Mission Theater für Kinder

von unserem Redakteur Steffen Engelbrecht (16.05.2009)

„Es war schön, dass wir Herr Lück einen Traum erfüllen konnten“, erzählt Anna-Lina Etzold und stellt sich fröhlich wieder zu ihren Schauspielerkollegen in Spee. Alle sind noch sehr angetan von dem Lied, das ihnen die Kinder zum Dank für das Theaterstück vorgesungen haben und summen teilweise noch leise die ein oder andere Strophe vor sich hin. Der 13er Kurs Darstellendes Spiel lies am Vormittag des 13. Mai nicht nur Kinderaugen glänzen.

 

 

 Karima Hayati beim verteilen der grünen Armbänder

 

Ab elf Uhr wich das Strahlen nicht mehr von Eckhard Lücks Gesicht. Der Mathematik- und Physiklehrer der Carl-Schomburg-Schule, der auch Darstellendes Spiel an der Oberstufe des Goethe-Gymnasiums unterrichtet, krallte sich seine Kamera, scherzte mit den Kindern, die nacheinander in den großen Raum der Kindertagesstätte St. Bonifatius stürmten und freute sich auf seine Jungschaupieler. Ein Märchen war von acht Schülern des DS-Kurses 13 so umgeschrieben worden, dass es die Kinder begeistern und zum Mitspielen animieren sollte. Doch bevor der große König mit der tiefen Stimme die spartanisch leere Bühne durch den ausgeblichen-gelblichen Vorhang betreten konnte, wurden erst einmal die Kinder im Alter ab drei Jahren so auf dem grauen Linoleum verteilt, dass jede und jeder etwas sehen konnte.

 

 
 Hinter den Kulissen: Eckhard Lück  

Manche mit Spannung, andere mit aufgeregtem Tuscheln, warteten alle auf den Beginn des Märchens und als eine Rose aus dem Vorhang hervorkam, flogen die ersten Blicke und kleinen Zeigefinger in Richtung Bühne. Mit der Vorgabe Zielgruppen orientiertes Theater zu machen, war dieses Projekt das Abschlusswerk dieses Kurses. Herr Lück hatte früher selbst als Student vor Jugendlichen und Kindern Theater gespielt und eigentlich den Traum, dies auch später noch einmal zu tun. Dazu kam es zwar nicht, doch als seine Schwester, die selbst in einer KiTa arbeitet ihn einlud, merkte er etwas: „Den Kindern fehlt so ein wenig der kreative Kick“, meint Herr Lück, „dabei ist es faszinierend ihre Reaktion zu sehen. Kinder reagieren viel mehr auf Theater und sind dabei auch unverstellter.“ So hatte ein Teil seiner Schüler die Chance seinen Traum zu verwirklichen.

 

 

 Von der bösen Hexe verführt:

Enes Sancar

 

Auch wenn Herr Lück dieses zielgruppenorientierte Projekt bereits früher geplant hatte, hatte sich vier DS-Kurse zuvor keine Schülergruppe finden lassen, die Interesse gezeigt hatte. Doch der Wille und der Spaß der acht Schülerinnen und Schüler waren die gesamte Zeit über spürbar im Raum des Pfarramts St. Bonifatius. Das Ziel, die Kinder mit in das Stück einzubinden war klar ersichtlich. Der Große König, gespielt von Thomas Driebe, schimpfte auf seinen Sohn, den Prinzen, gespielt von Enes Sancar, der nur Pokémon im Kopf hatte und wollte darüber hinaus, dass alle seine Untertanen gleich aussehen. So bekamen die Kinder weiße T-Shirts, Rote Nasen und ein grünes Tuch um das Handgelenk. Die meisten Knirpse machten das Spektakel mit Begeisterung mit, und als die böse Hexe den Prinzen in einen Wolf verwandelte, waren Warnungen und „Achtung, die Hexe“ zu hören. Immer wieder wurden die Kinder mit eingebunden. Neben Herrn Lück waren auch die anwesenden Erzieherinnen sichtlich amüsiert über das Theaterstück.

 

 
 Begeisterung bei den Kindern  

Marita Gill, Leiterin der KiTa St. Bonifatius, war erfreut über den Besuch vom Goethe-Gymnasium. Sie kennt Herrn Lück als Betreuer von Praktikanten der Carl-Schomburg Schule oder des Goethe-Gymnasims. „So ein Theaterstück ist neben unserem Programm eine gelungen Abwechslung.“, sagte sie nach dem Stück. Gill ist seit 25 Jahren in der Einrichtung. „Es ist eigentlich schade, dass wir nicht mal in die Schulen gehen können, um den Kindern zu zeigen, wie das Schulleben so ist. Dabei liegen die KiTa und die beiden weiterführenden Schulen alle im gleichen Stadtteil, was eine Kooperation durchaus sinnig macht.“ Die KiTa, in der 92 Prozent der Kinder Immigrationshintergrund haben, ist somit durchaus ein Teil der „Kinderstube“ von zukünftigen Goethe- oder Carl-Schomburg Schülern. Ob sie einmal auch als König, Prinz oder Wolf in ihrem ehemaligen Kindergarten auftreten werden? Dem sechsjährigen Justin hat es auf jeden Fall gefallen: „Mir hat der König und die Hexe am besten gefallen, “ sagt er und malt die beiden auf einen Block, „aber ich hatte ein bisschen Angst vor dem Wolf.“

 

 
 Die achtköpfige DS-Gruppe  

Nachdem alle ihre weißen T-Shirts ausziehen mussten, damit der Wolf wieder zum Prinzen werden kann, war vielleicht auch so manchem die Botschaft des Stückes klar. Bunt und individuell ist das Leben schließlich viel besser als grau und monoton. „Mir hat das wahnsinnig Spaß gemacht“, strahlte Herr Lück: „Das könnte ein dauerhaftes Projekt werden, und nächstes Mal gehen wir ins Altersheim.“ So wird ein Traum eines Einzelnen zu einer Bereicherung für das gesellschaftliche Leben und der intellektuelle Kritiker würde wohl bei so leuchtenden Kinderaugen verstummen, die höchstens zu beanstanden haben, dass es für jeden nur ein Bonbon gab.

 

Die Schauspieler waren: Thomas Driebe, Anna-Lina Etzold, Julia Fornacon, Karima Hayati, Christina Hornuff, Cathrin Sachs, Enes Sancar, Alina Schmagold