(Tekno Now)
Wieso schreibt man „Tekno“ mit „k“? Frau Charlotte Hohn von den Organisatoren „Dr. Riedl & Partner“ erklärte: „Eigentlich hat es keinen besonderen Sinn. Wir wollten lediglich Verwechslungen mit der Musikrichtung „Techno“ vermeiden.“ Der Theorie, dass „Tekno“ ein Kürzel für „Technical Knowlege“ sei, verwarf sie jedoch nicht vollkommen, denn dieser Idee sei das Organisationsteam zuerst auch nachgegangen.
Am 25. April fand in unserer Schule die „Tekno-Now“-Veranstaltung, parallel zu Veranstaltungen in Wetzlar und Wiesbaden, statt. Um 8.30 Uhr begrüßte unser Direktor Herr Dr. von Rüden in einer überfüllten Aula Staatsminister Dieter Posch, Emil Nutz, Sprecher der Bezirksgruppe Nordhessen von „Hessen Metall“, die Referenten, Aussteller und natürlich die zahlreichen Schüler unterschiedlicher Schulen unserer Region.
Im Anschluss daran übergab er das Wort an Staatsminister Posch, der über seinem Werdegang erzählte. Auch auf sein „verlorenes“ Jahr wie er hin, um deutlich zu machen, dass sein damaliger sein heutzutage wirtschaftlich „nicht mehr adäquat“ sei. Darüber hinaus versuchte er deutlich zu machen, welche besonderen Aufgaben die Politik gegenüber jungen Leuten hat, und forderte sie auf zukunftsorientierte Berufe anzupreisen und ihnen die Möglichkeit zu geben, sich besser über jene Berufe der naturwissenschaftlichen und technischen Branche zu informieren. Nach den Ansprachen von Posch und Nutz und nach der Übergabe einer Geschenkbox mit Lehrmaterial über Technik und Naturwissenschaften an unseren Direktor sicherte Minister Posch dem Förderverein der Goetheschule seine volle Unterstützung zu.
Ab 9.00 Uhr konnten sich endlich die Schüler von den vielen angebotenen Vorträgen, diejenigen aussuchen, die sie besonders interessierte. So bunt und belebt hat sich die Schule selten gezeigt. Wie auf einem Messegelände waren die Gänge von Schülern, Lehrern und auch anderen Interessierten bevölkert, die sich an endlosen Informationsständen über jeweilige Unternehmen aufklären ließen.
Ein Infomobil zu Elektro- und Metallberufen vor dem Schulhof ließ das Ganze auch von außen wie eine Messe wirken. Die zu Vorlesungsräumen umgewandelten Klassenräume waren in einigen Vorträgen so überfüllt, dass die zur Verfügung stehenden Stühle nicht ausreichten. Mit über Laptops an die Wand projizierten Bildern und Filmsequenzen bot sich den Schülern in den Vorlesungen eine völlig andere Art, um Sachverhalte zu erklären und zu dokumentieren. Den zukünftigen Studenten zu zeigen, wie eine Vorlesung abgehalten wird, sei auch ein Grund der Veranstaltung, so Professor Maniak von der Uni Kassel. Dabei soll der Unterschied zum Schulunterricht aufgezeigt werden, gekoppelt mit der wissenschaftlichen Botschaft, auch ein Hauptanliegen von „Tekno-Now“. So versteckte sich hinter mancher interessanten und informierenden Vorlesung oder Ausstellung manchmal nichtssagenden oder kaum verstehende Themenangebote, wie „Geodäsie: Beruf im Schnittpunkt von Information und angewandter Mathematik“ oder „Sind Bohrungen Bauwerke oder Löcher“.
Ein Highlight war u.a. jedoch die Abschlussveranstaltung von Professor Wöhrmann „Warum kommt einem Chemie chinesisch vor?“. Dem begeisterten Publikum konnten in der gefüllten Aula mit einer Bier- und Eiscrèmezauberei und schließlich mit einem „stillen“ Feuerwerk die Geheimnisse und Probleme der Chemie lustig erklärt werden.
Mitorganisatorin Frau Hohn gab schließlich ein Lob an Professoren und Vortragshaltern, die mit anderen (vielleicht geringeren) Erwartungen angereist waren, an die interessierten Schüler weiter, die so zahlreich in den Vorlesungen erschienen.
Fazit: Die Idee, den Schüler einen Einblick in die Welt der Hochschule und Branchen der Technologie und Naturwissenschaften zu ermöglichen ist zwar begrüßenswert, jedoch wurde insgesamt der für Schüler wesentliche Aspekt der Berufsmöglichen und -perspektiven zu sehr vernachlässigt.
Natürlich sollte jeder junge Mensch, der ein Studium beabsichtigt, spätestens nach dem Abitur wissen, welche Studienfächer große Zukunftschancen haben, aber dabei muss er auch das Endziel – den weiteren Berufsweg – klar im Auge behalten.
