Die schlimmste Zeit des Jahres

Weihnachten – nerviges Gedudel aus dem Radio, das sich von Jahr zu Jahr auch nicht im Geringsten verändert („Last Christmas,…“), überfüllte Innenstädte, in denen man besinnlich gehetzt bummelt, um noch am 24. Dezember die letzten Geschenke aufzutreiben. Und dann die ganze Sippe unterm Weihnachtsbaum, die Kleinen am Schreien, die Großen am Brüllen. Ist die Gans gelungen, oder endet auch das Essen (wieder einmal) in einer Katastrophe? Same procedure as every year!

 

einleitungstext
Wettrüsten für die Festtage

Die schönste Zeit des Jahres, oder? Wieso unterziehen wir uns jedes Jahr dieser Tortur, um dann so zu tun, als seien wir tiefenentspannt und freuten uns über die Geselligkeit. Die ganze Familie putzt sich raus und es herrscht vordergründiger Frieden. Alle sind glücklich. Aber kaum dreht man sich um, wird gelästert, gestöhnt und gemeckert. Nein, ich erzähle keine Geschichten aus dem Nähkästchen meiner letzten Familienfeier; es ist eine von diesen Wahrheiten, die niemand ausspricht, ein Tabu-Thema. Irgendwie komisch, dass gerade zum größten Familienfest des Jahres der meiste Stress herrscht. Aber Weihnachten braucht doch sowieso keine Socke. „Kostet alles nur Geld“, hätte mein Opa gesagt. Schlauer Mann, Weihnachten geht schon ganz schön ins Geld. Ob die Griechen dieses Jahr Weihnachten feiern?

Das Blöde ist nur, dass man sich, selbst wenn man sich als Weihnachts-„Skeptiker“ bezeichnet, unmöglich vom Wahnsinn abschirmen kann. Man kann ja nicht mal das Radio einschalten, ohne dass Wham zum x-ten mal ihre Schnulze „Last Christmas“ zum Besten geben. Grausam sowas, und jedes Jahr kommen mehr dazu. Mittlerweile sind die Lieder so schlecht, dass sich die Verfasser von Klassikern wie „Stille Nacht“ und dergleichen im Grabe umdrehen würden. Und doch verspürt anscheinend jeder Künstler, der etwas auf sich hält, den Drang, ein Lied zur Weihnachtszeit zu schreiben, das sich genauso anhört wie schon 20 andere. Und die Radio-Heinis denken sich: „Das Wort „Weihnachten“ kommt vor, wir spielen es. Mehr ist mehr.“ Tut mir leid, aber in manchen Fällen ist exakt das Gegenteil der Fall. Aber auf mich hört ja keiner.

Wer sich mich jetzt als grünen, haarigen Jim Carrey (für alle, die noch nicht den Genuss hatten: „Der Grinch“, sehr empfehlenswert) vorstellt, liegt wohl knapp daneben, denn ich bin weder grün und haarig noch habe ich einen Dachschaden, aber der Grinch ist mir doch sehr sympathisch. Endlich mal ein Weihnachtsfilm ohne Rudolf, Elfen, oder irgendeine andere Art von Magie oder Weihnachtswunder. Mal ernsthaft: Wer glaubt an sowas? Aber die Leute lieben es, bei manchen hat man das Gefühl, sie brauchen das, sie können ohne das ganze Glockenklingen nicht leben. Das sind dann vorzugsweise auch die, die ihr Heim bis zur Unkenntlichkeit in Lichtern und anderem Kitsch verhüllen und das dann als „behaglich“ bezeichnen. Mich würde nicht überraschen, wenn diese Disziplin irgendwann mal olympisch wird. Und wer sagt, dass Dekorieren kein Sport ist, muss nur mal beobachten, wie mein Vater jedes Jahr zum ersten Advent unter strikter Anweisung meiner Mutter die Leiter rauf und runter sprintet, um die hübschen Lichter an das Haus zu nageln, über die sich die Leute, mich eingeschlossen natürlich, freuen sollen.

In einem sind sich dann aber wohl alle einig: Alle freuen sich auf Heiligabend. Die einen, weil die Behaglichkeit und Festtagsstimmung in diesem Abend gipfelt und sie die Freude in den Augen der Beschenkten zu sehen bekommen, und die anderen schlicht und ergreifend, weil der ganze Wahnsinn endlich ein Ende findet. Bis zum nächsten Jahr!

Hass oder Liebe? Gib deine Stimme zum Thema „Weihnachten“ in unserem aktuellen Voting ab!