Jedes Jahr wird er oder sie neu gewählt – unser*e Schülersprecher*in. Warum? Durch dieses Amt, das die Leitung der SV übernimmt, haben wir als Schülerschaft aktiv die Möglichkeit, etwas zu bewirken und uns einzubringen.
Dieses Jahr ist Ahmad Aboud unser Schülersprecher geworden, dementsprechend wollen wir ihn persönlich, aber auch seine Ziele und Vorhaben für unsere Schule genauer kennenlernen.
Warum wolltest du unser Schülersprecher werden?
Man kann damit anfangen, dass ich den Plan, Schulsprecher zu werden, schon vor fünf Jahren, also seit der sechsten Klasse, hatte, aber damals war es noch Spaß. Damals war es noch, um einfach mal etwas Neues auszuprobieren. Mittlerweile habe ich den Gedanken gar nicht mehr, doch damals war ich eine andere Person und deswegen war es für mich nicht realistisch. Mittlerweile weiß ich, wie ich meinen Plan mit meinem Leben strukturiere, sodass Schulsprecher sein und die Schule zusammenpassen. Ich finde es generell schön, dass Schulsprecher zu sein auch für mich eine neue Erfahrung ist, und ich erhoffe mir natürlich davon, dass ich diese auch in meinem späteren Leben verwenden kann. Ich war in den letzten Jahren immer jemand, der gerne etwas leitet, bzw. organisatorische Strukturen im Kopf hat. Ich konnte jetzt Schülersprecher werden, weil ich letztes Jahr SV-Erfahrungen sammeln durfte.
Erzähl uns bitte etwas zu deiner Person.
Meine Persönlichkeit hängt in einer gewissen Art mit diesem Schulsprecher-Sein zusammen, weil ich viel Motivation habe und auch in den letzten Jahren sehr viel mit organisatorischen Sachen und Struktur zu tun hatte. Ich leite sehr gerne Dinge und würde mich als eine Person beschreiben, die zurückhaltend ist, aber nicht inaktiv, sondern einfach Situationen beobachtet und dann für sich schaut, was gut und was schlecht ist. Ich interessiere mich schulisch seit Jahren für die Naturwissenschaften, vor allem für Mathe. Mathe mache ich leidenschaftlich gern und wenn ich Hausaufgaben bekomme – das ist für viele unvorstellbar – sind sie in Mathe für mich wirklich etwas sehr Positives.Ich versuche auch, eine Person zu sein, die nett herüberkommt und mit allen Menschen gleich und fair umgeht, auch mit Leuten, die mir schaden möchten. Es geht mir besser, wenn ich Probleme mit Worten lösen kann, denn mich belastet es sehr, Konflikte zu haben. Das alles beschreibt meine Persönlichkeit.
Wie war der Wahlkampf für dich?
Es war sehr überraschend und interessant für mich, weil ich nicht mit der Zahl der Stimmen, die ich bekam, gerechnet hatte, sondern damit, dass das Ergebnis viel klarer ist. Ich finde, ich war eine Person, die eher zurückhaltend war, die nicht allzu sehr in die Klassen oder Jahrgänge gegangen ist und für sich geworben hat, sondern eher darauf fokussiert war, in den Reden zu performen. Ob ich das wirklich besser gemacht habe, kann ich nicht beurteilen. Letztendlich hat man immer die Meinung, dass man besser ist als der andere. Aber ich finde schon, dass ich in einer gewissen Art und Weise besser dastand, allerdings nur zu dem Zeitpunkt der Wahlen. Jebril hat außen herum viel mehr gearbeitet als ich.
Wovor hattest du, wenn du an die Wahlkampfzeit zurückdenkst, am meisten Angst?
Natürlich hat man am Anfang Angst davor, nicht in den Flow zu kommen oder nicht gut reden zu können, aber ich war überrascht, dass ich nach ein paar Sätzen schon eine gewisse Linie hatte. Ich habe so geredet, als wären diese hundert Schüler vor mir meine Freunde, die ich schon sehr lange kenne. Es hat mir natürlich auch geholfen, dass ich, glaube ich, authentischer rüberkam.
Was war dein schönstes Feedback?
Natürlich bekam ich sehr viel Feedback, das meiste waren allerdings Sätze wie „Hast du gut gemacht“ oder „Gute Rede“. Jemanden, der zu mir kam und mir detailliertes Feedback gab, gab es nicht.
Hast du deinen Sieg gefeiert?
Für mich ist der Wahlausgang natürlich etwas Besonderes, aber er braucht keine Feier. Ich habe Glückwünsche von Freunden oder von meinen Eltern bekommen. Ich fühle mich jetzt natürlich auch nicht besser als andere oder habe mehr Rechte, weil ich Schülersprecher bin, das wäre auch ein falscher Gedanke in meiner Position. Meine Rechte sind genau dieselben wie die von jedem anderen Schüler. Ich habe eine zusätzliche Aufgabe, aber keine Vorteile. An meiner Verantwortung habe ich Spaß, aber eine Feier gab es nicht.
Was ist dein Wahlprogramm, was sind deine Vorhaben und worauf legst du einen besonderen Fokus?
