Internationaler Frauentag?

(09.03.2001 15:58)

Am Donnerstag, dem 8. März, war der Internationale Frauentag.
Gewiß wurde an diesem Tag in der ein oder anderen Unterrichtsstunde nach dem Hintergrund dieses Tages gefragt. Aufgrund einer Umfrage des Meinungsforschungsinstitut Emnid ist es denkbar, daß viele Lehrer darauf keine eindeutige Antwort bekamen, denn diese Umfrage ergab, daß „nur 24 Prozent der Bundesbürger dieses Datum kennen und wissen, was sich dahinter verbirgt“.

Sieht aus wie eine Kaffefahrt, ist aber eine Demo: der erste Frauentag in Berlin, 1911

Ob dieses Jahr der 90. oder der 25. Weltfrauentag war, ob der erste Weltfrauentag 1910, 1911 oder 1913 begangen wurde, darüber scheint man sich nicht einig zu sein. Jedoch stimmt man darin überein, dass die Initiative zu diesem Aktionstag für Frauenrechte (Frauenwahlrecht) im August 1910 in Kopenhagen bei einer internationalen Frauenkonferenz entstand und dass dies wesentlich der Verdienst der Sozialdemokratin Clara Zetkin war.

Sie erfand den Tag: Clara Zetkin (l., mit Rosa Luxemburg)

Im darauffolgenden Jahr begingen Frauen in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Dänemark und Amerika, in den folgenden Jahren auch in Holland, Frankreich, Schweden und der Tschechoslowakei diesen Gedenktag mit Kundgebungen, Demonstrationen und Versammlungen. Doch erst 1918, nach dem Ende des ersten Weltkrieges, setzt die Novemberrevolution das Frauenwahlrecht durch.
In den folgenden Jahren demonstrierten Frauen für Frieden, Mutterschutz und den Achtstundentag, gegen den §218 (Verbot der Abtreibung), die Weltwirtschaftskrise.
Aber warum denn eigentlich am 8. März?
Das gerade dieser Tag der Gedenktag der Frauen geworden ist, wurde erst 1921 (wieder) bei einer internationalen Frauenkonferenz, in Gedenken an den Streik von Textilarbeiterinnen ins Sankt Petersburg (8. März 1917), beschlossen. In New York demonstrierten am 8. März Textilarbeiterinnen gegen die unerträglichen Arbeitsbedingungen. Auch in Ägypten fand an einem 8. März, nämlich 1919, ein wichtiger Schritt in der Geschichte der Emanzipation statt. Frauen verließen ihre Harems, um gegen die britische Besatzung zu demonstrieren.
Als Hitler 1933 Reichskanzler wurde, verbat er den Frauentag. Statt Feminismus gab es das „Mutterkreuz“, statt Frieden den Zweiten Weltkrieg.
Nach dem Krieg wurde der 8. März in der sozialistischen DDR zum Muttertag und im Westen döste der Tag, bis auf eine Demonstration 1951 gegen die Wiederbewaffnung, vor sich hin.
Erst Ende der 60er Jahre wird der Frauentag wieder in Erinnerung gerufen – von der neuen autonomen Frauenbewegung. Ob niedrige Löhne, Abtreibungsverbot oder Beschneidung – Frauen werden in jedem Land auf verschiedene Weise benachteiligt oder unterdrückt. Deshalb variieren die Themen an den Frauentagen verschiedener Länder: 1979 protestierten im Iran tausende Frauen gegen Schleierzwang und in Amsterdam wurde 1993 gegen die Massenvergewaltigungen in Bosnien demonstriert.
Fest steht, das die Symbolkraft heute mehr denn je den Frauen in Entwicklungsländern gilt, die immer noch nicht gleichberechtigt sind und um ihren Platz in der Gesellschaft ihres Landes noch kämpfen müssen.