Nesseln, die Trauer tragen

Anfang März 2018 bin ich, gemeinsam mit unserer UMLAUF-Redaktion, in der documenta Halle Kassels zu Besuch. Was gibt es da? Die Ausstellung „Kunst trotz Ausgrenzung“. Was beeindruckt mich besonders? Nesseln. Warum? Der Antwort möchte ich im folgenden kurzen Bericht nachgehen, aber ich kann jetzt schon sagen, dass jeder Besucher seine eigene finden wird bzw. muss. Oder vielleicht auch keine, aber trotzdem ein Gefühl. Und genau das macht die Wirkung dieser Ausstellung aus. Meine persönliche Antwort kann ich wohl am besten anhand des unteren Bildes veranschaulichen.

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Das Bild von 61 Nesseln, die im Raum verteilt an Fäden hängen, lässt mich wohl lange nicht mehr los. Die Blicke der einzelnen Menschen mit Migrationshintergrund, von denen mir einige direkt ins Gesicht schauen, üben auf mich eine emotionale Kraft aus. Sybille Lowe, die Erschafferin dieses Kunstwerks, gedenkt hiermit der Opfer von Ausgrenzung. Und das auf eine ganz besondere, spektakuläre und vereinnahmende Art und Weise. Wenn man die roten gestickten Bereiche betrachtet, ist es schwierig, dort etwas zu entziffern. Aber wenn man auf die Rückseite einer Leinwandnessel schaut, so erkennt man, dass aus diesen roten Symbolen Buchstaben werden, die nähere Informationen zu den Menschen geben. Zusätzlich gibt es in dem Raum Karteikarten, wo sich die Besucher die Geschichten jeder einzelnen auf den Nesseln abgebildeten Personen durchlesen können. Jede einzelne von ihnen ist unglaublich, jede einzelne macht betroffen und alle zusammen stimmen den Betrachter zutiefst traurig.