„Wenn es euch gefällt““Romeo und Julia“ an der Goetheschule

(Theater-Kritik)

Kerzen werfen ein schwaches Licht auf den schwarzen Flügel inmitten der Aula. Schemenhaft sind die Umrisse der Kulissen zu erkennen. Die Klaviermusik beginnt langsam den Raum mit sachten Tönen zu füllen. So könnte das Stück „Romeo und Julia“ enden und dies tut es auch, aber gleichzeitig ist dies auch
der Anfang.

Die Inszenierung überzeugt

Während die Ouvertüre erklingt, hat man die Geschichte im Kopf. Es wird nichts Außerplanmäßiges passieren. Das weiß man, hofft man. In Bildern läuft Shakespeares Drama vor dem inneren Auge ab. Man wird wohl Romeo (Christian Nette) sehen, mit ihm leiden, wenn er seinen besten Freund Mercutio (Sebastian Warmuth) verliert und tot in seinen Armen hält. Sicherlich wird man auch seinem erbitternsten Feind, Tybalt (Elvis Biogradlija), begegnen und ihn hassen, obwohl er am Ende zurecht von dem rachsüchtigen Romeo ermordet wird. Jeder Zuschauer wird Zeuge der Machtkämpfe, die zwei endlos rivalisierende Familien austragen.Vor allem aber wird man sie sehen wollen: Julia! Die große Liebe Romeos, für die er bereit ist zu sterben, und die sich ebenfalls für Ihn das Leben nimmt.William Shakespeare muß wohl gut drauf gewesen sein, als er kurz hintereinander die Meisterwerke: „Der Wiederspenstigen Zähmung“, „Romeo und Julia“ und „Ein Sommernachtstraum“ schrieb. Genauso gut, wie die Entscheidung des Kurses „Darstellendes Spiel“-Jahrgang 13 ein klassisches und nicht selbstgeschriebenes Stück aufzuführen. Es ist nicht leicht das Publikum bei einer solchen Aufführung zu begeistern, es ist nicht leicht, die Schul-Aula zu vergessen und in das Geschehen „einzutauchen“! Die Story ist bekannt, so ist man gezwungen allein durch schauspielerisches Können und Inszenierung zu überzeugen. Beides gelang, für ein Schultheater selten, außergewöhnlich gut.

Endlich wurden einmal alle Facetten des Theaters, um Stimmungen hervorzurufen, gezeigt. Die Größe des Raumes wurde genutzt. Es spielte sich nicht alles auf einer Hauptbühne ab. Kampfszenen wurden auf dem Boden gespielt, Julias Zimmer war auf der rechten Seite der Bühnenebene, Lorenzos Gemach auf der linken Bühnenebene. Als Romeo aus dem Staat verbannt wurde, spielte er im Publikum. Grell scheinendes Licht forderte Aufmerksamkeit und richtete sie auf Gefechte und Massenszenen. Gedämmtes Licht baute, bei den vielen inneren Dialogen der Figuren, Spannung auf. Klavier und Gesang untermalten viele Szenen, die dadurch erst den letzten Schliff bekamen. Auch Shakespeares unverwechselbare Wortspiele und die pfiffigen Ideen der Regie („Romeo und Julias Liebesnacht“) sorgten für Pep.

Klavier und Gesang runden die Vorstellung ab

Zum größten Teil verstanden es die Darsteller und Darstellerinen ihre Figuren mit Leben zu füllen und überzeugend darzustellen. Allein Christian Nette sei hier stellvertretend für alle genannt, der durchgehend brillierte, ohne von Applaus oder Lachen im Zuschauerraum aus der Rolle zu fallen. Doch warum entschied sich der Kurs mit seinem Leiter Eckhard Lück, die Julia und ihre Amme von ungefähr zehn verschiedenen Frauen darstellen zu lassen? Die Größe der Gruppe, im Gegensatz zur dünnen Anzahl der Rollen, vermag hier als Antwort nicht genügen. Denn genau solch eine Haltung, die verlauten lässt, dass man sich nicht für eine Julia entscheiden konnte, wirkt wieder wie herkömmliches Schultheater. Die neunfache Besetzung der Julia hatte nämlich keinen tieferen Sinn.“In jeder von ihnen steckt eine Julia“ werden die Darstellerinen am Anfang vorgestellt. Dies ist das Problem, obwohl jede Einzelne zu überzeugen wußte, spielte jede ihre Rolle anders und verlieh ihr eine neue Persönlichkeit. So ist Romeos grenzenlose Liebe in die Einzigartigkeit der Person Julia schwerer nachzuvollziehen.

Trotz neun Julias: Hut ab!

Eher schon seine Aussage: „Ich werde den Romeo spielen, ich werde ihn allein spielen, denn es kann nur einen geben.“ Genauso aber auch nur eine Julia. Romeo und Julia sind tot. Das Klavier hört auf zu spielen. Die Kerzen werden ausgeblasen. Das Publikum steht und klatscht. Das Stück ist zuende.