Fallen gelassen!

Von unserem Redakteur Stefan Hoffmann (18.05.2003 19:05)

Wie in einem Unwetter fegt der Wirbelsturm durch ihr Leben und scheint alles verwüsten zu wollen. Alles ist zerstört, nichts ist nicht mehr so wie es einmal war. Sabrinas Welt steht Kopf, denn für sie beginnt ein neuer Abschnitt in ihrem bisher noch nicht sehr aufregenden Leben. Sie ist von zu Hause ausgezogen! Für manch andere mag das etwas Schönes, etwas Tolles sein. Nicht für Sabrina, denn die Umstände und Gründe sind wirklich nicht gerade berauschend.

Dunkle Wolken ziehen auf …,

Seit Jahren lebt sie im Krieg mit ihrem Stiefvater und in einem gespannten Verhältnis zu ihrer Mutter. Fühlte sie sich anfangs einfach „nur“ benachteiligt, so wurde es mit dem Älterwerden immer schlimmer und es kam zur alles entscheidenden Frage: Er oder ich! Spätestens an dieser Stelle traf es sie besonders hart, wenn man von der Person, die man Zeit seines Lebens am meisten geliebt hat, enttäuscht wird und die erwartete und gewünschte Antwort ausbleibt. Von heute auf morgen verändert sich das Weltbild und am Horizont ziehen düstere Wolken auf….

… die Wohnungssuche nervt …,

Als letzte Konsequenz erscheint schließlich der Auszug aus der elterlichen Wohnung, was für eine angehende Abiturientin natürlich doppelt schwer wiegt. Denn eine eigene Wohnung, ein Job und die Schule – wie soll und kann das funktionieren? Es tritt genau das ein, was gerade die eigene Mutter immer gepredigt hat: „Irgend etwas bleibt dann auf der Strecke…“. Zuerst sicherlich die Schule – mit allen Folgen für die berufliche Zukunft. Zum Glück hat Sabine ihre Freunde, die sie in ihrer unglücklichen Situation unterstützen. Doch sie ist auch hier nicht mehr die Gleiche, die sie einmal war. Sie hat nicht mehr so viel Zeit für das, was sie immer für wichtig hielt, denn ihren Arbeitgeber berühren Sabines private Probleme recht wenig – das Geld schafft sich eben nicht von allein heran; ihr Gesichtsausdruck und die immer größer werdenden dunklen Ringe um ihre Augen sprechen Bände.

… Tränen sind nur nachts erlaubt …

Wann sie das letzte Mal Hausaufgaben gemacht hat, weiß sie nicht. Das merken auch ihre Lehrer, denn die sind schließlich auch nicht auf den Kopf gefallen; sie schauen jede Unterrichtsstunde in ihr schweigendes, nicht mehr ganz so lächelnde Gesicht und haben doch keine Chance, hinter die Fassade zu blicken. In dieser Woche ist es schon die dritte Sechs hintereinander – doch das interessiert Sabrina nicht. Was soll sie auch schon dagegen tun? Sich beschweren und sich damit selbst auch noch bloßstellen? Nein, sicher nicht.

und der Job neben der Schule leitet den Absturz ein.

Innerhalb eines Jahres wird sie nach unten durchgereicht sein – das weiß sie zwar noch nicht, aber sie wird sich von einer unauffälligen, durchaus intelligenten Schülerin zu einer Außenseiterin gewandelt haben. Auch die dritte Lehrerkonferenz, die man wegen ihrer Probleme anberaumt, wird keine Wirkung zeigen. Die Lehrer werden sie fallen lassen – das Mädchen, dass sie immer so nett angelächelt hat. Alle werden sie fallen lassen! Eines Tages wird ihr Stuhl im Klassenzimmer einfach leer bleiben und keiner wird sich schuldig fühlen. Sabrinas Weg in die Zukunft ist damit schon vorgezeichnet, nur das weiß sie noch nicht!