlichen Dienstes auf eben jenem Platz, um für eine Lohnerhöhung zu demonstrieren. Dabei wurden die aus ganz Nordhessen stammenden Arbeiter unterstützt vom ver.di-Bundesvorsitzenden Frank Bsirske. Warnstreik und Kundgebung waren die Fortsetzung des Streiks vom 18. März. Spazierte man durch die Stadt, fiel sofort die große Menschenmenge auf.

Azubis Wir sind es wert
Die demonstrierenden Auszubildenden auf dem Königsplatz

Insgesamt waren es etwa 5500 Menschen, die sich dort versammelt hatten, um zu demonstrieren. In der Mitte des Königsplatzes stand eine große Bühne, auf der die Vertreter der Gewerkschaft ver.di (Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft) ihre Reden hielten. Zuvor waren aus verschiedenen Teilen der Stadt die Streikenden in drei großen Gruppen hierher marschiert. Eine Gruppe war am Rathaus gestartet, eine am Klinikum Kassel und die dritte am Betriebshof der KVG in der Sandershäuser Straße.

Annika Dietz
Die Krankenschwester Annika Dietz
Denn nicht nur KVG-Bedienstete streikten, sondern auch Personal des Krankenhauses und der Stadtverwaltung. Jede Gruppe hatte auf dem Königsplatz einen eigenen Stand. Natürlich waren nicht nur voll ausgebildete Arbeitnehmer vor Ort, sondern auch „Azubis“. Für Letztere setzt sich Annika Dietz von der ver.di-Jugend Nordhessen ein und forderte unter großem Beifall Verbesserungen wie zum Beispiel die Übernahme aller Auszubildenden nach Abschluss der Lehre sowie die Erhöhung der Ausbildungsvergütung, da „das Leben immer teurer wird“. Ein Interview mit ihr könnt ihr im Video unter dem Artikel ansehen.

Als der Bundesvorsitzende der ver.di, Frank Bsirske, die Bühne betrat, brannten laute „Wir sind es Wert!“-Rufe auf, und überall auf

Frank Bsirske
Der Bundesvorsitzende von ver.di bei seiner Rede
dem Platz wurden Banner und Plakate hochgehalten und Fahnen mit Logos und Sprüchen geschwenkt. Die Rede Bsirskes war die längste an diesem Vormittag, und in ihr ging er auch auf ein Interview mit Thomas de Maizière ein, der es für eine Anmaßung hält, dass überall in Deutschland Streiks im Öffentlichen Dienst stattfinden. „Niemand kann sich einen solchen Abschluss leisten“, habe de Maizière in diesem Interview gesagt, so Bsirske. Natürlich ging ein lautes Raunen durch die Menge, da Politiker im Bundestag erst kürzlich eine Diätenerhöhung von fast 900 Euro beschlossen haben. Weiter nannte der ver.di-Vertreter missglückte Sparmaßnahmen seiner Heimatstadt Berlin und lobte die zahlreichen Streiker für ihr Erscheinen. Danach hatten noch Vertreter der ver.di aus Kassel und Nordhessen ihre Auftritte.

Große Kamera
Die ‚großen‘ Kameras des Fernsehens
Da an diesem Mittwoch der Fokus der Streiks auf Nordhessen lag, gab es ein relativ großes Medienaufgebot. So sah man vor der Bühne nicht nur Fotografen der regionalen Tageszeitungen, sondern auch große Fernsehkameras der ARD und des ZDF.
Alles in allem lässt sich sagen, dass die Demonstration gut besucht war und dass die Arbeitnehmer ein Zeichen für Lohnerhöhung setzen konnten, die, laut Bsirske „eine Anpassung an die allgemeine Lohnentwicklung in Deutschland“ verdient haben.

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