Klettern mit Höhenangst – ein Selbstversuch

„Ich wollte einmal hoch hinaufsteigen, um tief in mich hineinsehen zu können.“, hat Reinhold Messner einmal gesagt. Diese tiefgründige Erfahrung wollte auch unser Reporter Eike ebenfalls machen und begab sich auf den Kletterparcours auf der YOU. Bloß nicht nach unten gucken. Bloß nicht an die Meter unter mir denken. Warum habe ich mich darauf eingelassen? Habe ich nicht eigentlich Höhenangst? Ja, das muss es sein Akrophobie. Aber sich dann in einen Kletterparcours reinhängen? Wirklich eine super Idee. Die Schaukel ähhh… ich meine Leiter unter meinen Füßen wackelt gewaltig.

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Hochkonzentriert vor dem möglichen Fall: Unser Redakteur Eike

„Ich befinde mich auf 7,5 Meter“, sagt derjenige, der mich sichern soll. „Bin ich dir noch nicht bleich genug im Gesicht?“, frage ich ihn, während alles in mir schreit: „Ruuuunter!“

Jetzt konzentriere ich mich. Rechter Fuß, linker Fuß, rechter Fuß linker Fuß … die erste Hürde ist überstanden, die Hängebrücke mit den fehlenden Trittbrettern ist überwunden. Erste Plattform: das Gefühl von Sicherheit.

Klettern Eike
Erleichterung? Panik? Beides?
Endlich kommt der (angeblich) spaßige Teil. Ich gucke auf die Lücke vor mir, die ich überspringen soll. Sind das fünf  Meter oder doch 50? Ich kann es nicht sagen, aber stürze mich todesmutig ins Verderben. Zweite Plattform: Wow, das hat echt Spaß gemacht!

Nun wage ich mehr. Vielleicht doch einfach mal das Sicherungsseil loslassen. Das klingt nach einer guten Idee. Freihändig über das Seil, das können die im Zirkus ja auch! Der erste Schritt ist gut, fühlt sich sicher an. Dann noch das rechte Bein nachziehen, und das Seil fängt an zu wackeln. Mein gesamter Körper will nach rechts ausbrechen, doch da ist zum Glück das Seil. Gut, der Übermut kam vor dem (beinahe-) Fall. Einfach so tun, als sei nichts passiert, als sei mir das Herz nicht in die Hose gerutscht. Einfach weiter. Schnell diesen akrobatischen Teil hinter mich bringen.

Dritte Plattform: falsch gedacht, nun kommen die Trapeze. Neun an der Zahl. Ok, das heißt einfach schwingen von Trapez zu Trapez. Klingt einfach. Ist es aber nicht. Meine Füße wollen nicht, was ich will. Sie wollen einfach nur noch runter. Festen Boden unter den Füßen haben. Aber egal. Ich muss weiter. Neue Technik mit der Hand, erst mal das nächste Trapez unter Kontrolle bringen. Scheint zu klappen. Aber eins will nicht, es schlägt aus. Ich bewege mich zu ruckartig und drohe ins Leere zu treten. Ich ziehe den Fuß zurück und warte, bis es ausgependelt hat. Dann klappt es. Endlich auf Plattform 4. „Wie fandest du es?“, werde ich gefragt. „Gar nicht so schlimm, wie ich gedacht habe“, antworte ich, um mir Selbstvertrauen zuzusprechen, das ich in diesem Fall eigentlich gar nicht besitze. Nun geht es runter. Einfach hinsetzen und ich werde heruntergelassen, so einfach kann der Kletterparcours also auch sein. Im Nachhinein eine super Idee, aber Zeit, „um tief in mich hineinsehen“ zu können ist leider keine geblieben.