(31.08.2004 22:45)
Frau Oda Scheibelhuber ist Staatssekretärin im Hessischen Innenministerium unter Volkert Bouffier und damit in Hessen zuständig für Polizei, Personalwesen, Datenschutz, Sport usw. Zu Beginn des neuen Schuljahres statteten zahlreiche Mitglieder der Landesregierung den Schulen einen Besuch ab, um sich vom Niveau des Hessischen Schulsystems zu überzeugen.
Natürlich bot der Besuch von Frau Scheibelhuber gleichzeitig für unsere Schulleitung die Gelegenheit, auf Probleme vor Ort – z.B. Lehrerzuweisung – hinzuweisen. Und auch UMLAUF-Online hatte Fragen an Frau Scheibelhuber.
Herr Boldt, Herr Meckbach vom Förderverein und Frau Scheibelhuber (v.l.)
UMLAUF: Frau Scheibelhuber, wir sind von der Schulzeitung UMLAUF und haben für unsere Internetausgabe fünf Fragen an Sie:
Wie haben Sie ihre Schulzeit erlebt, und möchten Sie heute noch einmal Schülerin sein? Was würden Sie anders machen?
Frau Scheibelhuber: Ich war auf einem humanistischen Gymnasium in Bayern, war im Abiturjahr eine sehr gute Schülerin, aber ich kann nicht sagen, dass ich sehr gerne in die Schule gegangen wäre. Es war eine schwierige, von wenig Freiheit geprägte Zeit. Ich habe heute mit Interesse den Unterricht an ihrer Schule verfolgt. Nach dieser Erfahrung würde ich schon einmal wieder gerne zur Schule gehen.
Interessiert werden die letzten UMLAUF-Ausgaben betrachtet
UMLAUF: Zu ihrer Zeit lag Rauchen im Trend. Heutzutage kennt man die Folgen sehr genau. Wie ist ihre Haltung zu einem generellen Rauchverbot an allen hessischen Schulen?
Frau Scheibelhuber: Ich halte Rauchen für ein schlimmes Laster und finde ein Rauchverbot generell in Ordnung. Es sollte an Schulen nicht geraucht werden, denn es wird in der Freizeit ohnehin genug geraucht, aber es gibt gegenwärtig keine Initiativen der hessischen Landesregierung.
UMLAUF: Die Hessische Landesregierung hat sich als Ziel die Stärkung der öffentlichen Sicherheit vorgenommen. Dazu gehört auch die Videoüberwachung öffentlicher Räume. Können Sie sich die Videoüberwachung gefährdeter Schulhöfe in Hessen vorstellen?
Frau Scheibelhuber: Ich bin nicht grundsätzlich gegen eine Videoüberwachung, aber es muss – wenn das Ziel besteht – eine feste Meinungsbasis an der Schule bestehen. Aber es kommt auf den Einzelfall an und für eine begrenzte Zeit kann es zum Schutz einzelner Schüler schon in Ordnung sein. Aber auf keinen Fall können solche Maßnahmen auf alle Schulen übertragen werden.
Annika Jochheim (Schulsprecherin), Esther Milojkovic (UMLAUF), Herr Rupprecht (Staatliches Schulamt) und Herr Krück (Personalrat)
UMLAUF: Frau Scheibelhuber, unser Gymnasium möchte eine Ganztagsschule werden. Viele Eltern befürchten, dass die elterliche Erziehung vernachlässigt und ihr Einfluss verringert wird. Welchen Standpunkt nehmen Sie persönlich ein?
Frau Scheibelhuber: Ich denke, dass Eltern die Verantwortung für ihre Kinder haben und dass man sie daraus nicht entlassen sollte. Dies gilt auch, wenn Kinder ganztägig in die Schule gehen. Wenn wir zu unseren Nachbarländern blicken, z.B. nach Frankreich, wo Nachmittagsunterricht üblich ist, kann man nicht behaupten, dass diese Familien geschwächt werden, vielleicht eher im Gegenteil. Der Erziehungsauftrag der Eltern lässt sich mit Ganztagsschulen gut in Übereinstimmung bringen. Die Eltern sind sogar aufgefordert, sich um die Ausgestaltung dieser Schulnachmittage zu kümmern.
UMLAUF: Nun zu unserer Abschlussfrage. Sie haben eine lange Karriere hinter sich, waren Regierungspräsidentin in Kassel und sind jetzt Innenstaatssekretärin in Wiesbaden. Wie schafft man das als Frau in einer Männerwelt? Welche Ratschläge können Sie unseren Mädchen geben.
Frau Scheibelhuber: Es gibt einen Berliner Spruch: „Lass Dir nich verblüffen‘ oder anders ausgedrückt: „Nicht Bange machen lassen‘. Eine Karriere muss man immer Schritt für Schritt gehen. Und die einzelnen Schritte müssen nicht immer schwierig sein. Karriere ist auch oft vom Zufall abhängig, diesem sind wir alle unterworfen. Es hat sich seit meiner Schulzeit viel verändert. Die Mädchen, die ich hier im Unterricht gesehen habe, haben auf mich einen sehr selbstbewussten und gelassenen Eindruck gemacht. Ich glaube nicht, dass sie später große Probleme bekommen werden.
UMLAUF: Frau Scheibelhuber, wir danken Ihnen für dieses Interview.