Geld kann man verlieren – TKEY im Interview

Ein Rapper an unserer Schule, der auch noch erfolgreich ist? Das schrie förmlich nach einem Interview mit TKEY alias Timo Kohlhase, der nicht nur an unserer Schule bekannt ist. Timo ist 16 Jahre alt und wohnt im Kasseler Stadtteil Fasanenhof. TKEY hat sich mit seinem ersten Song „Geld kann man verlieren“ einen Namen bei der YouTube-Community gemacht. Das Video zum Song wurde bereits 3.900 Mal aufgerufen und zu circa 90% positiv bewertet. Mittlerweile hat Timo es geschafft, in kurzer Zeit ein ganzes Album herauszubringen. Das Album mit dem Titel „Unerwartet“ beinhaltet 15 Songs und sogar ein Feature mit Rasti. In seinen Songs spricht er nicht über „Gangstar Shit“, sondern über die für ihn wahren und wichtigen Dinge im Leben. Zurzeit ist Timo in der Q2 in Frau Arends Tutorgruppe.

Timo Kohlhase - TKEY
Halllooo

Umlauf.de: Wie lange rappst du schon und wie bist du dazu gekommen?

TKEY: Ich rappe seit vier Jahren. Ich habe immer Rap gehört und irgendwann versucht, selber Texte zu schreiben. Nur leider hatte ich weder eine Ahnung davon, was man alles zum Rappen braucht, wie man z.B. aufnimmt, noch wie man Texte schreibt. Das Taktgefühl konnte ich mir selber beibringen, indem ich immer wieder irgendwelche Lieder mit meinem Laptopmikrophon gecovert habe. Da alles nicht so geklappt hat, wie ich es mir erhofft hatte, habe ich immer wieder aufgegeben und mich damit abgefunden, dass das mit mir und dem Rappen keinen Sinn macht. Als ich dann aber vor drei Jahren auf einem Bushido-Konzert zwei „NoName-Rapper“ kennengelernt habe, war ich wieder ein bisschen motivierter. Von ihnen habe ich gelernt, was ich alles zum Aufnehmen brauche, wie ich abmische und Texte schreibe. Anfangs habe ich immer deren Lieder gecovert und an meine engsten Freunde verschickt. Eigentlich habe ich auch immer ein gutes Feedback bekommen, aber für mich selber war es anfangs ungewohnt, meine eigene Stimme zu hören. Ich war immer noch nicht zufrieden und habe es wieder sein gelassen. Und wieder dachte ich, dass das mit mir und dem Rappen nichts wird. Aber ich wollte mich nie damit abfinden und habe es immer wieder ausprobiert und bestimmt

300MikroTKEY
So sieht es in der Produktion aus.
100 mal wieder aufgegeben. Im Frühling 2012 hatte ich plötzlich wieder die Motivation zu rappen und wollte auch mal einen aus meiner Sicht guten Text schreiben. Das Problem ist nur, dass ich ziemlich perfektionistisch bin und bei mir unbedingt jede Zeile auf den Takt passen muss, weil ich sonst alles wegschmeiße. So entstand dann mein erstes richtiges Lied. Dieses habe ich auch wieder
an meine engsten Freunde geschickt und alle waren begeistert. Ich habe dann weiter Lieder geschrieben, aber leider habe ich mich zu diesem Zeitpunkt noch immer nicht getraut die Lieder auch auf Youtube zu stellen, weil ich mich immer irgendwie noch geschämt habe. Meine Eltern wussten ja auch nichts davon. Als ich ihnen dann schließlich meine Lieder gezeigt habe und sie so sehr begeistert waren und mir Mut machten, habe ich dann das Lied „Geld kann man verlieren“ hochgeladen und war über das positive Feedback erstaunt. Ich war ziemlich stolz auf mich und froh darüber, dass ich nicht aufgeben hatte. Ich hatte endlich das geschafft, was ich schon immer mal machen wollte. Früher habe ich immer den Mut derer bewundert, die ihre Lieder hochgeladen haben, egal wie schlecht sie waren und egal was die anderen sagten.

Umlauf.de: Wer unterstützt dich beim Schreiben deiner Songs und bei den Beats?

TKEY: Meine Lieder schreibe ich alle alleine. Ich kann das gar nicht anders. Ich brauche dabei meine Ruhe. Ich muss mich selber aufnehmen, damit ich konzentriert genug bin. Die Beats bekomme ich von der Internetseite www.rappers.in.

