Skelettfunde in Kassel

Von unserer Redakteurin Mara Liebehenz (10.02.2008)

Mysteriöse Knochenfunde lassen Kassel rätseln. Anfang Januar wurden vier Skelette bei Bauarbeiten in der Kurt-Wolters-Straße nahe der Universität gefunden. Nur zwei Wochen später stieg die Zahl der weiterhin gefundenen Gebeine auf sechzig an. Bis jetzt konnte nicht geklärt werden, wie lange und aus welchem Grund die Überreste von Menschen dort lagen und begraben waren.

 

 

Verschiedene Thesen wurden aufgestellt; diese reichten von Bombenopfern aus dem zweiten Weltkrieg bis hin zu Opfern einer Typhus-Epidemie, die 1814 in Kassel grasierte. Doch beide sind eher unwahrscheinlich, da keine Ringe, Knöpfe oder sonstige Dinge in der Nähe der Toten gefunden wurden. Zwei dunkle Skelette sorgten auch für das Gerücht, dass die Toten verbrannt worden waren, doch gibt es keine Hinweise auf eine gewaltsame Todesursache. Die dunkle Färbung ließ lediglich auf in den Boden gesickertes Öl schließen, da sich an der Stelle bis vor kurzem noch ein Kfz-Betrieb befand.

 

 

 

 
Schnell war die Fundstelle abgesichert  

Der mysteriöse Fall zieht ungewohnte Aufmerksamkeit auf sich: Zahlreiche Schaulustige besuchten schon den Fundort. Um die Stelle vor unerwünschten Blicken und Kommentaren zu schützen, ließ die Polizei eine Plane am Zaun anbringen. Doch nicht nur in Kassel und Umgebung wird eifrig über die Knochenfunde berichtet, sondern auch auf Bundesebene. Zahlreiche, zum Teil längere Dokumentationen von verschiedenen Redaktionen sind in Arbeit. Außerdem berichten zahlreiche Magazine über die Funde.

 

 

 

„Ich finde es super, dass historische Dinge hier bei uns in Kassel aufgedeckt werden“, erklärt eine Schülerin der Jahrgangsstufe zehn.Ihre Theorie über die Funde geht auf den zweiten Weltkrieg zurück: „Ich bin der Meinung, dass die Toten Juden oder Feinde der Nazis waren. Zwar wurden keine Ringe, Knöpfe oder andere Kleidungsstücke in der Nähe der Skelette gefunden, aber wer weiß, was die Nazis mit denen alles angestellt haben“, meint sie.

 

 

 

 
CSI:Kassel (Bild:ap)  

Nicht weit davon entfernt ist die Meinung eines Schülers der Klasse elf: „Ich denke, dass am Fundort früher vielleicht einmal ein Friedhof gewesen ist, oder aber, dass die Menschen im zweiten Weltkrieg umkamen und „schnell dort hingeworfen wurden.“ Durch die Medien bekomme er ab und zu etwas mit, aber recherchieren würde er nicht. „Ich finde das ganze Thema nicht so spannend, da ich auch glaube, dass die Skelette aus keinem besonderen Grund da lagen“, schildert er weiter.

 

 

Mitlerweile hat die rechtsmedizinische Abteilung der Uni Gießen festgestellt, dass die Knochen über 50 Jahre alt sind. Die Überreste wurden auf einem Friedhof beigesetzt. Da außerdem keine Hinweise auf ein Verbrechen vorliegen, sind alle polizeilichen Ermittlungen eingestellt worden. Wir werden wohl nie erfahren, wer die Toten waren und was ihr Schicksal war.