Kommentar: Let me be your Valentine

(14.02.2001 17:16)

Blumen, Herzchen, Kitsch en masse: Es ist mal wieder Valentinstag. Jedes Jahr aufs Neue überhäufen sich Millionen von Menschen auf der Welt mit Milliarden von Grußkarten und Blumensträußen und viele wissen nicht einmal wieso. Manch ein glücklicher Mensch mag in diesen Tagen in seinen elektronischen Briefkasten sehen und dort mit Befremden ein auf seltsame Art und Weise beschränkt dreinschauendes Nagetier entdecken, das von seinem Computermonitor mit Küssen übersät wird.

Derart kitschige Karten trudeln am Valentinstag zu Hauf ein!

Dabei handelt es sich nicht um einen schlechten Scherz, sondern um eine von Millionen elektronischer Grußkarten, die am Valentinstag über die Datenautobahn geschickt werden und ihrem Empfänger nicht zuletzt durch eine dezent im Hintergrund plärrende Musik eine Freude machen sollen. Der ganz normale Wahnsinn an einem Tag, der die Konsumgier und das Ausschlachten von Feiertagen seitens der Industrie wieder einmal ins Rampenlicht rückt.
In Anbetracht dieser Tatsachen erscheint es eher fraglich, ob der Mönch Valentin diesem Tag freiwillig seinen Namen zur Verfügung gestellt hätte. Ihm, groteskerweise sogar dem Datum seiner Hinrichtung im Jahre 269, haben wir es zu verdanken, dass wir jedes Jahr aufs neue den 14. Februar als Valentinstag feiern können. Anstatt Blumen zu versenden oder Grußkarten zu schreiben, beschäftigte er sich damals jedoch mit der Trauung von Paaren, denen zur damaligen Zeit keine öffentliche Hochzeit gestattet wurde. Seinen zweifelhaften Siegeszug trat der kommerzielle Ableger des Valentinstages jedoch erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts an. Dass ausgerechnet zu dieser Zeit gerade die Papier-Klappkarten erfunden wurden, vermag wohl niemanden mehr so recht zu überraschen. Seitdem müssen die Altpapierverwertungsbetriebe mit über einer Milliarde von Grußkarten, die jedes Jahr zum Valentinstag alleine in den USA verschickt werden, zurechtkommen. Die in dieser Beziehung notorisch zurückhaltenderen Deutschen bringen es selbst im gesamten Jahr nicht auf solch eine stattliche Anzahl. Doch auch hier ist man auf dem „besten Wege“. Endlose Bestelllisten über Plastikherzchen, Liebessticker und anderes Valentinszubehör liefern im Internet einen eindeutigen Beleg dafür.
Eins ist auf jeden Fall sicher: Der Valentinstag wird vielen Menschen Freude bereiten. Ob es sich hierbei um die Empfänger einer grandios gestalteten Valentins-Grußmail oder um den Inhaber des nächstgelegenen Fleurop-Stützpunktes handelt, sei jedoch erst einmal dahingestellt.