75 Jahre Ingeborg Bachmann

Zusammengstellt von unserem beratendem Lehrer Ulrich Eichler (18.05.2001 16:38)

Ingeborg Bachmann wäre in dieser Woche 75 Jahre alt geworden. 1926 in Klagenfurt geboren, studierte Philosophie und promovierte 1950 über „Kritische Aufnahme der Existentialphilosophie Martin Heideggers“. Sie lebte viele Jahre in Rom, wo sie 1973 starb.

Ihre wichtigsten Werke waren „Die gestundete Zeit“ (1953) und „Die Anrufung des Großen Bären“ (1956), Gedichte: „Gedichte, Erzählungen, Hörspiele, Essays“ (Auswahl, 1964); „Malina“ (1971), Roman: „Simultan“ (1972), Erzählungen.
Ihr großer Einfluss auf die deutsche Nachkriegsliteratur wird durch ihre vielen Auszeichnungen bestätigt: 1959 erhielt sie die erste Gastdozentur auf dem neuen Lehrstuhl für Poetik an der Universität Frankfurt. Ihr Werk wurde mit dem Preis der „Gruppe 47“, dem Hörspielpreis der Kriegsblinden, dem Berliner Kritikerpreis, dem Literaturpreis der Stadt Bremen, dem Georg-Büchner-Preis, dem Großen österreichischen Staatspreis und dem Anton-Wildgans-Preis ausgezeichnet.
„Ingeborg Bachmanns Prosa geht über den Punkt hinaus, an dem die konventionelle Erzählung haltmacht, Sie fordert den Leser heraus, sich für eine veränderte Welt zu entscheiden, in der die Widersprüche zwischen unserem Sprechen, Urteilen und Handeln aufgehoben sind. So werden in ihren Erzählungen Menschen vor die Entscheidung gestellt, ihre gewohnten Grenzen zu überschreiten, sei es in der Liebe oder in der Suche nach absoluter Wahrheit, Gerechtigkeit und Freiheit. Auch wenn am Ende alle diese Ausbruchsversuche scheitern, so bleibt unser Blick doch gerichtet auf „das Vollkommene, das Unmögliche, Unerreichbare“.“ (Aus Vorwort zu ihrem Buch „Das dreißigste Jahr – Erzählungen“)
„Die Qualität der Erzählungen liegt in den Zwischentönen und in all dem, was nicht ausgesprochen ist. Wie bei Schnitzler wird nur eine Partitur geliefert, die Sprache verschlüsselt die Wahrheit, der Reiz liegt im Spiel mit der Maske. Die Tatsache des Publikumserfolges kann auf erfreuliche Weise erstaunen – so versteht man also auch nach Jahrzehnten nüchterner Geschäfte und technischer Interessen noch diese leisen Töne.“ (Aus Züricher-Zeitung)
Auch im Unterricht finden ihre Texte größter Beliebtheit. Ein angefügter Beispieltext aus ihrem Buch „Simultan – Erzählungen“, der z.B. im Kunstunterricht, Sachbereich Optische Massenmedien, exemplarisch den Konflikt zwischen fotografischer Aufklärungspflicht und moralischer Verantwortung verdeutlichen soll, führt immer wieder zu heftigen Auseinandersetzungen.