Was wäre, wenn…

(14.03.2002 17:26)

Utopie? 8.00 Uhr – Einige Schüler kämpfen sich noch durch die riesigen Müllmassen, die ihnen den Weg zu ihren Klassenräumen versperren. Andere sitzen bereits auf wackeligen Stühlen in ihren Klassenräumen, den Blick starr auf ihre verschmierten Tische gerichtet, um sich den Anblick verschimmelter Brote in den Ecken ihres Klassenzimmers zu ersparen.

Die Reinigungskräfte an unserer Schule

Der Biologie- und Chemieunterricht fällt schon seit einigen Wochen aus. „Vergiftungsgefahr“, so die Schulleitung. Den Toiletten nähert sich niemand mehr: Schon im Umkreis von fünf Metern dringt ein schrecklicher Geruch von Urin und Kot in die Nase. Schüler, die es wagten, die Toiletten zu betreten, berichten von Überschwemmungen, verursacht durch große Mengen Damenbinden und Tampons, die die Toiletten verstopfen.
Was ist in unserer Schule geschehen?

Es sind nicht etwa Außerirdische des „Müllplaneten“ auf unserem Schulhof gelandet, sondern diese Situation könnte eintreten, wenn die Reinigungskräfte einschließlich des Hausmeisters nur für kurze Zeit nicht mehr in der Goetheschule erscheinen würden.

Frau Müller vertritt ihre Kolleginnen im Personalrat

Bis zu sechs Stunden täglich entsorgen die sieben Reinigungskräfte des Hauptgebäudes ab 12 Uhr den durch die Schüler verursachten Müll, reinigen die Toiletten, entfernen die zahlreichen Schmierereien von Tischen sowie Toilettentrennwänden und stellen die von Goethe- und Abendschülern verrückten Tische wieder an ihre ursprünglichen Positionen. Dabei sammeln sie nicht nur Cola-Dosen und Chipstüten ein. „Einmal lag in der Ecke sogar ein Pariser“, so Frau Gräser. Dieses Präservativ lag wohl in einem Klassenzimmer der jüngeren Jahrgangsstufen, da sich die Oberstufenschüler laut Frau Gräser, die nun mittlerweile seit 17 Jahren an der Goetheschule tätig ist, wesentlich stärker um ein sauberes Klassenzimmer bemühen. So erwartet die Reinigungskräfte in den unteren Jahrgängen sowie in der Zweigstelle der Goetheschule an der Schützenstraße, für die eine eigene Reinigungskolonne zuständig ist, weitaus mehr Arbeit als in den Klassen- und Aufenthaltsräumen der Oberstufe.

Papierflut…

Leider besteht seit etwa 10 Jahren ein „Einstellungsstop“, der es dem Personalamtes nicht ermöglicht, nach der Pensionierung einer Raumpflegerin eine neue Kraft einzustellen. Somit haben im Laufe der Jahre immer weniger Reinigungskräfte immer mehr Arbeit zu verrichten, so dass die Reinigungsleistung bisher auf 200 qm pro Stunde gestiegen ist.

…und Arbeitsutensilien

Wir alle könnten den Raumpflegerinnen unserer Schule durch einfache Handgriffe, wie das Entsorgen eines benutzten Taschentuches in den Papierkorb, viel Arbeit ersparen. Aber auch Grüße, Beschimpfungen oder mathematische Formeln – meist dick mit Bleistift oder Filzschreiber auf die Tische gemalt – müssen mühselig entfernt werden und sollten unbedingt unterlassen werden. Mit Unverständnis aber reagieren die Frauen, wenn sie mit dummen Sprüchen – z.B. an der Tafel – begrüßt werden. Aber das kommt eher selten vor.
Eine besondere Bitte hat Frau Müller, die ebenfalls als Reinigungskraft an der Goetheschule tätig ist, an alle Schüler und Lehrer, nämlich Tische und Stühle nach schriftlichen Arbeiten an in die angestammten Positionen zurückzustellen. Das würde die Arbeitsbelastung merklich verringern.