Im Advent herrschen Stille, Gelassenheit und Besinnlichkeit? Vielleicht in unseren Köpfen und Idealbildern von dieser Zeit. Denn obwohl es eine Zeit der Ruhe sein soll, sind doch viele Menschen durch die zu besorgenden Weihnachtsgeschenke gestresst. Ideen müssen gefunden und die Produkte gekauft werden, Bastelmaterialien werden benötigt, um selbstgemachte Geschenke anzufertigen.
Im Jahr 2023 plante der Durschnitts-Deutsche, circa 500 Euro für Weihnachtsgeschenke auszugeben. Und selbst Schülerinnen und Schüler geben laut der Weihnachtsstudie der FOM 134 Euro aus, um anderen eine Freude zu machen. Das ist ganz nebenbei für ein einziges Fest über das 6-fache des durchschnittlichen Monatstaschengelds eines Fünftklässlers und über das 4-fache eines Neuntklässlers.
Sind diese Zahlen Normalität? Ist es geizig, zu sagen, dass es an Weihnachten doch um andere Dinge als Geld gehen sollte? Oder ist die steigende Bereitschaft, viel Geld an Weihnachten auszugeben, ein Warnsignal, dass wir die eigentliche Bedeutung des Fests verlieren oder schon verloren haben?
An Weihnachten beschenken wir uns, um andere zum Lächeln zu bringen. Dies beruht möglicherweise darauf, dass die Heiligen Drei Könige laut der Legende bereits zur Geburt Jesu Geschenke brachten, um ihre Dankbarkeit und Freude über dessen Eintreten in die Welt zu bekunden. Manche führen den Brauch der Geschenke jedoch auch auf die Nikolaus-Geschichte zurück, der als Zeichen seiner Güte unter anderem einem Mann und seinen Töchtern einen vergoldeten Apfel schenkte. So konnten der Vater seine Schulden begleichen und wurde vor dem Unglück bewahrt, seine Tochter verkaufen zu müssen. Egal, welche Legende die Ursache des Schenkens ist – feststellen lässt sich auf jeden Fall, dass es darum geht, Dankbarkeit über das gemeinsame Beisammensein und die Liebe für eine andere Person auszudrücken.
Allgemein soll es an Weihnachten um Besinnlichkeit, innere Einkehr, um Ruhe und Frieden, aber auch um die Güte und die Bereitschaft gehen, weniger wohlhabenden Menschen etwas vom eigenen Reichtum zu geben. Dieser großzügige Teil des Geldausgebens wird im Weihnachtsrausch allerdings gerne einmal vergessen. Die immer teurer werdenden Geschenke, das vermehrte Besuchen von Kaufhäusern und die überall sichtbare und hörbare Werbung scheinen oft eher für ein konsumgeprägtes Fest zu sprechen, an dem leider nicht alle an selbstlose Wohltaten für diejenigen denken, die an unserem Konsum-Weihnachten nicht teilnehmen können.
Selbstverständlich versuchen Firmen, so zum Beispiel die Lebensmittelindustrie, vor allem im Bereich der Süßigkeiten mit gemütlichen Werbefilmen zu locken. Auch wenn die Schokolade die gleiche wie in den elf übrigen Monaten ist, wirkt sie durch die Einbindung von kuscheligen, magischen Weihnachtsmomenten alleine oder mit der Familie, als wäre sie selbst essentieller Teil der Weihnachtswärme und des Glücks.
Firmen versuchen, uns zu beeinflussen und erzielen im Dezember enorme Gewinne. Das bedeutet dennoch nicht, dass wir alle verblendet von und gefangen in einem Kaufrausch sind. Vor allem Kinder geben sich an Weihnachten oft Mühe, ihre Liebe in Selbstgebasteltes zu stecken. Doch auch Erwachsene wissen es häufig wertzuschätzen, wenn eine kreative Idee zum Unikat führt.
Letztendlich hat aber jeder für sich selbst zu entscheiden, ob einen das konsumgeleitete Weihnachtsfest stört oder nicht. Manch einem ist es die Sache wert, sein Geld auszugeben, manch einer will sich vielleicht auch nicht die Zeit nehmen, die Selbstgemachtes braucht. Doch der Wert, den jedes Geschenk hat, sollte über die Geste, nicht über das Geld definiert werden.