Weltmeisterinnen zu Gast in Kassel

Von unserer Redakteurin Janina Schmidt (06.06.2008)

Es ist 15.30 Uhr, also noch eine halbe Stunde bis zum Anpfiff des EM-Qualifikationsspiels Deutschland gegen Wales. Überall warten Fans, schwarz-rot-gold geschminkt darauf, endlich ins Stadion gelassen zu werden. Doch das Stadion ist nicht etwa die Allianz-Arena in München, sondern das Kasseler Auestadion, das an diesem heutigen Tag so gut wie ausverkauft scheint.

 
Weltmeisterinnen zu Gast im Kasseler Auestadion  

Bei 30° Außentemperatur warten 16283 Zuschauer gespannt auf den Anpfiff, der um Punkt 16 Uhr ertönt. Bereits zu Beginn sind die hoch favorisierten deutschen Frauen angriffstark, so dass die Waliser schon jetzt große Mühe haben, den Angriffen der Deutschen standzuhalten. So spielt sich die gesamte erste Halbzeit in der Hälfte der walisischen Frauen ab.

 
Ein Meer von Deutschland-Flaggen  

Nachdem Deutschland in der 9. Minute durch Ariane Hingst 1:0 in Führung geht, ertönt über die Lautsprecher die deutsche Fußballhymne „Schwarz und Weiß“. Im gesamten Stadion singen die Fans ihre Hymne mit und die schwarz-rot-goldenen Fahnen dominieren das Bild auf den Zuschauerrängen. Weitere Tore fielen durch Conny Pohlers in der 12. Minute und durch Annike Krahn in der 30. Minute. Kurz danach erlaubte die Schiedsrichterin den Spielerinnen angesichts der hohen Temperaturen eine kleine Trinkpause. Mit einem endlosen Meer aus La-Ola-Wellen ging es so verdient in die Halbzeitpause.

Die 83. Minute war ein ganz besonderer Moment im Kasseler Auestadion, denn jetzt wurde Silke Rottenberg, Deutschlands erfolgreichste Torhüterin, durch ihre Nachfolgerin Nadine Angerer ausgewechselt. Unter stehenden Ovationen und mit sichtlich ein paar Tränen in den Augen verließ sie das Spielfeld und beendete mit diesem besonderen Spiel in Kassel ihre internationale Fußballkarriere. Auch wenn Rottenberg bereits in der Halbzeitpause von Dr. Theo Zwanziger, dem Präsidenten des Deutschen Fußball-Bundes, offiziell verabschiedet wurde, war dies doch noch einmal ein ehrenvoller Moment für die Torhüterin Rottenberg.

 
Auch Paule, das neue Maskottchen, durfte nicht fehlen.  

Mit Melanie Behringers Tor in der 77.Minute ging die deutsche Mannschaft auch als verdienter Sieger vom Platz. „Es scheint, als sei der Frauenfußball in Deutschland attraktiver geworden“, erklärt Daniel K. die hohen Zuschauerzahlen im Auestadion. Das liegt wohl oder übel daran, dass die Frauen amtierender Welt- UND Europameister sind, was von den Männer nicht gerade behauptet werden kann.

Mit dem 7.Sieg im 7.Qualifikationsspiel haben die deutschen Frauen gezeigt, dass man stolz auf sie sein kann. Melanie T. meint: „Wenn es schon nicht bei den Männern klappt, kann man wenigstens umso stolzer auf die Frauen sein.“ Es bleibt also nur noch zu hoffen, dass Kassel weiterhin Veranstaltungsort solch hochkarätiger Spiele sein darf. Wer weiß, vielleicht wird Kassel sogar zum Austragungsort einiger WM-Spiele im Jahr 2011, dem „Jahr des Frauenfußballs“ in Deutschland. Dass die Kasseler ein guter Gastgeber wären, haben sie bereits an diesem Tag bewiesen.