Frauen in Männerberufen

Müllwagen. Orangefarbene große Müllwagen. Wir sehen sie täglich auf den Straßen. Wir sehen täglich wie zwei Männer hinter der großen Frontscheibe sitzen und zwei weitere Männer, die die Mülltonnen leeren. Sehen wir immer nur Männer? Gibt es keine Frauen in diesem Beruf? Doch, tatsächlich, es gibt sie und ich habe zwei von ihnen kennengelernt. 6:30 Uhr. Jeder Arbeitstag von Angelina beginnt so früh am Morgen. Sie fährt mit ihren zwei Arbeitskollegen Manuel und Thomas ihre erste Runde.

Das Müllauto muss vor der Abfahrt noch gewaschen werden
Das Müllauto muss vor der Abfahrt noch gewaschen werden

Um 9:30 Uhr steht Frühstücken in der Kantine mit den Kollegen auf dem Plan, während in der Zeit das Müllauto gewaschen wird. Vor der Fahrt erzählt mir Manuel von seinem Job: „Ich genieße die Freiheit, wenn ich hinten draufstehe. Ich bin nicht neidisch, dass Angelina am Lenkrad sitzt.“ Angelina ist die Fahrerin des Müllwagens und sie weiß, dass sie damit eine große Verantwortung für ihre Arbeitskollegen hat. Ein kleiner Fehler und Manuel und Thomas könnten vom Müllauto stürzen. „Ich vertraue Angelina blind“, verrät Manuel. Während der Fahrt herrscht keine Stille. Im Gegenteil: Es wird gelacht, gelästert, gesungen und geplaudert. Als Thomas und Manuel die Altpapiercontainer leeren, erzählte Angelina: „Nach meiner Ausbildung als Straßenwärterin war ich kurze Zeit arbeitslos.“ Als sie in der Zeitung jedoch ein Stellenangebot der Stadtreiniger las, habe sie um ein Vorstellungsgespräch gebeten. Sie wurde zuerst als Straßenreinigerin eingestellt, danach fuhr sie eine Kehrmaschine. Vertretungsweise durfte sie bereits sogar Müllwagen fahren, bis sie letztlich ihren eigenen bekam. Seit sechs Jahren fahren Manuel und Angelina nun schon zusammen als Team im Müllwagen. Mitarbeiter Thomas stieß vor eineinhalb Jahren dazu. „Wir sind ein gut zusammenhaltendes Team“, bestätigt Manuel.

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Müllwagen beim Entleeren
Szenenwechsel: Marion fährt um 6:30 Uhr mit Kehrmaschine durch den Lindenberg. „Ich habe eine Ausbildung als Hauswirtschafterin gemacht. Danach war ich erst einmal Mutter“, beschreibt sie ihren Berufsweg. „Irgendwann fand ich ein Stellenangebot von den Stadtreinigern in der Zeitung und bewarb mich. Zuerst wurde ich abgelehnt. Sie hielten mich für körperlich zu klein und zu leicht. Zu dieser Zeit gab es scheinbar noch keine Frau in der Straßenreinigung. Wenig später nahmen sie mich dann doch an, und ich fing als Kehrerin in der Innenstadt an“, erzählt sie. Später sei sie dann Kolonne gefahren und danach bekam sie schließlich ihre Kehrmaschine. Während der Fahrt mit ihr verriet sie, dass es am Anfang nicht so einfach gewesen sei, von den Kollegen akzeptiert zu werden. „Ich weiß, auch Angelina hatte am Anfang Probleme. Doch sie hat es geschafft, sie hat gekämpft, und ich bewundere sie“, erzählt Marion. Mittlerweile versteht auch Marion sich gut mit ihren Kollegen, die wir unterwegs immer wieder trafen und mit denen wir auch eine kleine Pause machten.

Zum manchmal heiklen Thema „Frauen in Männerberufen“ fragte ich auch Mitschülerinnen nach ihrer Meinung. Leonie Strobl aus der 9b erzählt: „Ich denke, heutzutage gibt es keine geschlechtsspezifischen Berufe mehr. Jeder soll das machen, was ihm Spaß macht.“ So auch Katja Haard aus der E01: „Ich bin mir zwar noch nicht sicher, was ich werden will, aber von den Klischees lasse ich mich nicht abhalten. Meiner Meinung nach sollte man die Vorurteile endlich mal ablegen!“

Längst hat sich bewiesen, dasss auch Frauen diese harten und verantwortungsvollen Aufgaben aus der Männerwelt übernehmen können, z.B. als Busfahrerin, Baggerfahrerin, Straßenbahnfahrerin. Aber das gilt natürlich auch für Männer, die sich auch immer mehr in so genannte „Frauenberufe“ wagen.

Gibt es diese Frauen- und Männerberufe eigentlich überhaupt noch? Was hältst du von diesen Klischees? Sag uns deine Meinung hierzu in unserem aktuellen Voting!