Auch Du bist Valentin

Von unseren Redakteuren Anna Scharf und Marco Sivori (14.02.2006 18:55)

Der Heilige Valentin hat im 3. Jahrhundert aus Gutmütigkeit Sklaven und Soldaten getraut, was ihm eigentlich untersagt war. Durch diesen Akt der Nächstenliebe wurde Valentins Todestag zu dem Feiertag der Liebenden erklärt, so dass sogar der sprödeste Mensch seinen Liebesgefühlen freien Lauf lassen kann.

Seit dem 15. Jahrhundert wurden zudem in England Paare gebildet, die sich zum Valentinstag etwas schenken. Die Tradition des Blumenverschenkens lässt sich auf die Gattin der Dichterin Samuel Pepys zurückführen. Diese schenkte nämlich ihrem zukünftigen Gatten einen Strauß Blumen als Antwort auf ein Liebesgedicht. Diese Tradition wurde von den Kolonialisten rasch in der Neuen Welt verbreitet und gelangte schließlich mit den Besatzungsmächten nach Deutschland. 1950 wurde der Valentinstag offiziell bei uns eingeführt.

Be my Valentine oder Floristen aller Welt, vereinigt euch? Der Niedergang der kleinen Gärtnereien und Blumengeschäfte führte in den 90er Jahren zu einer Marketing-Aktion der mittelständischen Blumenindustrie, die diesen „Blumentag der Verliebten“ kreierte. Seitdem ist dieser Tag ein stark kommerziell ausgerichteter „Feiertag“.

Valentin macht an

Aber was machen wir heutzutage aus diesem Tag? Valentinstag ist die Gelegenheit seine Liebe zu gestehen und der Ehe oder der Beziehung neuen Schwung zu geben. Es geht also um Liebe, das schönste Gefühl, was der Mensch kennt. Was kann daran also negativ sein?
Der schüchterne Typ hat eine offizielle Gelegenheit, seinen heimlichen Schwarm auf seine Gegenwart aufmerksam zu machen. Denn spätestens seit Pepys nutzen talentierte Menschen den Valentinstag um ihre Kreativität zu nutzen und zum Ausdruck zu bringen. Dazu steigert es das Selbstwertgefühl von Mädchen, wenn der Junge schon beinahe gezwungen wird, sie zu beachten. So wurden früher zum Beispiel die Namen aller ledigen Mädchen auf Lose geschrieben und die Jungen zogen dann ihren Valentinsschatz, sind mit diesem ausgegangen und bei vielen hat es gefunkt. Fazit sind allgemein schöne Erinnerungen und ein Strauß Blumen…

Ob der Heilige Valentin das so wollte?

Was kann man also an einem Liebestag aussetzten, der mitten im kalten und ungemütlichen Winter Liebe und Freude aufkommen lässt? Anscheinend gar nichts! Zieht der Liebende jedoch mal seine rosafarbene Brille ab und wirft einen Blick auf die Realität, so wird er schockiert feststellen, dass der Valentinstag, der angebliche Tag der Liebe, dank unserer heutigen Gesellschaft nichts mehr mit seiner ursprünglichen Bedeutung zu tun hat, denn der einstige Tag der Freude stellt sich heute als kapitalistische Falle für Verliebte dar, an welcher die größten Freuden bei den Floristen in aller Welt entstehen.

Es gab eine Zeit, da reichte es einfach aus, Blumen aus dem Garten zu pflücken und sie seiner Angebeteten zu überreichen. Heutzutage jedoch werden jährlich Quadratkilometer große Blumenmeere angelegt, nur um sie Anfang Februar mit einem Schlag abzuernten, die Blumen lieblos in eine Papiertüte zu stopfen und sie rund um den Erdball an Millionen von Blumenhandlungen zu schicken, damit sie dort zu Höchstpreisen verkauft werden können. Da fragt man sich, was das noch mit einem Fest der Liebe zu tun haben soll.

Bei einem Spaziergang durch die Stadt findet er schnell die Bestätigung seiner Frage. In vielen Schaufenstern hängen rosa Herzen, werden die neusten Parfüms zum Valentinstag angeboten, kurz gesagt: es wird für alles geworben, was Herzen höher schlagen lassen soll. Selbst im Internet ist der Liebende vor der Geldgier des Valentinstags nicht sicher. Unter dem Suchbegriff „Valentinstag“ wird er auf die verschiedensten Seiten weitergeleitet. Die einen sind überfüllt mit Gedichten, die anderen mit romantischen Bildern und weitere befassen sich auch mit dem Ursprung und der Geschichte des Valentinstages. Doch eines haben fast alle gemeinsam: einen Bereich nur für Geschenkideen. Wer sich hier jedoch erhofft, möglichst originelle Ideen zu finden, der wird bitter enttäuscht. Per Link gelangt man nämlich in den meisten Fällen zu Versandhäusern oder Blumenhandlungen. Das Beste kommt dann sogar noch, wenn als Geschenkidee Gutscheine der jeweiligen Läden angeboten werden.
Es scheint so, als wäre die Zeit, in der sich Verliebte noch wirklich Gedanken über ihren Schwarm machen, nun endgültig vorbei sind. Aus diesem Grund können wir allen Lesern nur empfehlen: Spart euch doch die Mühe, Blumen oder Pralinen zu kaufen. Drückt eurem Schatz einfach einen Geldschein in die Hand und lasst ihn dann selbst entscheiden, was er damit einkauft. Und vergesst bitte diesen Satz „Alles Liebe zu Valentinstag“, denn die einzigen, denen dieser Tag wirklich noch etwas bedeutet, das sind die Kaufleute.

Valentinstag im Februar,
Da ist ein besonderer Tag.
Er nennt sich Valentinstag.
Da möchte ich dir was Besonderes schenken.
Mit Liebe für dich mein Herzchen lenken.
Dir sagen mündlich, per SMS oder einem Brief.
In deine Augen schauen, oder lies.
Ist meine Liebe noch so unbedeutend und klein.
Ach lass sie doch in dein Herz hinein.