Die Fledermaus

(19.01.2001 15:06)

Eine Kritik über die Aufführung der „Fledermaus“ von Johann Strauß durch das Strauß-Operettentheater Posen-Lodz vom 31.12.2000 in der Kasseler Stadthalle.

Die Fledermaus

Eigentlich hatte ich ja gar keine Lust mich zu Silvester noch ins Auto zu setzen, um mir in der Kasseler Stadthalle eine „vollständige Neu-Inszenierung“ (so lautete jedenfalls die Pressemitteilung) der „Fledermaus“ von Johann Strauß anzusehen. Wahrscheinlich würde ich sowieso die einzige sein, die sich an so einem besonderen Tag die Ohren mit Operettenmusik statt den Bauch mit Würstchen und Cola vollschlagen wollte.
Doch am Ende siegte mal wieder meine Neugierde…..
Nachdem ich endlich einen Parkplatz gefunden und mich rutschenden Fußes ins Innere der Stadthalle begeben hatte, musste ich zu meinem Erstaunen feststellen, dass letztere vor „Fledermaus“-Hungrigen nur so überquoll.
Als auch der letzte schließlich seinen Platz eingenommen hatte erklang die Overtüre des Stückes und jeder begann andächtig zu lauschen.
Das Orchester war zugegebener Maßen etwas klein, was den einen oder anderen etwas störte, doch das beschwingt fröhliche Spiel desselbigen und die Tatsache, dass man dadurch die einzelnen Singstimmen sehr gut verstehen konnte, konnten mich auf jeden Fall darüber hinwegtrösten.
Und schon im ersten Akt wurde klar, dass auch die Darsteller auf der Bühne mit ganzem Einsatz und vorallem viel Spaß dabei waren:
Jolanta Bobras-Pajak (Adele) entzückte durch ihren klaren, schillernden Sopran, mit dem sie besonders im 2. Akt („Mein Herr Marquis“) das Publikum zu verzaubern verstand.
Übertroffen wurde sie nur noch von Agnieszka Maciejewska (Rosalinde), deren Stimme und besonders ihr Spiel den Reiz dieser Inszenierung ausmachten.
Kaum jemand konnte sich das Schmunzeln verkneifen, wenn sie, großartig in Gestik und Mimik, tränenreichen Abschied von ihrem Ehemann Dr. Eisenstein ( witzig und absolut überzeugend in seinem Zorn als auch in seiner Liebe: Andrzej Kostrzewski) nimmt und gleichzeitig hinter seinem Rücken mit ihrem hinter einem Sofa versteckten Verehrer Alfred (sehr akrobatisch seine Interpretation von „Trinke Liebchen, trinke schnell“, die er mit Rosalinde im Liegen(!) darbot: Tomasz Jedz) flirtet.
Das Bühnenbild war liebevoll gestaltet und auch die Kostüme ließen nichts zu wünschen übrig.
Als etwas enttäuschend empfand ich es allerdings, dass Graf Orlowski (leider etwas farblos: Agnieszka Makowa) von einer Frau gespielt wurde, wobei es allerdings wohl unmöglich gewesen wäre einen Mann mit dem für die Rolle erforderlichen Stimmumfang zu finden. Dem Grafen aber eine grüne Punkfrisur zu verpassen und ihn das ganze Stück über in einer Art Rollstuhl sitzen zu lassen: Das wäre meiner Meinung nach nicht nötig gewesen.
Alles in allem: Eine sehr unterhaltsame, musikalisch wunderbare Inszenierung, nach welcher mir auch noch im neuen Jahr das zärtliche „Brüderlein und Schwesterlein“ in den Ohren klingt.