Klassen 7 im Jugendseeheim auf SyltÜbertriebene Panikmache

Von unserem Redaktionsleiter Ulrich Eichler (Sylt)

19 Schüler der Goetheschule sowie eine Lehrerin, die im Jugendseeheim auf Sylt eine erweiterte Form des Schulalltags erleben dürfen, wurden durch schwere Magenverstimmungen mit Brechdurchfall in die Nordseeklinik zur Beobachtung eingeliefert.

Auf dem Niveau des Boulevardjournalismus berichtete unsere Lokalzeitung, die HNA, am Dienstag, dem 12. Juni 2001 auf der ersten Seite des Lokalteils mit der Dach– und Titelzeile „Jugendseeheim SyltSalmonellen-Vergiftung: 19 Schüler in der Klinik“. Dabei ist jedoch festzustellen, dass die Unterzeichner des Artikels kri/chr keine zu erwartende seriöse Recherche vorgenommen haben, sondern sich in ihrer Informationsbeschaffung lediglich auf die Aussagen eines Vaters berufen, der behauptete, dass „die Schüler und Lehrer medizinisch versorgt seien, jedoch unter Quarantäne stünden!“ Erst am darauf folgenden Tag, Mittwoch, dem 13 Juni, werden von der HNA diese voreilig ins Blatt gesetzten Nachrichten richtiggestellt und erklärt, dass es sich nicht um eine Salmonellenvergiftung handelte, sondern dass das Erscheinungsbild der Erkrankungen eher für eine bakterielle Infektion spreche.
Sicher ist, dass solche voreilig ausgesetzten Informationen in der Journalismuspraxis unredlich sind, weil sie unnötige Panik verursachen können und nur der Sensationsgier Unbeteiligter dient.
Um endgültig Klarheit über die Geschehnisse im Jugendseeheim Kassel auf Sylt zu bringen, führte UMLAUF Online ein Telefon-Interview mit Gerald Johannes, Fahrtenleiter der Goetheschule.
UMLAUF Online (UO): Herr Johannes, wie ist heute die Stimmung im Jugendseeheim?
Herr Johannes: Oh, sehr gut sogar! Das Wetter klart auf, und wir können unseren geplanten Aktivitäten nachgehen. Heute Nachmittag machen wir z.B. ein Sportturnier, an dem wieder alle Schüler unserer Schule teilnehmen werden.Ja, das Schlimmste ist überstanden. Alle Kinder sind wieder aus dem Krankenhaus raus und springen bereits fröhlich draußen herum. Zwei Kollegen liegen hier noch ein wenig geschwächt im Bett, aber die werden morgen sicherlich auch wieder „einsatzfähig“ sein.

UO: Von den insgesamt 375 Gästen des Jugendseeheims hätten 60 Personen über Übelkeit, Erbrechen und Fieber geklagt. 18 Schüler und eine Lehrerin der Goetheschule waren auch davon betroffen. Wie kam es zu der Vermutung, dass es sich um eine Salmonellenvergiftung handeln könnte?
Herr Johannes: Ehrlich gesagt kann ich bis heute diese Hysterie nicht verstehen. Da wurde mächtig übertrieben, obwohl noch bis heute keine konkreten Untersuchungsergebnisse vorliegen. Bei den ersten Krankheitsvorfällen haben wir sofort das Krankenhaus eingeschaltet, das unsere Kinder ordnungsgemäß versorgte. Darüber hinaus hat uns die Heimleitung für die Kinder mit Magen und Durchfallproblemen mit Cola, Salzstangen und Zwieback eingedeckt. Da hat sich natürlich auch so manch ein Gesunder drüber gefreut.Nein, im Ernst, sicher war von Anfang an, dass es sich hier nicht um eine Salmonellenvergiftung handelt, sondern die Symptome eher auf eine bakterielle oder virusähnliche Infektion hinweisen, denn ähnliche Erscheinungsformen sind laut Aussagen einiger Apotheker auf der ganzen Insel zu entdecken.

UO: Herr Johannes, wie schätzen sie diesen Vorfall ein? Hat er mögliche negative Auswirkungen für die Zukunft des Jugendseeheims?
Herr Johannes: Durch die vorschnellen negativen Meldungen der Presse und die unangemessene Hysterie der Eltern könnte sich das Image des Jugendseeheims Kassel möglicherweise zunächst einmal ein wenig verschlechtern. Das finde ich sehr schade, und ich persönlich werde mit meinen Kolleginnen und Kollegen alles Mögliche tun, um diesen hervorragenden Ort der Begegnung, des gemeinsamen Handelns, ja, diese „besondere Perle“ auf Sylt wieder zu dem zu machen, was es stets war.So, jetzt ist es 12.30 Uhr, wir sind jetzt alle hungrig und freuen uns auf das Mittagessen.Abschließend möchte ich auch im Namen des Lehrerteams herzliche Grüße an die Eltern und an unser Kollegium aussprechen und ihnen mitteilen, dass wir hier oben im Norden noch einige Tage mit viel Spaß verbringen werden.

UO: Herr Johannes, wir danken Ihnen für das aufklärende Gespräch.