Jeder Mensch sollte sich eigentlich über ein Feedback freuen: eine Rückmeldung zu seiner Arbeit, seinen Fähigkeiten oder möglicherweise seinen Schwächen. Ein solches Feedback setzt jedoch voraus, dass die Person auch ein Feedback bekommen möchte und den persönlichen Nutzen erkennt. In der Schule bekommen jedoch meist nur Schülerinnen und Schüler ein Feedback – zwangsweise – nämlich als Note auf dem Zeugnis. Aber was ist mit den Lehrern und der Schulleitung? Welcher Schüler traut es sich schon, einen Lehrer zu kritisieren, der ihm später eine Zeugnis- oder sogar Abiturnote gibt?
Alles online:Die Feedbackplattform unserer Schule |
Dieses Abhängigkeitsgefühl, das hin und wieder auch den Wunsch nach besserem Unterricht verstummen lässt, soll nun an unserer Schule durchbrochen werden, getreu dem Motto: Feedback sollte für jeden als Geschenk betrachtet werden!
Jedoch zuerst zu dem Begriff: Was bedeutet „Feedback“? Feedback meint Rückkoppelung, also eine Rückmeldung darüber, wie das Verhalten eines Menschen auf andere wirkt. Ein Schülerfeedback bezieht sich beispielsweise auf die Art des Unterrichts und das Lehrer-Schüler-Verhältnis. Bei einem Schulleitungsfeedback werden Meinungen der Lehrkräfte über die Tätigkeiten des jeweiligen Schulleitungsmitgliedes eingeholt.
Unter der Leitung von Frau Louran-Pergantis, Lehrerin für Deutsch und Politik, entwickelten neun Lehrerinnen und Lehrer sowie Erik Tuchtfeld von der Schülervertretung Fragebögen für ein Feedbackverfahren an unserer Schule. Die Fragen beziehen sich auf das Lehrer-Schüler-Verhältnis und die Lernatmosphäre. Die Idee für ein solches Projekt entstand durch einen Zeitungsartikel in „ Die Zeit“ über eine Schule in Brandenburg, die ein sehr erfolgreiches Feedbackprojekt durchführt. Im Schuljahr 2010/11 wurde dann mit freiwillig teilnehmenden Lehrkräften ein erstes Pilotprojekt an unserer Schule gestartet und erfolgreich evaluiert, sodass die Gesamtkonferenz einem nun verbindlichen Durchgang für das Schuljahr 2011/12 inklusive Schulleitungsfeedback zustimmte.
In Form eines Fragebogens durften also dieses Jahr rund 480 SchülerInnen der Mittelstufe ihre Lehrer bewerten. Zuvor hatten die jeweiligen Fachlehrer ihnen verschiedene Zugangscodes ausgeteilt, mit denen sich die Schüler bei „feedback-goethe.de“ einloggen und auf die Fragebögen zugreifen konnten. „Ich finde die Idee eines Feedbacks für die Lehrer gut, aber es kann nur funktionieren, wenn alle Schüler fair urteilen, anstatt sich für eine schlechte Note zu rächen“, berichtet Sascha Richter, Schüler der Klasse 9d. Bei einem anonymen Feedback könne man endlich einmal seine Meinung preisgeben und dadurch den Unterricht gegebenenfalls verbessern, äußert Luisa Koch, Schülerin der Klasse 9f. Das Besprechen der Ergebnisse sei die perfekte Möglichkeit dafür. Die Lehrer veranschaulichten die Ergebnisse und es werde über verschiedene Lösungsmöglichkeiten diskutiert.
Feedback-Gruppe: Frau Lempp, Frau Emde, Herr Dietwald, Frau Miketiuk, Frau Fischer, Herr Jost, Frau Louran-Pergantis, Erik Tuchtfeld (v.l.n.r.)
Zur Zeit der Schülerfeedbacks durften die Lehrer ihrerseits der Schulleitung ein Feedback geben. Dies geschah wie bei den Schülern über die Internetseite „feedback-goethe.de“.
Was passiert mit den Auswertungen des Feedbacks?
Sie verschwinden nicht etwa in einer Schreibtischschublade, sondern jeder teilnehmende Lehrer hat seinerseits einen Zugangscode erhalten, um seine Ergebnisse abzurufen. Auch die Schulleitung sei gespannt auf ihre Ergebnisse und werde sich intensiv mit ihnen befassen, erklärte Frau Keil-Fuhr. Planmäßig sollten diese Ergebnisse den Lehrern noch im Dezember zugängig gemacht werden, um eine mögliche Optimierung vorzunehmen. Wie auch bei dem Schülerfeedback sei bei dem Schulleitungsfeedback die Kommunikation der einzelnen Parteien sehr wichtig, betonte Herr Scharvogel, Musik- und Erdkundelehrer an unserer Schule.
Herr Knöpfel, Lehrer für Mathematik und Musik, erläuterte: „Ein Feedback zu bekommen ist immer gut, jedoch sollte jeder Lehrer mit seinen Schülern über die Ergebnisse sprechen, besonders wenn es viele negative Bewertungen bei einer Frage gegeben hat. Allerdings sind verschiedenen Lehrern auch unterschiedliche Dinge wichtig, der eine legt Wert auf ein gutes Lehrer-Schüler-Verhältnis, der andere auf einen produktiven Unterricht.“ Wichtig sei außerdem, dass man in einiger Zeit noch einmal überprüft, ob sich etwas verbessert hat. Diese Gespräche sollen im Februar und März 2012 stattfinden.
„Feedback ist nur eine von vielen Möglichkeiten, um offen in ein Gespräch auf Augenhöhe zwischen Schülern und Lehrern einzusteigen und den Unterricht zu verbessern“, schilderte Frau Louran-Pergantis, Leiterin der „Arbeitsgruppe Feedback“.
Im nächsten Jahr wird es dann ein Eltern- und ein Oberstufenfeedback geben, um auch den Unterricht anderer Jahrgänge zu optimieren, aber auch einmal zu sehen, welche Dinge bereits gut laufen. Doch zuerst gibt es die Rückmeldungszeit Anfang 2012 zum diesjährigen Feedback, denn was bringt ein Feedback, das nichts verbessert? Nichts! So bleibt zu hoffen, dass alle Beteiligten den Nutzen dieses Projektes erkennen und offen für Veränderung sind, auch wenn es an einigen Stellen sicherlich nicht einfach ist.