Drei Monate nach dem Unwetter – Rückblick und Bestandsaufnahme

Am Eingang Goethe I/ Bürgistraße

Donnerstag, 22.06.2023, 16 Uhr. Die Nachrichtensender hatten bereits vor einem heftigen Unwetter gewarnt. Es fing an zu regnen und in und um Kassel war das Donnern immer lauter zu hören, während bei uns noch die mündlichen Abiturprüfungen stattfanden. Plötzlich erschien eine Nachricht auf dem Handy. Der Deutsche Wetterdienst dwd hatte eine Warnmeldung an die Menschen in der Landesmitte Deutschlands, unter anderem auch hier in Kassel, geschickt. Die Nachricht warnte vor starkem Unwetter und Orkanböen. Um kurz vor 17 Uhr wurde es stockdunkel; das lag an der Superzelle, einer riesigen Gewitterwolke, die an diesem Tag über Kassel zog. Sie erzeugte in
Kassel starken Regen und Hagel, der teilweise tennisballgroß war. Außerdem gab es sehr extremen Wind und Orkanböen. Insgesamt also braute sich hier ein Unwetter zusammen, das viele Menschen aus ihrem Alltag riss.
Viele mussten sich an diesem Nachmittag in Läden, Tankstellen oder anderen Gebäuden unterstellen, Autofahrer mussten schnellstmöglich anhalten und schon nach wenigen Minuten waren Straßen, unter anderem rund um Eisenschmiede und Katzensprung, überflutet. Der Weg nach Hause oder woanders hin, mit Auto, Bahn oder Bus, war erst einmal undenkbar. Starker Regen sowie Windböen und Hagel dauerten für längere Zeit an und ein Chaos entstand in vielen Teilen Kassels. Einige Menschen erlitten durch den Hagel
Platzwunden und die Feuerwehr und Polizei, die reichlich beschäftigt waren, hatten Probleme, die Einsatzorte zu erreichen. Die Schäden, die der Sturm erzeugt hatte, konnte man überall noch Tage später erkennen. Auch bei Instagram und TikTok wurden unheimliche Fotos und Videos von umgekippten Bäumen und vor allem überschwemmten Straßen gepostet. Überall auf den Straßen lagen Äste und Blätter, auf jedem zweiten Auto konnte man
Dellen vom Hagel erkennen und viele Keller waren vollgelaufen. Auch das Goethe-Gymnasium war betroffen und Räume wurden aufgrund von Wasserschäden unbetretbar.

Mittlerweile sind fast 14 Wochen vergangen, doch am Goethe-Gymnasium sind die Schäden immer noch deutlich sichtbar. Teilweise sind ganze Gänge unbetretbar und viele Schüler müssen, bedingt durch notwendig gewordene Raumwechsel, zwischen den beiden Goethe-Gebäuden hin und her pendeln. Für einen genaueren Einblick zur aktuellen Sachlage haben wir Herrn Niederlücke, unseren stellvertretenden Schulleiter, befragt.

Die Naturwissenschaften

UMLAUF: Wo genau sind die Schäden?

Herr Niederlücke: Im Gebäude Goethe I befindet sich der größte Schaden im naturwissenschaftlichen Bereich. Alle außenstehenden Physikräume und zwei Übungsräum sind betroffen. Nur noch einer von drei Chemieräumen ist benutzbar. Im Flur stehen überall Trockengeräte. Viele Möbel sind kaputt, in mehreren Räumen muss der Boden erneuert werden und es gibt Stellen, wo immer noch Wasser von der Decke tropft. Im Flur, der zu den Biologieräumen führt, sind die Türen durch das Wasser aufgequollen und nicht mehr schließbar. Die Musik- und Kunsträume werden eher wieder benutzbar sein, da diese weniger schwer betroffen sind. Es gibt ein paar Stellen, die noch übergestrichen werden müssen. Insgesamt betrachtet, gibt es im Gebäude Goethe I weniger Schäden als am Standort II. Dort ist die Sporthalle schwer beschädigt worden. Das Dach wurde durch die Hagelkörner zerschlagen und der viele Regen ließ den Schwingboden, der sich in der Halle befindet, aufquellen. Das größte Problem ist, dass sich gesundheitsschädlicher Schwarzschimmel in der Sporthalle gebildet hat. 

UMLAUF: Wie genau sind die Schäden entstanden?

Herr Niederlücke: Am Standort I gibt es auf der Hinterseite ein Flachdach. Da dieses schon älter und auch morsch ist, hat der Hagel, der teilweise faustgroß war, das Dach durchschlagen und riesige Löcher erzeugt. Da es bei dem Unwetter extrem stark regnete, gelangten große Mengen an Wasser in das Dach und verteilten sich. Dabei lief es auch in die verschiedenen Stockwerke. Im naturwissenschaftlichen Bereich gibt es im Dach eine Oberlichthaube, welche auch vom Hagel zerschlagen wurde, wodurch auch dort größere Mengen Wasser ins Gebäude gelangten. Die Wassermenge war so enorm, dass sich teilweise immer noch Wasser vom Unwetter in bestimmten Bereichen befindet

UMLAUF: Ist es gefährlich, die abgesperrten Bereiche zu betreten?

Herr Niederlücke: An sich ist es nicht gefährlich die Bereiche in Goethe I zu betreten. Allerdings sind die Räume
leergeräumt und somit nicht zum Unterrichten geeignet. Zwischen den Fluren befinden sich
Folientüren und in den Fluren stehen Geräte zur Reparatur, welche die Fluchtwege versperren,
weswegen diese Bereiche auf absehbare Zeit nicht betretbar sein werden. In Goethe II sieht das anders
aus. Der Schwarzschimmel, der sich in der Sporthalle gebildet hat, ist sehr gefährlich. Er ist
schädlich für die Atemwege und kann krebserregend wirken.

UMLAUF: Wie lange wird es dauern, bis die beschädigten Bereiche wieder benutzbar sind?

Herr Niederlücke: Leider kann man bisher noch nicht sagen, wie lange es dauern wird. Bisher wurden die Schäden an Goethe I aufgenommen. Der Boden wurde teilweise schon rausgerissen und alte Möbel wurden entsorgt. Mit großem Glück werden die beschädigten Bereiche im 2. Halbjahr wieder benutzbar sein. Allerdings sieht das bei der Sporthalle am Standort II anders aus. Es wird vermutet, dass der Bereich bis zum nächsten Schuljahr oder noch länger abgesperrt sein wird. Aufgrund des entstandenen Schwarzschimmels muss die Raumluft analysiert und gründlich geprüft werden. Zudem muss dort der gesamte Boden erneuert werden.

UMLAUF: Vielen Dank für das Interview und die Führung durch die abgesperrten Bereiche.