Die Weihnachtstradition der Krampusse [Türchen Nr. 6]

Hier in Deutschland, wie auch in vielen anderen Ländern, feiern wir Nikolaus traditionell am 06.12. Am Abend davor putzen wir die Schuhe, stellen sie vor die Tür und lassen auf dem Esstisch ein paar Kekse für den Nikolaus zurück. An gruselige Tiermasken und erschreckende Grimassen ist nicht zu denken, denn diese gehören für uns zu Halloween. Aber würdet ihr glauben, dass solche Gestalten auch an Nikolaus ihr Unwesen treiben?

Die Rede ist vom Krampus, auch bekannt als Kramperl oder Barn. Aber was ist der Krampus? Der Krampus ist eine Schreckensgestalt, die den Nikolaus bei einem Umzug begleitet. Verbreitet ist dieser Brauch im Ostalpenraum, im südlichen Bayern und der Oberpfalz, in Österreich, Liechtenstein, Ungarn, Kroatien, Slowenien, der Slowakei, Tschechien, Südtirol, Welschtirol und Teilen des außeralpinen Norditaliens.

An sich ist die Geschichte des Krampus nicht weit verbreitet, findet aber trotzdem jedes Jahr an einzelnen Orten statt. Traditionell handelt die Sage der Krampusse davon, dass, während der Nikolaus die braven Kinder beschenkt, die Krampus-Gestalten die Unartigen bestrafen.

Einen Krampus erkennt man an seinem schrecklichen Aussehen. Gruselige Tiermasken mit langen Hörnern und langen Fellanzügen aus Schaf-oder Ziegenfell sind typisch für Krampus-Kostüme. Zum Kostüm gehören aber auch verschiedene Accessoires. Schwere Eisenketten und Glocken kündigen die Anwesenheit der Schreckgestalten an. Manche schnitzen sich Holzmasken selbst und schmücken sie mit echten Hörnern von Böcken, Steinböcken oder Widdern. Normalerweise bedeckt die Krampusmaske das Gesicht oder sogar den ganzen Kopf. Aber mittlerweile werden oft das Kinn und die Oberlippe freigelassen, um Grimassen mit ausgestreckter Zunge zu ziehen. Viele Menschen bereiteten ursprünglich ihre Kostüme lange Zeit vor dem Festumzug vor. Heutzutage ist es allerdings eher üblich, Verkleidungen ohne echtes Fell oder Hörner zu kaufen.

Der Krampus-Umzug wird mit sehr viel Lärm verbunden. Die Schreckgestalten verursachen viel Chaos und laute Geräusche. Dafür sind Kuhglocken oder Balkenglocken an Gürteln oder Ketten an den Verkleidungen nützlich. Auf dem Rücken sind oftmals Butten befestigt. Der Sage nach werden in diesen Behältern die unartigen Kinder von den Krampussen mitgenommen. Die aufwändigen und detaillierten Kostüme sind allerdings nicht nur mit Erstaunen zu betrachten, sondern können auch schon einmal einen sehr hohen Wert besitzen. Kostspielige Krampus-Kostüme können bei 200 Euro oder mehr liegen. Allerdings werden meist günstigere Kostüme verwendet. Das Ganze ist aber nicht nur kostspielig, sondern auch ziemlich schwer. Eine der Masken kann bis zu zehn Kilogramm wiegen.

Die Umzüge der Krampusse finden am Vorabend des Nikolaustags statt, am 5. Dezember. Je nach Region finden manchmal auch am 6. Dezember noch Umzüge statt. Bei den Umzügen verkleiden sich die Teilnehmer meistens als Krampus oder auch Nikolaus und ziehen mit Lärm durch die Straßen, um Passanten zu erschrecken. Musik, Tänze und vor allem Grimassen begleiten den Umzug und stellen ein bizarres Schauspiel dar. Das vorgespielte wilde und teilweise aggressive Verhalten der Krampusse kann vor allem für Außenstehende und Menschen, die der Tradition nicht nachgehen, einschüchternd wirken. Daher laufen diese Umzüge meist kontrolliert und mit Absperrungen ab. Trotzdem finden viele Erwachsene und auch Kinder dieses Spektakel sehr unterhaltsam. Es gibt sogar Mutproben, in denen Kinder die Grenzen der Gestalten testen. Bei der Mutprobe Zuifitratzen oder Krampertrafzn wagen sich Kinder an einen Krampus heran und testen, wie weit sie ihn reizen können, ohne erwischt zu werden. Diese Mutprobe kommt allerdings nur selten vor und ist nur für einzelne Orte üblich. Heutzutage ist die Tradition des Krampus relativ unbekannt, doch sie wird trotzdem immer noch in verschiedensten Orten veranstaltet.

Jedoch variiert der Brauch sehr stark von Ort zu Ort. Die Umzüge, Verkleidungen und Aufführungen können teilweise große Unterschiede haben. In Kärnten zeichnen sich die Umzüge durch Feuerwerk, Fackeln und Feuerspucken aus, wohingegen in Tirol der Brauch durch „Tischziachn“, eine Art Kampf, geprägt ist.

Die größten Umzüge waren 2008 in St. Johann im Pongau, wo der Umzug jährlich am 6. Dezember gefeiert wird, sowie in Österreich in Klagenfurt, wo sich der Umzug über eine Distanz von 1,5 Kilometer zog.

Trotz des verschreckenden Aussehens der Krampusse werden sie heutzutage mehr als eine Art schauriges Maskottchen der Weihnachtszeit gesehen als eine angsteinflößende Gestalt, von welcher man sich fernhalten sollte. Im Gegenteil: Mitunter wird sogar eher ein Selfie mit solch einem Krampus gewünscht und dabei eine Grimasse gezogen. Auch in diesem Jahr finden die Umzüge der Krampusse statt. In München gibt es schon länger Planungen für den diesjährigen Umzug und insbesondere die Kinder warten schon auf das aufregende Spektakel mit Gruselfaktor.