Gottes kleine Faust – Kapitel 1: Gibt es Engel?

Kapitel 1: Gibt es Engel?

Wenn es nun wirklich „Engel“ gab? Wenn Matthias tatsächlich nicht gelogen hatte…

Sie wälzte sich in ihrem Bett hin und her. Obwohl es schon spät war, konnte sie nicht einschlafen. Immer noch war sie ganz aufgewühlt. Angie knipste das kleine Lämpchen neben ihrem Nachttisch an und sah auf die Uhr. Dann stand sie leise auf, ging zur Tür und lauschte. Mama schien schon zu schlafen.

Das ganze Haus war ruhig, nur das kleine Licht aus dem Flur war durch das Fenster der Kinderzimmertür zu erkennen. Sie schlich in die Küche und schlürfte gierig etwas Wasser aus dem Hahn. So hatte sie es am liebsten…, auch wenn ihre Mutter das nicht so gerne sah. Na wenn schon…, dachte Angie, Mama schlief ja. Angie wollte gerade wieder zurück in Richtung ihres Zimmers, da fiel ihr Blick durch die angelehnte Tür ins Wohnzimmer. Der schwache Schein der Flurlampe warf einen sanften Lichtkegel auf das Bücherregal. Vielleicht kann mir das Lexikon helfen, dachte sie und schob sich durch die Tür zum Regal. Sie nahm einen Stuhl vom Esstisch, zog ihn zum Bücherschrank, stieg hinauf und griff zielsicher nach Papas dickem Wälzer. Papa hatte es da gelassen. Er wohnte jetzt in einem anderen Stadtteil.

Angie vermisste ihren Papa sehr. Ihn hatte sie immer alles fragen können… Aber die Sache mit den Engeln musste bald geklärt werden. Jetzt.

Sie setzte sich in den Schneidersitz auf den Stuhl und begann zu blättern: E… Eisen,… Ekel, … Engel! Da war es. Hastig begann sie zu lesen:

„Engel gehören zur nicht sichtbaren Wirklichkeit der Schöpfung Gottes. Die Bibel berichtet, dass Gott eine große Anzahl von Engeln erschaffen hat, die seine Boten sind und die Menschen beschützen. Es ist also möglich, sie um Hilfe zu bitten. Neben der Vorstellung von Engeln gibt es auch den Nachweis in der Bibel, dass es böse Wesen gibt. Der Teufel ist danach ein aus dem Himmel verstoßener Engel. Ihm gehorchen die Dämonen und die bösen Geister. Das Böse ist nicht nur eine menschliche Erfahrung, sondern gilt als eine Macht an sich.“

Also doch. Sie las es nochmals. Langsamer. Und auch wenn sie nicht alles verstand, wusste sie nun, dass Matthias zumindest in einem Punkt Recht hatte: Engel schien es tatsächlich zu geben. Angie schnappte sich das Buch und nahm es mit in ihr Zimmer. Die Decke nur bis zur Hüfte geschlungen legte sie das noch immer aufgeschlagene Buch vor sich und dachte nach. Matthias, der Neue in der 8 a, hatte behauptet, dass es sie wirklich gibt. Sie seien so wirklich wie er selbst und Angie. Dabei grinste er auf eine so merkwürdige Weise, dass Angie jetzt – Stunden danach – nicht mehr wusste, ob Matthias sie verkaspern wollte oder mit ihr flirten wollte, oder ob er einfach nur ganz genau wusste, was er sagte.

Angie ließ sich in ihr Kissen fallen und dachte über die letzten 24 Stunden nach.