Vielleicht trägt die nächste Veranstaltung mehr dazu bei.
Stellungnahmen einiger Schüler und Lehrer:
Wenig Einblick
Von Sabine Römer, 11/5
Das Ziel, Schüler bzw. andere Veranstaltungsbesucher durch solche Projekte wie den „Tekno Now“- Tag näher an Naturwissenschaften heran zuführen und ihr Interesse zu wecken, ist mit Sicherheit eine frische Alternative zum schulischen Lernen. Eine sowohl nützliche, als auch wirksame Grundidee, die ihr Ziel jedoch m. E. kaum erreicht hat.
Denn zum einen waren sich zu viele Schüler im Unklaren, welche Präsentationen für sie lohnens- und besuchenswert gewesen wären, da im Vorfeld von meist wenig informierten Lehrern bzw. den Personen, die hinter der Organisation stehen, Themen und Inhalte nur spärlich publik gemacht wurden. Niemand wusste so recht, was einen erwarten würde. Wer kann sich schon ein genaues inhaltliches Bild zum Thema „Facility Management“ machen?! Einige Erläuterungen zu den thematischen Schwerpunkten hätten alles etwas vereinfacht. Nur wenig Anlass zu Interesse gaben die Themennamen wie z.B. „Energiesystemtechnik“ oder „Der VDE Kassel fördert Ingenieurstudium“- sie verschreckten und verunsicherten viel mehr.
Wenn man dann doch ein scheinbar vielversprechendes Thema gefunden hatte, stellte die fehlende Aufmerksamkeit während des Vortrag oftmals das größte Problem dar. So habe ich nur eine Präsentation („Warum kommt einem Chemie chinesisch vor?“) mit voller Konzentration bis zum Schluss verfolgt. Dieser Vortrag bewirkte zwar keinen Lerneffekt, lenkte aber dennoch durch die Einfachheit, durch Experimente und zuschauernahe Darstellung das Interesse auf dieses Fach. Leider gab es auch zeitliche Überschneidungen der Themen. Dabei fiel es mir nicht sonderlich schwer, den Vortrag „Das Jahrhundert des Lichtteils“ vorzeitig zu verlassen, da ich bei diesem mehr oder weniger schnell den Zusammenhang verlor. Selbst wenn ich konzentriert zu folgen versuchte, hatte ich durch die Schnelligkeit und durch zuwenig Hintergrundwissen keine Gelegenheit, Zusammenhänge nachzuvollziehen. So hat es dieser Referent meines Erachtens nicht verstanden, sein eigenes Interesse auf die Zielgruppe Schüler zu übertragen!
Für mich ist daher als Resümee dieses Tages festzuhalten, dass diese Kampagne mir und vielen anderen wenig Einblick in die Naturwissenschaften mit ihren Möglichkeiten gegeben hat, sondern im Gegenteil meine bisherige Abneigung eher verstärkt wurde!
Interessanter als gedacht
Von Mario Langer, Jg. 12
Nach anfänglichen Zweifeln meinerseits und nur mittelmäßigen Erwartungen an die Referenten begann die Informationsveranstaltung mit einem einleitenden Vorwort unseres Schulleiters Dr. Michael von Rüden und einer Rede von Wirtschaftsminister Posch. Die Wissenschaftsvorträge waren unerwartet interessant. Sie wurden von den jeweiligen Veranstaltern gut vermittelt und von den Schülern gespannt verfolgt. Die Repräsentanten der Firmen, Professoren und Lehrer zogen ein positives Resümee aus der Beteiligung der Schüler und deren Interesse. Ein Problem lag allerdings in der Unflexibilität mancher Schüler, da diese bei überfüllten Vorträgen nicht in weniger besuchte Veranstaltungen wechselten, obwohl das Programm schon vorher bekannt war und genug Ausweichmöglichkeiten bot. Außer ein paar anderen kleinen, jedoch unvermeidbaren Organisationsproblemen halte ich diese Veranstaltung für sehr gelungen.
Könnte man besser machen
Von Marc Weinreich, Jg. 12
Mittwoch, viertel vor acht, Goetheschule Hauptgebäude. Vor dem nahezu leeren Schulhof steht ein großer silberner Bus der M+E Industrie. Man merkt, heute ist kein normaler Schultag. Heute ist Tekno-Now-Tag.
Zu dieser von der hessischen Landesregierung ins Leben gerufenen Kampagne, die die naturwissenschaftlichen und technischen Studiengänge dem Schüler näher bringen soll, habe ich persönlich noch keine eindeutige Meinung. Zwar ist es sehr sinnvoll, die Schüler über mögliche Studiengänge zu informieren, allerdings fand ich die Durchführung bzw. den Ablauf nicht besonders gelungen.
