Von unserer Gastredakteurin Larissa Rudolph
Sudoku- das kennt (fast) jeder! Das gibt es jeden Tag in der Zeitung. Eine Sudoku-Weltmeisterschaft- da wird es schon schwieriger. Gibt es die tatsächlich? Ja, und zwar fand die letzte vom 16.-23. Oktober in Senec in der Slowakei statt. Larissa Rudolph aus der E02 konnte letztes Jahr daran teilnehmen, nachdem die deutsche Jugendmeisterin abgesagt hatte und sie als deutsche Jugendvizemeisterin einspringen durfte. Im Rückblick beschreibt Larissa, was sie während der einen Woche bei der 11. Sudoku-Weltmeisterschaft in Senec (Slowakei) alles erlebt hat. Viel Spaß beim Lesen!
Um 4.00 Uhr morgens machen meine Eltern und ich uns auf den Weg in die Slowakei und kommen nach einer langen Autofahrt um 15.00 Uhr im Hotel in Senec an. Nach dem Check-in werde ich sofort mit T-Shirt, Federmäppchen, Bleistift, Radierer, Spitzer, Kuli und einem Ausweis ausgestattet. Also alles Dinge, die in der nächsten Zeit wichtig für mich sein werden. Gleich beim ersten gemeinsame Abendessen fasziniert mich das bunte Durcheinander: viele Sprachen aus unterschiedlichen Nationen sind vertreten. Zum Glück findet aber der Wettbewerb auf Englisch statt, der am nächsten Tag in die erste Runde gehen wird. In Form von Flaggen sortiert, finden wir uns an unseren Tischen ein. Viele sind schon da, andere kommen sehr spät, jeder bereitet sich also unterschiedlich vor. Ich sitze an einem Tisch neben Österreich. So, kurz vor 9.00 Uhr, meine Aufregung steigt unglaublich, alle sind sehr angespannt! Die Sudokuhefte für die erste Runde werden ausgeteilt, Name, Land, Nummer und Team eingetragen, dann kurze Begrüßung und … drei, zwei, eins, Start! Los geht es, aber die Sudokus sind gar nicht so einfach. Und jetzt? Wahllos fange ich irgendwelche Sudokus an und breche wieder ab. Entschluss: erst einmal die leichteren Sudokus lösen, um überhaupt Punkte zu bekommen. Die Zeit habe ich dabei immer im Auge. Sehr schnell gehen die 40 Minuten zu Ende. Stopp, Stifte fallen lassen, Heft abgeben, Ende. Na ja, ein paar Punkte habe ich wohl geschafft.
Runde 2: schon besser, Standard-Sudokus. Runde 3: Dauert über eine Stunde, läuft ganz gut. Runde 4: große Aufregung im Saal, ein „Tredoku“. Kennt Ihr das? Ich jetzt schon. Es ist ein großes Sudoku in 3D-Schlangenform, fast endlos lang. Es mach Spaß und funktioniert erstaunlich gut. Runde 5: Die „Aliens“ sind da! Sudokus mit falsch vorgegebenen Informationen, die man finden muss und nicht beachten darf. Eine Null-Runde für mich. Falsche Sudokus lösen?! Es folgen zwei weitere Runden und dann endlich eine Pause. Die beiden nächsten Runden sind Teamrunden mit je vier TeilnehmerInnen eines Landes. Vorher besprechen wir eine Strategie, aber diese Runden sind definitiv schwieriger als die Einzelrunden. Wir bekommen in Runde 8 leere Sudokus, in Runde 9 müssen wir Puzzleteile in Sudokus einfügen. Die Zeit geht viel zu schnell herum, aber für unser Team läuft es ganz gutAm nächsten Tag läuft es fast wie zuvor: In den Runden 10, 11 und 12 müssen wir längst nicht nur Sudokus lösen, sondern auch einfügen,ausrechnen, weiterführen und übereinander puzzlen. Danach folgten wieder zwei Teamrunden, Runde 13 heißt „Sudokus von A – Z“. Immer zwei haben eine identische Lösung, diese Paare müssen wir finden und mindestens eines richtig lösen. Runde 14, die letzte Runde, die Sudokus gehen ineinander über…und am Ende dieser Runde ist die Weltmeisterschaft schon zu Ende. Ich bin ein bisschen traurig, denn obwohl alles sehr schwierig war, hat es sehr viel Spaß gemacht.
Unser dritter Tag ist also wettbewerbsfrei. Die Slowakei möchte sich vorstellen und hat für alle Teilnehmer und Begleiter eine ganztägige Sightseeing-Tour organisiert. Wir fahren mit einem Bus über Land. Die Natur ist hier bergig und man sieht viel Weinanbau. Erster Zielort ist die Stadt Pezinok, wo wir eine traditionelle Töpferei besuchen. Alle Arbeitsschritte vom Töpfern bis zur Bemalung mit der Hand werden uns erklärt und gezeigt. Dann dürfen wir uns sogar einmal selbst an der Drehscheibe versuchen. Auch Bratislava steht auf unserem Tagesplan. Hier besuchen wir die Burg, das Wahrzeichen der Stadt, die, so sagt man, wie ein umgedrehter Tisch aussieht. Von hier aus geht es weiter zu Fuß durch die Altstadt mit einer englischsprachigen Reiseleiterin. Sie zeigt uns Sehenswürdigkeiten und wir erfahren viel über die Geschichte des Landes. Ein interessanter Tag, der mit einem Fototermin der deutschen Mannschaft und dem Abschlussdinner mit Siegerehrung zu Ende geht.
China ist am Ende die Nation, die die meisten Pokale in allen Kategorien erhält. Das hängt wohl damit zusammen, dass Sudoku in den letzten Jahren an den Schulen eine immer größere Rolle spielt und das Weiterkommen vom Staat sehr gefördert wird. Den Weltmeistertitel erhält aber Tiit Vunk aus Estland. Herzlichen Glückwunsch! Ich belege den Platz 206 von 213 der inoffiziellen Weltrangliste, in der Sprinterwertung schaffe ich sogar den Rang 197. Meine Mannschaft, Team C aus Deutschland, erreicht Platz 47 von 58.
Für mich steht fest, dass die Teilnahme an der Weltmeisterschaft definitiv eine richtige Entscheidung war. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht und ich habe interessante, aber auch sonderbare Menschen kennengelernt (eine Finnin, die in den Pausen Yoga-Übungen macht; ein kleiner koreanischer Junge, nicht älter als 10 Jahre, der während der Wettbewerbsrunden Lieder summt und mir Süßigkeiten anbietet).
Mit meinen Ergebnissen bin ich zufrieden. Mein Ziel, nicht Letzte zu werden, habe ich erfüllt. Auf jeden Fall möchte ich mich in diesem Jahr wieder qualifizieren und habe mir bei der Weltmeisterschaft Sudoku-Hefte zum Trainieren gekauft. Noch einmal an einer Weltmeisterschaft teilzunehmen, ist für mich ein Traum. Meine Erlebnisse bei dieser Weltmeisterschaft werde ich nie vergessen!