So weit weg und doch so vertraut

Von unseren Redakteuren Anna Scharf und Marco Sivori (25.09.2005 00:39)

Nach zwei Jahren bekam das Goethe-Gymnasium wiederum Besuch aus Russland. Neunzehn Schülerinnen und Schüler im Alter von 14 bis 17 Jahren waren aus dem fernen Jaroslawl angereist. Ob sich die Unterschiede der beiden Städte Kassel und Jaroslawl, getrennt durch über 2000 Kilometer Luftlinie, auch in mentaler Sicht bei den deutschen und russischen Schüler bemerkbar macht? Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, hatten sich Redakteure von UMLAUF Online mit den russischen Schülerinnen und Schülern getroffen.

Unsere russischen Gäste noch vor dem Gespräch

Die russischen Schülerinnen und Schüler, welche von verschiedenen Schulen Jaroslawls kommen und sich erst während der Reise kennen gelernt haben, wohnten seit dem 12. September 2005 mit ihren Begleitern Jelena Nedeljaewa und Olga Zhilina sowie dem Schulleiter Sergej Terech in dem Schullandheim auf Gut Eichenberg. Zu ihren deutschen Betreuern zählten Frau Hey und Frau Burdzik. Zusammen mit den Schülern ihrer Gastfamilie nahmen sie an einem projektorientierten Programm teil. Die Ergebnisse dieser Arbeiten kann man im zweiten Stock des Goethe-Gymnasiums betrachten.
Natürlich verbrachten die Schüler nicht ihre gesamte Zeit im Schullandheim. Zu ihren Unternehmungen zählten beispielsweise die Besichtigung des Bergparks Wilhelmshöhe sowie Reisen zum Edersee, nach Fritzlar und nach Wiesbaden, wo ein Besuch der Staatskanzlei anstand.

…und bekommt ein Gastgeschenk überreicht.
Marco Sivori (Umlauf), Peter Liebetrau (Partner für Jaroslawl), Herr Gries, Jelena Nedeljaewa, Olga Zhilina und Sergej Terech (Schulleiter); stehend v.l.

Zu den auffälligsten Unterschieden zwischen Kassel und Jaroslawl nannten unserer Gäste spontan die aus ihrer Sicht sauberen Straßen in Kassel. „Auch die Straßenbahnen sind bei euch leiser. Wenn bei uns zu Hause eine Straßenbahn heranfährt, kann man sie schon von weitem hören.“
Das Schulsystem in Jaroslawl entspricht ebenso nicht dem unseren. „Wir fanden es toll, wie offen sich hier in Deutschland die Schüler mit den Lehrern unterhalten können.“ Aber andererseits steht fest, dass die Schüler aus Jaroslawl uns in einzelnen Fächern im Unterrichtsstoff weit voraus sind. „Was ihr gerade in der Jahrgangsstufe 11 in Mathe macht, hatten wir bereits in der siebten Klasse.“ Des weiteren ist es in Russland üblich, dass an den Schulen zuerst Englisch, dann Deutsch und Französisch gelehrt wird, wobei das Gymnasium unserer Gäste eine Ausnahme darstellt, da der Schwerpunkt auf Deutsch liegt, was heißt, dass die Austauschschüler schon seit ca. zehn Jahre diese Sprache beherrschen müssen. Ebenso zu erwähnen wäre, dass russische Schüler bereits nach elf Jahren ihr Abitur absolvieren und mit siebzehn bereits studieren können. Nach dieser Aussage bot sich förmlich die Frage nach den Berufwünschen. Diese variierten vom Designerin über den Chemiker und Programmierer bis hin zum Lokführer.

In punkto Freizeit und Hobbys scheinen sich russische Schüler kaum von uns zu unterscheiden. So berichtete eine Schülerin in gut verständlichem Deutsch: „Abends gehe ich gern spazieren, schaue fern, treffe mich mit Freunden oder gehe in die Disco.“ Aber was all unsere Gäste untereinander verband war die Treue zu ihrer Eishockeymannschaft. „Wir sind alle große Fans, denn unsere Mannschaft ist echt super.“
Richtig Stimmung kam im Saal erst auf, als wir über die Klischees beider Länder zu sprechen kamen. So galt bei den russischen Schülern, dass der Deutsche Lederhosen mit einem Hut mit Federn trägt und ein Bierglas oder einen Teller mit Weißwürsten in der Hand hat. Als dann die Frage aufkam, welche Gedanken sich der Deutsche über die Russen macht, waren wir uns unter Gelächter schnell einig: Wodka.

Den Abschluss des Treffens leitete Herr Gries ein, welcher mit einiger Mühe unsere Gäste in ihrer eigenen Sprache auf das herzlichste am Goethe-Gymnasium begrüßte, sich dann bei seiner weiteren Rede jedoch auf die Übersetzung der russischen Lehrerin stützte. Nach seiner Ansprache folgte eine weitere Ansprache des russischen Direktors, der im Anschluss als Gastgeschenk eine kleine Porzellanglocke überreichte, die Herr Gries als praktische Anregung für die nächste Gesaamtkonferenz dankend annahm.
Ein Gegenbesuch in Russland ist übrigens für Frühjahr oder Herbst 2006 geplant. Von Seiten der Redaktion wünschen wir ihnen noch einen schönen und interessanten Aufenthalt hier in Kassel und alles Gute auf ihren weiteren Wegen.

Unser Schulleiter Herr Gries stellt unsere Schule vor…