Kafka, die Ameise

Von unserer Gastredakteurin Jenny Peters (Q3)

Kafka ist ein Name, den jeder von uns schon einmal gehört hat. Insbesondere im Deutschunterricht der höheren Klassen kann man dem Autor jüdischer Herkunft nicht aus dem Weg gehen. Bekannt ist er für seine äußerst düstere Prosa. Seine Erzählungen und Romane zählen zur Weltliteratur. Jenny Peters, eine Schülerin unserer Q3, verfasste eine Glosse über Franz Kafka, die das Genie in einem neuen und dennoch altbekannten Licht zeigt:

Mord
Dagegenhalten mit ungewissem Ausgang: Ameise Kafka

Da sitzt eine kleine, einsame Ameise namens Kafka in ihrem Bau. Es ist dunkel. Es ist leise. Und die Ameise arbeitet wie besessen, als ginge es um ihr Leben. Die Schweißtropfen fliegen, die Zeit zerschmilzt wie die Uhren Dalis. Von nichts lässt sich die Ameise Kafka abbringen.

Doch was ist das? Es bröselt von der Decke, es bebt. Ein riesiger, grauer Fuß stürzt in den Bau der Ameise. Ein Elefant. Verschreckt zieht sich die Ameise zurück, sie zittert. Der riesige Störenfried ist – was hätte der Kafka-Kenner anderes erwartet – der Vater! Wie wild trötet  und trampelt der Elefant herum. Neben ihm wirkt die Ameise nicht einmal so groß wie ein Staubkorn, fast unsichtbar. Der Elefant lässt sich von nichts beirren, er ist der Herrscher, er hat den vermeintlichen Durchblick. Somit zieht er sich irgendwann einfach zurück, nicht ansatzweise ahnend, was er gerade angerichtet hat und auch in der Zukunft anrichten wird. Er lässt den kleinen Kafka traumatisiert in dessen Bau zurück.

Jeden Tag ist es das gleiche Spiel: Die Ameise baut ihre Mauern so vorsichtig zusammen wie einen Porzellanladen, und die Geschichte vom Elefanten im Porzellanladen endet bekanntlich nie positiv. Dort sitzt der kleine Kafka nun auf seinem täglichen Trümmerhaufen. Ganz allein. Mit einem Blatt Papier.