Konsumkritischer Stadtrundgang

Gastbeitrag aus der E-Phase (25.11.2011)

Der konsumkritische Stadtrundgang bildet die Grundlage des Examens einiger Studenten in Kassel. Er setzt sich aus vier Stationen zusammen, welche das Ziel verfolgen, das Bewusstsein des Teilnehmers für den eigenen Konsum und dessen Folgen zu verbessern.

Anfang eines aufklärenden Stadtrundgangs

Im Rahmen des Unterrichtsthemas Konsum hat unser PoWi-Kurs von Herrn Saerbeck, Lehrer im Vorbereitungsdienst, an diesem Rundgang teilgenommen, und im Folgenden möchte ich mich damit auseinandersetzen, ob dieser Rundgang tatsächlich etwas an der Einstellung der Klasse oder meiner persönlichen Einstellung geändert hat. Der Stadtrundgang begann am Citypoint mit der ersten Station: Plastik.

Einerseits waren die grundsätzlichen Themen und Punkte dieser Station sehr interessant, jedoch leider sehr einseitig. Während überwiegend über schlechte Produktionsweisen nahezu hergezogen wurde, wurde die Sicht der Produzenten völlig vernachlässigt. Dieses Manko zog sich fast durch den gesamten Stadtrundgang und wurde in der Nachbesprechung des Kurses stark kritisiert. Schließlich geht es bei Konsumkritik nicht nur darum, das eigene Verhalten zu hinterfragen, sondern auch darum, den Sachverhalt grundlegend zu beleuchten.

Um einen praktischen Teil in diese Station einzubauen, wurde die Gruppe gebeten, ins „Tegut“ zu gehen, um verschiedene Verpackungsarten unter die Lupe zu nehmen.

Von Plastik über Pappe zu Glas gab es nahezu jede vorstellbare Möglichkeit.

Ich denke, es war sinnvoll, zu zeigen, dass andere, umweltfreundlichere Verpackungen existieren; seit diesem Tag versuche ich beispielsweise, Joghurt immer im Glas zu kaufen.    

Anschließend begaben wir uns zum Vodafone-Shop am Friedrichsplatz. Hier fand die zweite Station mit dem Thema Handy statt. Meiner Meinung nach war diese eine der besten Stationen, da sie die Problematiken mit Produktion und Entsorgung realistisch und nicht überzogen darstellte. Außerdem gestand diese Station ein, dass es nur wenige Möglichkeiten gibt, hieran tatsächlich etwas zu ändern, teilte dem Teilnehmer jedoch trotzdem einfache Möglichkeiten mit, zu helfen.

Beispielsweise kann man Althandys frühzeitig in eine Entsorgungsbox im Vodafone-Shop  legen, damit die enthaltenen Stoffe mit der Zeit nicht noch giftiger werden. Hierdurch werden die Arbeiter, die diese Handys später auseinandernehmen müssen, geschont.

Ein kleiner Kritikpunkt von meiner Seite ist, dass die Problematik mit den Arbeitern in der Dritten Welt nur kurz angeschnitten wurde. Denn selbst wenn keine Handys mehr kaufen würde, würde sich deren Situation verschlimmern, da sie möglicherweise ihren Job verlieren würden. Ich finde, man hätte diesen Punkt deutlicher herausstellen können, um deutlich zu zeigen, dass das Problem vielschichtig ist.

 Die dritte Station: Vor C&A

Die dritte Station fand nur wenige Meter entfernt vor dem „C&A“ statt. Hier wurde Konsumkritik an Kleidung geübt, indem man die Produktion einer Jeans von C&A darstellte. Da ich mit dieser Thematik schon vertraut war, fand ich diese Station nicht außerordentlich spannend. Auch die Darstellung war eher einseitig, da lediglich ein Land und die dort ausgeführte Tätigkeit genannt wurden. Es wurde als Lösung vorgeschlagen, zu einer Kleidungstausch-Party zu kommen oder zum teurerenn Produkt zu greifen. Dabei ist es aber keinesfalls so, dass ein höherer Preis für höhere Qualität steht. Der Unterschied liegt häufig nur im Design und im Label. Außerdem glaube ich kaum, dass viele aus unserem Kurs zu einem Treffen mit völlig Fremden gehen würden, um dort Klamotten gegen andere, bereits gebrauchte Klamotten zu tauschen.

Die vierte und letzte Station des Rundgangs fand vor dem Coffeestore in der Nähe des

Scheidemannplatzes statt. Die Gruppe wurde hier gebeten, die verschiedenen Instanzen, welche an der Kaffeewirtschaft beteiligt sind, nach ihrem Gehalt anzuordnen. Es wurde erklärt, dass viele Kaffeebauern unter schrecklichen Bedingungen arbeiten müssen, dass es jedoch einige gibt, die fairer als andere bezahlt und behandelt werden. Dies könne man durch das Fairtrade-Zeichen erkennen. Auch wurde auf verschiedene andere Produkte hingewiesen, bei denen ähnliche Siegel auftauchen.

Meiner Meinung nach wurde gut herausgearbeitet, warum man lieber auf den teureren Kaffee zurückgreifen sollte. Außerdem wurden hier nicht das gesamte Produkt und dessen Vertreiber als schlecht dargestellt, sondern es wurde anerkannt, dass zum Beispiel der Coffeestore Fairtrade-Kaffee vertreibt.         

 Woher kommt dein Kaffee?

 Nachdem ich nun jede Station etwas näher beleuchtet habe und bereits wertende Anmerkungen miteinbezogen habe, möchte ich jetzt gezielt auf die Eingangsfrage eingehen: Konsumkritischer Stadtrundgang – stärkt er das Bewusstsein?

Wie man bereits aus den Anmerkungen schließen konnte, habe ich in Bezug auf diese Frage eine gespaltene Meinung. Einerseits gab es durchaus positive Effekte des Rundgangs. So habe ich beispielsweise begonnen, auf verschiedene Verpackungsarten im Supermarkt zu achten, habe meine Althandys entsorgt und meine Eltern gebeten, Fairtrade-Kaffee zu kaufen. Andererseits finde ich jedoch, dass die Vorträge der einzelnen Studenten größtenteils etwas gelangweilt und somit wenig motivierend waren. Durch diese Vortragsweise fiel es mir persönlich nach einiger Zeit schwer, aufmerksam zuzuhören.

Fazit: Grundsätzlich eine gute Idee, jedoch mit viel Luft nach oben, was die Verbesserung der Durchführung angeht.