Meine Vorlesereise

Von unserem Gastredakteur Bosse Niemetz (6e)

Als unser Deutschlehrer, Herr Schön, uns im letzten Schuljahr sagte, dass unsere Klasse und damit auch unsere Schule am Vorlesewettbewerb teilnehmen wird, waren wir alle aus der 6e sehr aufgeregt. Zuerst wurde im November 2020 in unserer Klasse der oder die Beste im Vorlesen gesucht. Diese zwei von uns würden dann in den Schulentscheid der 6. Klassen am Goethe-Gymnasium kommen. Die Gewinner bei uns in der Klasse wurden so ermittelt: Einer oder eine beim Vorlesen in unserer Klasse wurde von der Klasse ausgewählt und der oder die andere von unserem Deutschlehrer.

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Unser Vorleser Bosse

Ich hatte zuerst noch keine Ahnung, welches Buch ich nehmen sollte, habe mich aber dann für „Timm Thaler oder das verkaufte Lachen“ von James Krüss entschieden, ein etwas älteres Buch. Dann habe ich zu Hause geübt und war als erster in der Klasse mit dem Vorlesen dran. Alle aus meiner Klasse haben dann nacheinander im Deutschunterricht aus ihren Büchern vorgelesen. In meiner Klasse waren viele gut im Vorlesen und ich hatte nicht gedacht, dass ich weiterkomme. Aber am Ende gab es eine Wahl der Schüler*innen und eine des Lehrers und ich war dann tatsächlich einer von den zweien, die die Klasse 6e beim Schulentscheid gegen die anderen 6. Klassen vertreten durften. Ich war sehr überrascht. 

An einem Donnerstag im Dezember war dann der große Tag gekommen. Insgesamt 10 Teilnehmer*innen im Wettbewerb wurden in die Turnhalle gebeten. Wir alle hatten eine Textstelle aus dem Buch vorbereiten, aus dem wir im Klassenentscheid schon vorgelesen hatten. Eine Jury aus Lehrer*innen und etwas älteren Schüler*innen, die schon einmal in diesem Wettbewerb weit gekommen waren und viel Erfahrung hatten, wartete auf uns. Alle waren sehr freundlich zu uns und erklärten uns den Ablauf. Ich war schon richtig aufgeregt, aber die anderen sicher nicht weniger. Dann kamen wir der Reihe nach mit dem Vorlesen dran und außer der Jury durften auch alle Teilnehmer*innen dabei sein und zuhören. Diesmal war ich als Letzter an der Reihe und so konnte ich mitbekommen, wie die anderen ganz allein am Tisch vor der Jury aus ihrem Buch vorlasen. Als ich dann nach vorne gehen musste, war ich trotz aller Vorbereitung doch sehr aufgeregt.
Danach machte es die Jury spannend und zog sich erstmal zur Beratung zurück. Das Ergebnis: Drei von zehn Leser*innen waren für den nächsten Durchgang ausgewählt worden, in dem wir jetzt einen uns völlig unbekannten Text vorlesen mussten. Wieder hörten alle gespannt zu. Das Vorlesen war schon sehr ungewohnt und aufregend für mich, weil ich mich ja nicht versprechen wollte und gar nicht wusste, wie die Handlung weiterging. Oder wie ich betonen oder was ich Besonderes beim Vorlesen machen könnte. Wieder war es sehr, sehr knapp, weil wir drei uns auch sehr angestrengt hatten, alles lebendig und ohne Fehler zu lesen.

