Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten

von unserer Redakteurin Anna Scharf (11.05.2006 21:53)

Ich sitze gerade im Flugzeug und habe acht Stunden Flug vor mir. Es ist das erste Mal, dass ich den großen See überquere und ich bin sehr nervös. Ich gehe nach Amerika, in ein fremdes riesiges Land, dessen Sprache ich kaum beherrsche. Wie soll ich mich verständigen? Was ist, wenn mich meine Austauschfamilie nicht leiden kann oder ich Probleme mit ihnen habe? Diese Fragen machen mich fast wahnsinnig.

Eintönigkeit herrscht vor.

Endlich bin ich angekommen. Das Haus, in dem meine Gastfamilie lebt, ist klein, einstöckig und besitzt eine Garage und einen Garten, genau wie alle benachbarten Häuser. Hier sieht alles so gleich aus: Das Land ist flach und groß und es gibt sehr viel weniger Bäume und so gut wie keine Wälder. Manchmal komme ich mir richtig verloren vor, weil ich allein nirgendwo hingehen könnte, ohne mich zu verlaufen, da es hier keine Orientierungspunkte gibt. Ohne ein Auto ist man wirklich aufgeschmissen.

Ich habe enorme Probleme mit der Sprache. Ständig muss ich mich konzentrieren, um wenigstens ein paar Stichpunkte von dem zu verstehen, was man mir sagt. Die von mir zumeist gesprochenen Sätze sind: „Yea, sure“ und „That`s so cute“, aber da unterscheide ich mich nicht sehr von so manch anderem Amerikaner.

Die Schule ist…

In das Familienleben habe ich mich inzwischen aber gut integriert. Wenn meine Gastschwester und ich um 16 Uhr von der Schule kommen, sind wir, vom kleinen Bruder abgesehen, allein. Dann machen wir uns schnell etwas einfaches zu essen, während wir versuchen, durch Fernsehen oder Internet die Zeit zu verbringen. Gegen sieben kommen dann die Eltern und, wenn einer von beiden nicht beim Drive-In vorbei gekommen ist, geht die ganze Familie essen. Ich vermisse selbstgekochtes Essen, das nicht in Fett schwimmt oder Obst und Gemüse, das auch wirklich natürlich schmeckt und nicht nur nach Wasser und Chemie.

Allerdings gibt es hier einen Überfluss von Süßigkeiten und Cakes, auf denen unübersehbar „fat-free“ steht, die aber dennoch furchtbar süß sind. Es ist kein Wunder, dass alle in meiner Gastfamilie leicht mollig sind. Wie sollen die aber auch bitte Sport machen? Das Schwimmbad z.B. ist im Grunde nur ein Betonkasten, in dem Wasser mit einem eindeutig zu hohem Chlorgehalt darin ist. Der Eintritt ist dann auch noch sehr teuer. Da ist es wirklich einfacher ins Kino zu gehen.

…sauber und großzügig und auf…

Ich bin aber von dem amerikanischen Schulsystem wirklich beeindruckt. Die Schüler können sich ihren gesamten Stundenplan selber gestalten. Wenn man so kreativ ist wie meine Gastschwester, dann heißt das, dass der Schwerpunkt bei Kunst und Singen liegt. Schüler, denen das nicht so liegt, wählen dann gar nichts von beiden. Da braucht man nicht so wie bei uns das bessere zwischen zwei Übeln zu wählen.

Die Schulen werden deutlich besser unterstützt und finanziert. Die Bibliothek hat eine Vielzahl an Computern, an denen drei Klassen zur gleichen Zeit arbeiten können. Diese Medien werden gebraucht, weil es nichts Ungewöhnliches ist, den Unterrichtsstoff während der Schulzeit aus dem Internet zu ergänzen, was zur Folge hat, dass die Schüler lernen, selbstständiger zu arbeiten.

…hohem technischen Niveau

Das ist meiner Meinung nach aber das tolle an diesem Land: Der Einzelne hat viel mehr Freiheiten, was dazu führt, dass den Mitmenschen auch mehr Toleranz entgegen gebracht wird. Nur weil er der gleichen Nationalität angehört, werden ihm diese Freiheiten und unendlichen Möglichkeiten geboten. Das ist in Deutschland nicht ganz so