Goethe kam mit gewaltiger Stimme

Von unserer Redakteurin Barbara Solle (04.07.2004 15:26)

Mit zielstrebigen Schritten betritt ein auffallend großer Mann die Bühne in der Aula des Goethe-Gymnasiums in Kassel. Sein Weg führt ihn die wenigen Schritte zu dem dunkelbraunen Klavier. Er trinkt einen Schluck aus dem Glas, das auf dem Deckel des Flügels steht und wendet sich endlich dem Publikum zu. Die Rede ist von Andreas Schön, einem ehemaligen Goetheschüler, dessen Beruf wohl Opersänger ist, wie sich nach wenigen Augenblicken feststellen lässt.

Herr Ahrberg, der heimliche Star des Abens

Nach einer kurzen Einweisung des Publikums durch Herrn Ahrberg lässt dieser die ersten zwei Takte von Franz Schuberts „Goetheliedern“ erklingen. Eine glasklare Stimme, die offensichtlich ohne jegliche Anstrengung sämtliche Tonarten singen kann, erfüllt den Raum. Selten haben die begeisterten Gäste in der Aula des Goethe-Gymnasiums eine so schöne und mitreißende Stimme gehört. Eine sparsame, aber wohl gewählte Gestik und Mimik von Herrn Schön unterstreichen die Gesangsdarbietung, die im tollen Einklang mit Herrn Ahrbergs Klavierspiel steht.

Herr Hinz, Herr Ahrberg und Herr Grenzemann (v.l.)

Doch boten Herr Ahrberg, dessen zweites Unterrichtsfach vielleicht hätte Musik sein sollen, und Herr Schön nicht allein einen gelungenen Abend: Nachdem der Schulleiter des Goethe-Gymnasium, Herr Gries, am 2. Juli 2004 um 19.00 Uhr abends das Konzert eröffnet hatte, wurden den Konzertbesuchern noch einige Worte von Herrn Ulf Meckbach, dem Vorsitzenden des Fördervereins, mitgegeben. Der ebenfalls ehemalige Goetheschüler, der ironisch anmerkte, dass er das Abitur 1983 „mit Hängen und Würgen“ geschafft hätte, gab anschließend das Wort an den heimlichen Star des Abends, den Russischlehrer Herrn Ahrberg. Dieser vermittelte nun, weshalb das Konzert unter dem Motto „Konzert mit Goethe“ stand: Das Konzert drehte sich um Vertonungen Schuberts, die auf Texten von Johann Wolfgang von Goethe basierten. Und da unsere Schule nach Goethe benannt wurde, war dieses Motto mehr als treffend. Goethe, der zu Lebzeiten nie vollständig den Wert der Vertonungen Schuberts Texte erkannte, war bis zu seinem Lebensende der Meinung, das Wort solle über der Musik stehen und nicht umgekehrt.

Mit Goethe im Rücken, Herr Dockhorn

Als erster Programmpunkt wurde von Frau Meißner, die Referendarin für Englisch und Musik an unserer Schule ist, und erst einige Stunden vorher eine wichtige Lehrprobe gut gemeistert hatte, das „Concerto No. 1“ von Georg Friedrich Händel mit einer Oboe präsentiert. Im Anschluss daran bot Herr Grenzemann, ebenfalls Musiklehrer am Goethe-Gymnasium, eine gesangliche Darbietung einiger von Schubert vertonter Goethelieder, wie zum Beispiel „Der Musensohn“ oder „Erlkönig“. Auch er wurde am Klavier von Herrn Ahrberg begleitet, der dem neben ihm sitzenden Herrn Hintz mit einem Kopfnicken zu verstehen gab, wann dieser die Notenseite umblättern sollte.

Frau Meißner mit der Oboe

Herr Ahrberg kam anschließend zu seinem Klaviersolo und einer gut gespielten Präsentation der von Beethoven geschriebenen „Sonate in G-Dur“: Mit einem ruhigen Anschlag und ohne Fehler war das Publikum erneut hingerissen. Auch wenn das Konzert durch eine viertelstündige Pause unterbrochen wurde, in der der Förderverein seinen neuen „Goethe-Sekt“ kredenzte, ging es nach der Pause nahtlos weiter. Letztendlich konnten auch „Bravo-Rufe“ und donnernder Applaus des Publikums am Ende das Konzert nicht ganz beenden. Nach „Standing Ovations“ räumte Herr Ahrberg schließlich eine Zugabe des von Herrn Grenzemann gesungenen „Erlkönigs“ ein, der den „Erlkönig“ erneut beendruckend durchlitt. Auch Herr Schön sang noch einmal für das Publikum und rührte zum Teil zu Tränen. Sichtlich begeistert wollte niemand so recht die Aula verlassen, war man doch gerade noch in den „Erlkönig“ oder „Ganymed“ vertieft gewesen.

Bleibt nur der Wunsch, dass ein solches Konzert recht bald wiederholt wird und in guter Erinnerung bleibt!