Mein größter Fokus ist, wie in den Reden schon erwähnt, dass ich gerne die Interessen der Schülerschaft vertreten möchte. Das haben eigentlich fast alle meine Vorgänger ebenfalls gesagt. Ich bekomme allerdings von einigen aus der Schülerschaft die Sicht mit, dass zwar Vieles versprochen wurde, sich aber in der Schule nie etwas geändert hat. Darauf, dass sich nie etwas verbessert hat, habe ich eine andere Sicht, aber ich möchte gerne, dass wir mithilfe der SV – ich kann natürlich nie etwas ohne mein Team machen – versuchen, Sachen, die eine große Gruppe von Schülern stören, mit unserer Kraft zu beseitigen. Auch ist es mein Anspruch, dass man die SV-Arbeit in der Schule sieht, damit alle sie ernster nehmen und vielleicht auch selber dazu motiviert werden. Je mehr Leute, desto besser kann man Projekte umsetzen. Zudem habe ich natürlich viele Pläne und Projekte, die ich der SV gerne vorstellen mochte.
Hast du eine Idee, was eine Idee von einem Schüler sein könnte? Hat dir schon einmal jemand gesagt, was er oder sie gerne ändern würde?
Ich habe Kleinigkeiten, die ich als Beispiel geben kann. In der Jungen-Toilette im zweiten Stock sollen wieder Spiegel eingebaut werden. Das ist eine kleine Sache, aber dass jemand wirklich zu mir kam und mir gesagt hat, was genau er verändert haben möchte, gab es noch nicht. Das kann natürlich damit zusammenhängen, dass ich noch nicht lange Schulsprecher bin.
Außerdem finde ich, dass man Menschen nicht alles rechtmachen kann. Es wird immer Leute geben, egal wie gut man arbeitet, die kritisieren oder etwas nicht akzeptieren, und auch das ist etwas, das das SV-Team wissen sollte. Gleichzeitig gibt es Leute, die das, was wir machen, super finden und ich lasse mich eher von diesen Leuten lenken, weil sie erfahrungsgemäß eher die Mehrheit sind.
Was liebst du an unserer Schule, was magst du gar nicht?
Was ich an der Schule mag? Ich weiß nicht, ob das nur von mir so wahrgenommen wird, aber an anderen Schulen findet sehr viel mehr Rassismus statt. Ich meine nicht Realschulen oder Hauptschulen, sondern gymnasiales Niveau und ich bin sehr froh, dass es an unserer Schule besser ist. Ich weiß leider nicht, wie es am Standort II aussieht, aber ich finde, dass wir hier am Goethe I eine ruhige Atmosphäre haben. Und ich bin sehr dankbar, dass unsere Schule etwas geordneter ist und es unter den Schülern und Lehrkräften keine Person gibt, die rassistisch oder diskriminierend ist.
Was ich an der Schule nicht mag? Was ich wirklich kritisiere, ist die Ausstattung. Sie genügt einfach noch nicht, vor allem in einer Zeit, in der Digitalisierung eine wichtige Rolle spielt und unsere Schule noch sehr viel daran zu arbeiten hat. Manchmal funktioniert auch die Technik nicht, obwohl es teilweise die beste Technik ist.
Hast du eine Möglichkeit oder einen Plan, etwas an der Ausstattung zu ändern, oder bist du in dem Bereich machtlos?
Zum jetzigen Zeitpunkt weiß ich leider nicht, wie man da etwas als Schulsprecher ändern kann. Das liegt auch daran, dass ich noch sehr wenig Erfahrung habe. Es könnte sich also noch herauskristallisieren, wie man etwas dagegen macht. Ich kann mir also schon vorstellen, mit Menschen zu sprechen und Termine zu vereinbaren, denn wenn es die Möglichkeit geben sollte, dass ich etwas, natürlich mit der SV zusammen, machen kann, dann sollte das schon ein Anspruch für die SV sein. Man muss aber auch wissen, dass ich die Zeit, wie lange etwas zum Aufbauen braucht, natürlich nicht beeinflussen kann.
Du bist hier in Goethe I und verbringst die meiste Zeit hier. Was planst du für die jüngeren Schüler? Wie unterstützt du sie, wenn du nicht regelmäßig in Goethe II bist und auch aus der SV mehr Leute hier sind?
Das ist eine sehr gute Frage. Ich habe mir, schon bevor ich Schulsprecher geworden bin, überlegt, wie man so ein Problem lösen kann. In den letzten Jahren war es so, dass wir nur zwei Vertreter von den insgesamt 500-600 Schülern in Goethe II hatten, wohingegen wir hier circa 12-14 Vertreter hatten. Das ist eine Zahl, die mich natürlich sehr schockiert. Daran wollte ich schon arbeiten, bevor ich kandidiert habe. Und ich habe es geschafft, zumindest teils, indem ich unter anderem schon ein paar Personen von Goethe II angesprochen habe, die gerne bei der SV-Arbeit mitmachen würden. Ich erhoffe mir eine bessere Kommunikation als in den letzten Jahren und ich möchte gerne daran arbeiten, dass mehr Leute aus dem anderen Gebäude in die SV kommen.
Es freut uns, dass Ahmad uns so viel von sich und seinen Plänen erzählt hat, und wir wünschen ihm viel Erfolg bei seiner Arbeit mit der SV als Schülersprecher und natürlich, dass er alle seine Pläne wird umsetzen können.