Bundesweiter Schülerstreik

Von unserer Redakteurin Lea Techen (12.11.2008)

Die Klassenräume blieben heute fast leer. Dafür traf man die meisten Schüler, laut pfeifend oder schreiend, um zehn Uhr vor dem Rathaus an. Die Lehrer blieben ratlos oder verärgert zurück. Doch manche mussten sich ein Schmunzeln verkneifen, da die Ziele der Forderungen auch ihnen zu Gute kommen würden.

 

 „Bildungsblockaden einreißen!“

 

Demonstriert wurde für die Abschaffung von G8 (dem „Turbo Abitur“) und dem dreigliedrigem Schulsystem, sowie für kleine Klassen mit höchstens 20 Schülern, Lernmittelfreiheit und volles Streikrecht für SchülerInnen und LehrerInnen. Die Umsetzung der Forderungen würde 10.000 neue Lehrer in ganz Deutschland und jede Menge Ausgaben für die Bildungspolitik bedeuten, ob die hessische Regierung dies nach den Neuwahlen im Januar umsetzen kann und will ist fraglich. Allerdings wurden nach dem ersten Streik im Juni 2008 schon die Studiengebühren und die U-Plus Vertretung gestrichen.

 

Zu den Organisatoren gehörten unter anderem die Landesschülervertretung, die DGB Jugend und das Kasseler Schülerbündnis. Unterstützt wurden diese durch verschiedene Jugendorganisationen, denen z.T. linksradikale Einflüsse nachgesagt werden. Der Streik mit kurzen Redebeiträgen vor dem Rathaus und einem anschließenden Demonstrationszug um die Kasseler Innenstadt, mit kurzem Stop vor dem CDU-Gebäude lief friedlich ab. Im Vergleich dazu wurden z.B. in Hannover zwei Demonstranten festgenommen, die den niedersächsischen Landtag mit Steinen bewarfen.

 

 Schüler vor dem Kasseler Rathaus

„Ich finde es gut, dass gestreikt wird. Ich bin auch gegen so große Klassen und G8, auch wenn ich nicht direkt davon betroffen bin“, so Larissa aus der Neunten Klasse.

 

Viele Schüler sahen den Streik leider auch als gute Gelegenheit sich in der Stadt aufzuhalten oder einfach nach hause zu gehen, doch diejenigen, die blieben wussten genau um was es geht und schafften es kurzzeitig den Verkehr lahm zu legen.

 

Die meisten Anwesenden setzten sich darüber bewusst hinweg, dass sie für diesen Streiktag einen unentschuldigten Fehltag im Zeugnis stehen haben werden. Großes Aufsehen erregten die wenigen Albert-Schweizer Schüler. Sie wurden von ihrer Schulleitung und Lehrern, die die Schulausgänge kontrollierten gehindert zu kommen. Ganz anders lief es bei der Offenen Schule Waldau. Dort fuhren die Schüler, mit Erlaubnis der Eltern, mit Trillerpfeifen ausgestattet, um zehn Uhr mit Bussen in die Stadt.

 

Ob der bundesweite Schulstreik ein voller Erfolg war, wird sich zeigen. Jedoch konnten die Schüler demonstrieren, dass es ihnen nicht egal ist, was aus ihrer Bildung und Zukunft gemacht wird.