Umlauf.de: Wie siehst du deinen Stand in der Kasseler Rapszene?

TKEY: Ich denke, dass ich einen ganz guten Start hatte. Außerdem war ich sehr darüber erstaunt, dass mein erstes Lied nach zwei Tagen schon über 1000 Mal aufgerufen worden war. Ich hätte nie damit gerechnet. Somit sehe ich mich eigentlich schon ganz gut in der Kasseler Rapszene integriert. Ich möchte aber etwas niveauvollere Musik als manch anderer machen. Meine Texte sollen, im Gegensatz zu vielen anderen, Sinn haben und zum Nachdenken anregen. Ich bin weder ein Battle- noch Gangstarapper und möchte mich somit von denen in Kassel, die ausschließlich solche Musik machen, etwas absetzen. Mein Ziel ist es, persönliche, gefühlvolle und ehrliche Musik zu machen. Denn das verstehe ich unter Rap.

Umlauf.de: Wie kommst du auf deine Songs bzw. was machst du, um eine Idee zu erlangen?

TKEY: Meine Lieder spiegeln sehr stark meine Gefühlslage wider. Immer wenn irgendwas passiert, was mich traurig macht oder worüber ich nachdenken muss, dann schreibe ich einen Song darüber und alle Sorgen sind vergessen. Ich verarbeite damit sehr viel, und wenn ich ein Lied über ein Thema gemacht habe, dann ist das Thema für mich auch durch und ich muss mich nicht mehr damit auseinandersetzen. Oftmals fallen mir auch einfach so ein paar Zeilen ein, die ich dann umsetze. Jedoch ist nicht alles zu 100 Prozent persönlich in meinen Liedern.

Umlauf.de: Kannst du dich mit einem großen deutschen Rapper identifizieren bzw. wer sind deine Vorbilder?

TKEY: Identifizieren kann ich mich eigentlich mit gar keinem und das will ich auch gar nicht. Da ich mit Bushidos Musik aufgewachsen bin, ist er auch dafür verantwortlich, dass ich Rap höre und selber Musik mache. Aber im Grunde bin ich offen für alles und höre mir jeden deutschen Rapper an. Ich finde jeden auf seine eigene Art gut, auch wenn ich oftmals nicht das vertrete, was ihre Texte aussagen.

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TKEYs CD-Cover
Umlauf.de: Bei welchem deiner Songs hast du die größte Bestätigung seitens der YouTube-Community bekommen und in welchem Song hast du die meiste Zeit investiert?

TKEY: Bei meinem ersten YouTube–Upload „ Geld kann man verlieren“ bekam ich die größte Bestätigung. Die meiste Arbeit hab ich in ein Lied investiert, was ich erst später hochladen werde, wenn ich Zeit habe Videos zu drehen. Aber ich arbeite eigentlich an allen Liedern sehr viel, weil immer alles perfekt sein muss, damit ich zufrieden bin.

Umlauf.de: Was hältst du von Gangstarappern?

TKEY: Meiner Meinung nach soll jeder das machen, was ihm Spaß macht. Jeder kommt aus anderen Lebensumständen und hat somit was anderes zu sagen. Ich selber höre auch Gangstarap, weil ich einfach die Art geil finde und Wortspiele liebe. Ich kann mich jedoch selber nicht damit identifizieren. Die meisten Texte der Gangstarapper sind übertrieben. Kaum einer rappt darüber, was er wirklich erlebt hat.

Umlauf.de: Danke für das ausführliche Interview.

TKEY: Ich muss mich bedanken. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht und vielleicht werde ich durch dieses Interview noch ein bisschen mehr Bekanntheit in der Schule erlangen.

 

Links für TKEY-Songs:
Geld kann man verlieren http://www.youtube.com/watch?v=JHgLZC4Zc_w
Selbst vergessen http://www.youtube.com/watch?v=ZgWm9OYkxKg
Du passt auf uns auf http://www.youtube.com/watch?v=WGlroqIGJaU
Schulbekannt feat. ATAZDB http://www.youtube.com/watch?v=0P_p-HX5SoE

TKEYs YouTubeKanal http://www.youtube.com/user/RAPTKEY

Facebook Fanpage https://www.facebook.com/RAPTKEY

 

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