Frühlingserwachen

von unserem Redakteur Schahin Saket (18.02.2009)

Die Aula füllte sich allmählich. Keltische Musik,rhythmisch und kämpferisch, begleitete das Schauspiel. Die Zuschauer und Zuschauerinnen mussten sich einen Platz auf einer der beiden Seiten der Aula aussuchen und saßen dann den anderen Zuschauern/innen gegenüber. Am Ende der großen Aula stand sie, die pompöse Bühne- poppig und fetzig geschmückt- und Vorne stand sogar eine Weitere- eine dezente, schwarze, kleinere Bühne. „Arena Bühne“ wird so etwas in der Sprache der Schauspielerei genannt, doch ist es ungewohnt für einen Theater-Laien. Schnell wurden noch die letzten kleineren Einstellungen vorgenommen und nach einem kurzen Vorspann war das Stück schon in vollem Gange.

 

Froh und erleichtert nehmen die Schauspieler/innen ihren Beifall entgegen


Die Schüler und Schülerinnen des DS-Kurses von Hern Lück nutzen ihre Chance und setzten das Stück „Frühlings Erwachen“ in eine neue moderne und gelungene Fassung.

Das Stück, geschrieben von Frank Wedekind, handelt von Teenagern und deren Problemen, aber all dies nicht in der Neuzeit, sonder um 1890 unter den Bedingungen einer rigiden Gesellschaft. Die Jugendlichen müssen ihre Sexualität und die Aufklärung selber meistern und treffen dabei auf Probleme, die mit starker Unsicherheit verbunden sind. So wird Wendla (Anna-Lina Etzold) ungeahnt schwanger, Moritz (Matthias Bürger) hat keine Ahnung von sexuellen Aspekten und leidet darunter, Martha (Cathrin Sachs) erfährt Schläge von ihrem Vater und Hänschen Rilow (Thomas Tatzel) entdeckt homosexuelle Gefühle.

Genau dieses Szenario schauen sich die Jugendlichen aufgrund einer Deutsch-Hausaufgabe als DVD an. Und somit entsteht die neu interpretierte Version des Stückes Frühlingserwachen:

 

 
Moritz entdeckt seine Sexualität  

Während auf der kleinen Bühne vorne in der Aula die „DVD“ von Schülerinnen und Schülern aufgeführt wird, sitzen hinten auf der zweiten Bühne die Jugendlichen, die sich diese DVD anschauen. Die modernen Jugendlichen Wendy (Nathalie Krug), Irina (Tuba Bahro), Michi (Mirko Tandara), Mandy (Karima Hayati), Moritz (Nicolai Sprenger), Jacqueline (Tanses Karadag) und Sven (Enes Sancar) verkörpern viele Stereotypen der heutigen Jugendlichen: Irina die Prüde, Michi der Mädchenschwarm und Mandy die Zicke.

 

Schnell wird das fast nur aus Schüler bestehende Publikum in den Bann des hervorragenden Stückes gezogen. Witzig und authentisch werden die Probleme der Sexualität, Schwangerschaft und des Mobbings vorgeführt und durch viele kleine Gags dargestellt. Die Jugendlichen, die als Aufgabe haben ein Referat über Frühlingserwachen zu schreiben sehen schnell, dass trotz Altmodischem Parallelen zur Gegenwart vorhanden sind. Die Moral der Geschichte ist: Tortz Offenheit und weiter Aufklärung brauchen selbst heutzutage Jugendliche Hilfestellungen bei dem was sie erleben oder noch erleben werden.

 

Schauspielerisch traf man als Zuschauer/in auf großes Kino – oder eher gesagt Theater. Jeder Schauspieler und jede Schauspielerin war authentisch und sich seiner/ihrer Rolle sicher. Sie legten alle eine Glanzleistung hin. An Effekten fehlte es ebenfalls nicht: Mit den geringen verfügbaren Mitteln schafften es die Schüler des DS-Kurses ein großes Stück vorzuführen. Es war regelrecht ein Genuss die Bühnenbilder mitzuverfolgen und sich von den Schauspielern mitreißen zu lassen. So ist es auch nicht erstaunlich, dass während des Stückes dauerhaft und herzhaft gelacht wurde. Dennoch gab es auch die spannenden und traurigen Momente. Wie gesagt: ganz großes Kino.

 

Leider war die schlechte Akustik der Aula ein Dorn im Auge. Zum Teil verstand man die Schauspieler kaum trotz ausreichender Stimmstärke. Ebenso war das sehr linkslastige Licht kein Vergnügen und so konnte man vieles, was recht auf der Bühne geschah nur im Dunkeln betrachten. Dennoch sind das nur kleine Kritikpunkte und werden von den vielen positiven Aspekten überlagert. Jetzt erstmal ein Nackenkissen für den strapazierten Hals und danch die Vorfreude auf das nächste Stück.