Nach der nächsten Beratungsrunde der Jury wurde dann verkündet, dass ich als Sieger des Schulentscheids das Goethe-Gymnasium beim Stadt- und Kreisentscheid vertreten durfte! Ich war sehr glücklich, habe mich richtig gefreut, und andere auch mit mir.
Dann kamen der zweite Lockdown, Ferien, Weihnachten, ein neues Jahr – und Schule nach den Ferien ganz anders als sonst: Etwa vier Wochen nur zu Hause am Computer. An den Vorlesewettbewerb hatte ich gar nicht mehr so oft gedacht. Aber das änderte sich schlagartig mit den E-Mails der nächsten Jury, z.B. mit den neuen Regeln, wie alles ablaufen würde.
Wegen Corona war auch das jetzt anders als zuvor. Jetzt musste man das Vorlesen auf Video aufnehmen und sich auch alles rund um die Aufnahme überlegen. Es musste auch ein anderes Buch und ein anderer Autor sein, als man vorher gelesen hatte. Man hatte etwa eine Minute Zeit, sich selbst und das Buch vorzustellen, und dann sollten direkt und ohne Unterbrechung noch einmal drei Minuten für die Textstelle folgen. Ich las aus dem Buch „Das Haus der Krokodile“ von Thomas Ballot vor und ich hatte einige Tage geübt, dabei einmal kurz als Test mit Video. Das war schon sehr ungewohnt, obwohl ich das Buch bereits kannte. Bis zum Mitte Februar musste das Video hochgeladen werden. Das habe ich dann auch geschafft und dazu auch nur zwei oder drei Versuche beim Video gebraucht. Am Kreisentscheid nahmen insgesamt zehn Schulen aus Kassel und dem Landkreis teil. Ich hatte mir vorgenommen, auch für meine Schule gut zu lesen, aber großen Hoffnungen auf einen Sieg hatte ich mir tatsächlich keine gemacht. Nur als Gewinner oder Gewinnerin würde man in die nächste Runde kommen: den Bezirksentscheid.
Am 24.02.2021 bekam ich eine E-Mail der Jury von „Unibuch Kassel“ für den Kreisentscheid, dass sie sich am 26.02. alle Videos ansieht und an diesem Tag entscheiden wird, und dass sie sich über eine so große Teilnahme freut. Ich war schon sehr gespannt und meine ganze Familie fieberte mit. Als dann freitags um 18:07 Uhr die E-Mail mit der Bekanntgabe des Gewinners kam, waren Freude und Überraschung riesengroß: „Bosse Niemetz vom Goethe-Gymnasium. Wir gratulieren!“ Ich hatte tatsächlich gewonnen, und das auch für meine Schule als beste Kassels im Kreisentscheid! Meine ganze Familie hat sich mit mir gefreut und ich war sehr glücklich. In der darauffolgenden Woche habe ich es dann auch in der Klasse erzählt und so langsam hat es sichh in der Schule herumgesprochen.
Im März ging es dann in den Bezirksentscheid, an dem die anderen Gewinner*innen aus den 6. Klassen in Nordhessen außerhalb Kassels teilnehmen, und ich wusste überhaupt nicht, welches Buch ich nehmen sollte. Aber ich hatte ja ein Buch im Kreisentscheid gewonnen: „Rory Shy – der schüchterne Detektiv“. Das hatte mir so gut gefallen, weil es lustig war, dass ich es dann genommen habe. Wieder musste ich alles auf Video aufnehmen und hochladen. Doch dieses Mal fielen mir die Vorbereitung und die Aufnahme des Videos etwas schwerer, aber zum Glück hat es dann doch alles geklappt. Am Ostermontag nahmen wir das Vid
eo auf und luden es hoch. Ich war froh, als es geschafft war, denn dieses Mal hatte ich viel mehr Versuche gebraucht. Es ist nämlich gar nicht so einfach, vier Minuten vor einer Videokamera zu sein, sich und das Buch vorzustellen und dann daraus vorzulesen! Die Jury wollte sich eigentlich am 19.04.2021 entscheiden, aber ich musste ziemlich lange auf eine Antwort warten. Zwei Vorlesende sollten weiterkommen in den Landesentscheid Hessen. Am 27.4.2021 erhielt ich dann eine Nachricht. Es hat leider nicht für die nächste Runde gereicht. Ich bin schon ein bisschen traurig, aber es war eine coole Erfahrung und es war immer spannend. Allen Vorleser*innen wünsche ich viel Glü150x Buch 2150x Buch 3150x Buch 1