Das war nicht unsere letzte Abfahrt

(08.03.2002 16:18)

„Vorsicht, aus dem Weg“, schreit einer von hinten. Zu sehen ist ein junger Schüler, X-beinig auf Abfahrtsski. Mit den Stöcken versucht er krampfhaft zu bremsen und mit weit aufgerissenen Augen „schneepflügt“ er den Berg hinab. Kaum hat er sein Gleichgewicht stabilisiert, kreuzt ein Artgenosse seine Bahn.

Wieder strauchelt er. Nun wird er schneller, immer hektischer werden seine Bewegungen, lauter sein Schreien. Da bleibt nur eins: Der kontrollierte Fall in den bremsenden Schnee. Den Hang hinauf das gleiche Bild. Wie auf einem Schlachtfeld liegen Meter für Meter seine Mitschüler.

Das eigentliche Nachtleben spielte sich in den Fluren ab

Vom 1. bis 9. Februar 2002 ging es für die Leistungskurse Sport der Jahrgänge zwölf und dreizehn nach Spital ins Mölltal (Österreich). Auf diesem Skilehrgang sollten beide Jahrgangsstufen das Skifahren erlernen, genauer den „Parallelen Grundschwung“. Zuvor gab es einige Einordnungsprobleme, denn unsere Sport- und Ski-Lehrer mussten zwischen puren Ski-Anfängern und Fortgeschrittenen unterscheiden. Das Ergebnis war ernüchternd: drei Kurse für Anfänger und nur ein Kurs für Fortgeschrittene. Bald war klar, dass sich Bewertungsprobleme ankündigen würden: Was ist, wenn ein Anfänger einen wesentlich größeren Lernerfolg erreicht als ein Fortgeschrittener, wie wird dann benotet?

Herr Johannes (re.) genoss sichtlich das Flair der Jugend

Bei den Anfängern mussten zuerst die elementaren Grundregeln des Skifahren erlernt werden. Dabei war es nötig, die Schüler zuerst an die Ski zu gewöhnen. Durch genaue Vorgaben gelang nach und nach jedem Einzelnen der Übergang vom Schneepflug zur parallelen Skiführung. Entscheidend dafür war eine ausgeprägte Hoch- bzw. Tiefbewegung des Oberkörpers. Am Ende konnten fast alle Anfänger mit Recht sagen, dass sie sich im Vergleich zum ersten Tag kaum wiedererkannt hätten.

Namentliche Angaben waren nur erkennungsdienstlich möglich

Nachschulung in Sachen Pflugbogen gab es auch für die Fortgeschrittenen. Es begann mit einer Bestandsaufnahme über „einfache“ Übungen, wodurch deutliche Mängel festgestellt wurden. Erst nachdem diese korrigiert wurden, konnte richtig „gecarvt“ werden. Mit kürzeren und stärker taillierten Ski rasten die „Fortgeschrittenen“ dann ohne Stöcke und in teilweise extremen Kurvenlagen an den Anfängergruppen so eindrucksvoll vorbei, wie es sich für einen echten Carver gehört. Als an einem Tag zwei von vier Lehrern ausfielen, erwies sich der eine oder andere als geborener Skilehrer.

Die Gruppe von Herrn Kräbs soll etwas beschaulich gewesen sein

Nicht nur das führte zu einer guten Stimmung in der Gruppe, in der die Altersunterschiede völlig überwunden wurden. Lediglich ein Magen-Darm-Virus, der unser Tal heimtückisch überfiel, ließ den Elan ein wenig schrumpfen, da dadurch viele Schüler unruhige Nächte hinter sich brachten. Eine kritische Anmerkung bezieht sich auf die Notengebung, denn einige Schüler konnten durch den Virus geschwächt nur drei von eigentlichen sechs Pistentagen in ihre Beurteilung einbeziehen lassen.

Warum bin ich nicht Sportlehrer geworden,
fragt sich mancher Chemielehrer!

Sicherlich sind Skikurse wie diese für Schüler und Lehrer sehr kosten- und zeitaufwändig. Dennoch waren sich die meisten Ski-Anfänger sicher, dass es nicht ihr letzter Aufenthalt in den Bergen mit Ski unter den Füßen war. Denn alles in allem war es ein unvergessliches Gletscherabenteuer, das den meisten Teilnehmern einen riesigen Spaß bereitet hat.