Meiner Meinung nach war der Termin eher ungeschickt gewählt. So kurz nach den Ferien konnten die Schüler natürlich nicht ausführlich informiert werden, da über die Osterferien gru8ndsätzlich von den Schülern viel vergessen wird, und in den zwei Schultagen danach nicht jeder gleich Tutorunterricht hat. Weiterhin gab es im Vorfeld zu bemängeln, dass die Broschüren, die über den Zeitablauf informieren sollten, erst am Montag an der Schule eintrafen und deshalb nicht an allen Schulen verteilt werden konnten.
Dennoch kamen erstaunlicherweise viele Schüler auch von anderen Schulen zu dieser Veranstaltung. Die Eröffnung war „trocken“, und dem folgte auch ein nicht sonderlich interessanter Vortrag über „Das Jahrhundert des Lichtteilchens“. Zwar bekam man einige interessante Fakten vermittelt, denoch war der Vortrag von Prof. Hillmer (GhK) doch stellenweise viel zu langatmig.
Insgesamt hatte ich den Eindruck, dass viele Schüler diesen Tag nur als Möglichkeit zum erlaubten Schwänzen ansahen, was ich vor allem bei den Schülern von anderen Schulen feststellen konnte (Zitat eines Freundes eines anderen Gymnasiums: „So, nun hab ich genug Prospekte gesammelt als Beweis, dass ich hier war. Ich geh jetzt nach Hause!“)
Insgesamt sicher eine gute Idee, aber in meinen Augen kein großer Gewinn für die Schüler. Eine etwas bessere Information und ein Termin, der eine Woche später angesetzt gewesen wäre, hätten dem Projekt „Tekno-Now“ sicher nicht geschadet.
Was einem Physiklehrer so auffällt und was er sich dabei denkt
Hans Clemens, Physiklehrer der Goetheschule
Am Anfang ist das Interesse riesig. Die Aula ist so überfüllt, dass viele Schülerinnen und Schüler nicht an der Eröffnung teilnehmen können. Minister und Wirtschaftsvertreter sagen, worum es geht: Jugendliche sollen für naturwissenschaftliche und technische Berufe gewonnen werden.
Auch wenn wir in der Mittelstufe mit dem naturwissenschaftlichen Unterricht beginnen, sind die Schüler gespannt. Später lässt bei vielen das Interesse nach. Woran liegt das? Was müssen wir anders machen?
Erstaunlich viele Zuhörer bleiben zum Vortrag „Das Jahrhundert des Lichtteilchens“ in der Aula. Und das, obwohl es gleichzeitig noch 17 andere Veranstaltungen gibt. Prof. Hillmer hält eine anspruchsvolle Vorlesung. Bragg-Reflexion, Fourier-Transformationen, schneller Wechsel von komplizierten Diagrammen. Mir fällt es nicht leicht zu folgen.
Das ist doch viel zu kompliziert. Da kommen die Schüler nicht mit. Gleich werden sie unruhig und die Aula verlassen.
Aber Herr Hillmer kann viel mehr. Geschickt entführt er uns in die Miniaturwelt der Opto-Elektronik. Er erzählt von Flügeln männlicher Schmetterlinge, die die Schmetterlings-weibchen betören und die Forscher zum Nachbau verführen. Er erklärt und demonstriert die wunderbare Leichtigkeit der Nano-Welt. Mathematisch anschaulich und mit einem Experiment, aufgebaut aus Baumarktmaterialien, zeigt er uns, dass Gewicht und Trägheit im Gegensatz zu elektrischen Kräften hier kaum mehr eine Rolle spielen. Alle hören gebannt zu. Die Begeisterung des Vortragenden überträgt sich auf das Publikum.
So muss es sein. Ob uns Lehrern im Unterricht manchmal diese Begeisterung fehlt? Ob unser Anspruch, dass jeder Schüler jeden Schritt verstehen und reproduzieren können soll, dazu führt, dass das Ganze nicht mehr gesehen werden kann? Entstehen so Langeweile oder gar Abschreckung?
Zwei Stunden später: „Moderne Techniken und Materialien im Hochhausbau“. Immer wieder fragen Schüler an der Tür, ob das der Vortrag mit den Computerprogrammen ist. Ist er nicht, aber für die wenigen Zuhörer sehr spannend.
Schade, dass viele nun etwas verpasst haben. Wir müssen erreichen, dass Schüler den Mut haben und sich die Zeit nehmen, sich auf etwas Neues einzulassen. Ähnliches gilt für uns Lehrer.
Es ist gut, Anregungen von draußen zu holen. Noch besser, die Anregungen kommen wie heute geschehen zu uns. Damit wir uns dem frischen Wind nicht entziehen können. Weiter so!
Oder wie eine Schülerin zu den Lichtteilchen: „Tekno Wow“