Junge Menschen aktiv und verantwortungsvoll

(24.02.2004 18:00)

Die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Renate Schmidt, hat heute die von ihrem Ministerium in Auftrag gegebene Studie “Jugendliche und junge Erwachsene in Deutschland“ vorgestellt.

Die Studie erforscht die Lebenssituation und Einstellung von Jugendlichen, denen ein hohes Maß an Flexibilität, Mobilitätsbereitschaft und Zivilcourage bescheinigt wird.

Für die Studie des Mannheimer Instituts für praxisorientierte Sozialforschung (ipos) wurden ca. 2.000 Jugendliche und junge Erwachsene zu ihren aktuellen Lebenseinschätzungen und Einstellungen befragt.

“Ich freue mich sehr über die Ergebnisse der Studie, weil sie zeigen, dass die jungen Menschen in Deutschland aktiv und verantwortungsvoll sind“, sagte Bundesministerin Renate Schmidt anlässlich der Veröffentlichung. “Sie gehen motiviert an ihr Leben heran und schrecken auch vor Herausforderungen nicht zurück. Das zeigt sich zum Beispiel in der Bereitschaft, für einen Arbeitsplatz in eine neue Stadt oder Region umzuziehen. Die Ergebnisse zeigen auch, dass die Bundesregierung mit ihrer “aktiven Jugendpolitik“ richtig liegt: Wir fördern die Fähigkeiten der jungen Menschen und motivieren sie, die entwickelten Talente und Ideen wieder aktiv in die Gesellschaft einzubringen.“

Insgesamt zeigen die Ergebnisse der Studie die fortwährende Annäherung zwischen Ost- und Westdeutschen. Lebensbedingungen, Werteorientierungen und die Einstellungen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen unterscheiden sich 13 Jahre nach der Wiedervereinigung kaum noch. Lediglich bei der Einstufung von Arbeitslosigkeit und der wirtschaftlichen Lage als wichtigstes persönliches Problem weichen die Werte in Ost und West deutlich voneinander ab.

Die ipos-Studie ist eine repräsentative Zeitreihenuntersuchung und liegt mit der aktuellen Ausgabe jetzt bereits in vier Wellen vor. Die rund 2.000 Befragten zwischen 14 und 27 Jahren wurden zu ihrer Wohnsituation, ökonomischen Situation (Arbeitsplatzsicherheit, Bereitschaft zur Mobilität etc.), sozialer und familiärer Situation, religiösen Einstellungen, Freizeitgestaltung (einschließlich gesellschaftliches Engagement), politischen Einstellungen,Einstellungen zu Gewalt und Einstellungen zu Ausländerinnen und Ausländern befragt. Neue, bzw. verstärkte Schwerpunkte der Studie sind neben der Einstellung zu Ausländerinnen und Ausländern und zu Gewalt auch der Umgang mit Konfliktsituationen sowie der Umgang mit neuen Technologien, Mediennutzung und Medienkompetenz. Erstmals wurden auch Jugendliche mit Migrationshintergrund in einer Sonderstichprobe befragt.

Wesentliche Ergebnisse der Studie im Einzelnen:

Hohes Maß an Mobilitätsbereitschaft

Die Mehrheit der befragten Jugendlichen und jungen Erwachsenen zeigt eine ausgeprägte Bereitschaft, den Wohnort zu wechseln, wenn sich dadurch ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhöhen. 76 Prozent der westdeutschen und 82 Prozent der ostdeutschen Befragten gaben an, einen Umzug in Kauf zu nehmen, sollten sie dadurch leichter einen Arbeitsplatz finden. Der Anteil der Arbeitslosen unter den
Befragten lag dabei im Westen bei drei, im Osten bei sieben Prozent.

Zuwachs an Zivilcourage

Die Bereitschaft, in Gewaltsituationen Zivilcourage zu zeigen, ist seit 1993 deutlich angestiegen: Auf die Frage “Würden Sie bei gewalttätigen Übergriffen auf Ausländer zur Hilfe kommen?“ antworteten 60 Prozent der westdeutschen und 51 Prozent der ostdeutschen Befragten mit “ja“. 1993 waren es noch 49 bzw. 38 Prozent. Unterstrichen werden diese Ergebnisse auch durch die rückläufigen Ressentiments gegen ausländische Mitbürgerinnen und Mitbürger. 72 Prozent der jungen Westdeutschen gaben an, eine oder mehrere Personen ohne deutschen Pass im Freundeskreis zu haben – bei jungen Ostdeutschen lag dieser Anteil bei 38 Prozent. Die immer noch deutliche Differenz zwischen Ost und West ist dabei seit 1993 von 47 auf 34 Prozentpunkte gesunken. Gleichzeitig hat die überwiegende Mehrheit der Jugendlichen und jungen Erwachsenen kein Verständnis für Gewalt gegen Ausländer. Hier gibt es keine großen Unterschiede zwischen Ost (89 Prozent) und West (94 Prozent).

Nutzung des Internets

Fast die Hälfte der befragten Jugendlichen und jungen Erwachsenen nutzt das Internet oft für private Zwecke. Nur ein Drittel der Befragten gab an, das Netz selten oder nie zu nutzen. Mit 63 Prozent aller 14 bis 27-jährigen verfügen überdurchschnittlich viele junge Menschen über ihren eigenen Internetanschluss – was zeigt, dass das Internet ein junges Medium ist. Zum Vergleich: Nur knapp die Hälfte (49 Prozent) aller Deutschen haben ihren eigenen Anschluss zu Hause. Nach wie vor nutzen mehr Jungen und junge Männer das Internet als Mädchen und junge Frauen. Die Differenz liegt bei jenen, die das Internet oft
nutzen im Westen bei 16, im Osten bei 10 Prozentpunkten. Je älter die Befragten werden, desto größer wird die Geschlechterdifferenz.