Eine Reise durchs Jenseits

Von unserer Redakteuren Clarissa Sinning und Marco Sivori (19.11.2005 00:37)

„Der Tod – nichts geht die Lebenden mehr an“. Zu diesem Zweck richtete die Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal e.V. in Kassel das Sepulkralkulturmuseum (lat. Sepulcrum = Grab, Grabstätte) ein, das 1992 seine Türen der Öffentlichkeit öffnete. Das Museum ist eines von europaweit nur sieben Museen, die sich ausschließlich mit dem Tod beschäftigen. Dabei beschränkt sich die Sepulkralkultur nicht nur auf Gräber und Grabstätten, sondern umfasst alle Bereiche rund um das Thema Sterben.

Christliche Zeugnisse des Ende eines Lebens

Auf ca. 1400 qm Fläche präsentiert das Museum an der Weinbergstraße in Kassel eine Vielzahl an Ausstellungsstücken, die Einblicke in die Vergangenheit und die Gegenwart geben. Zu diesen zählt eine Reihe unterschiedlichster Grabsteine, Särge und Totenkleidungsstücken, aber auch Zeichnungen und Malereien, die das Thema Sterben betreffen. Insgesamt besitzt das Museum eine ca. 16.500 Blatt umfassende Sammlung an Malereien und Skripten, die bis ins 15. Jahrhundert zurückreichen.

Grabsteine aus der Römerzeit

Zeitgleich zu dieser Dauerausstellung präsentiert das Museum stets verschiedene Sonderausstellungen, im Moment eine mit dem Titel „1000 Grad Celsius“. Neben einer kurzen Erläuterung zeigen sich hier photographische Einblicke in die Welt der Feuerbestattung. Diese Ausstellung ist noch bis zum 30. Dezember dieses Jahres zu besichtigen.

Die höhergelegenen Räume sind hell und modern

Das Sepulkralkulturmuseum überrascht zunächst mit seiner Erscheinung: Ein moderner Eingangsbereich, bedeckt durch ein Glasdach und umgeben von weißen Wänden, lässt nicht die Atmosphäre aufkommen, die man hier eigentlich erwartet hat. Auch die gastierende Sonderausstellung „1000 Grad Celsius“ zeigt sich in moderner Erscheinung. An den Wänden entlang hängen links und rechts Bilder aus Krematorien, daneben kleine Täfelchen zur Erklärung. Über eine Treppe gelangt man dann in den unteren Bereich zur Dauerausstellung des Museums.

An trüben Herbsttagen finden sich auch Schulklassen ein

Beim Herabsteigen spürt man förmlich, wie sich die Atmosphäre verändert. Das helle Licht weicht düstereren Räumen, die weißen Wände werden zunehmend dunkler. Wenn man bei den Särgen und Totenkleidern angelangt ist, steht man in einem spärlich beleuchteten Raum, umgeben von Steinmauern. Auf dieser Ebene dreht sich alles um die Geschichte des Friedhofs, vom Mittelalter beginnend bis heute. Bei seinem Rundgang kommt der Besucher an Grabsteinen und Denkmälern verschiedenster Arten vorbei.

Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal e.V.
Zentralinstitut und Museum fürSepulkralkultur
Lageplan:
Weinbergstraße 25-27
Telefon (0561) 918 93-0
E-Mail: info@sepulkralmuseum.de

Fazit: Nach einem kurzen Moment der Überraschung, bedingt durch den modernen Stil, wird das Museum für Sepulkralkultur sogar Jugendliche interessieren, die sich mit dem Thema Tod seltener beschäftigen. Einzig und allein die geringen Erläuterungen zu den einzelnen Ausstellungsstücken verringern die Freude am Rundgang ein wenig.

1000° C – Fotografien aus Krematorien
Fotografische Blicke auf die moderne Feuerbestattung
von Marcus Düdder

Mehr als eintausend Grad erreicht die Nachbrennkammer eines modernen Einäscherungsofens. Nach etwa siebzig Minuten verbleiben von einem menschlichen toten Körper nur noch durchschnittlich 1,5 kg Staub- und Aschereste, eingefüllt in einen genormten Kapselbehälter bereit zur feierlichen Beisetzung. aus der Ausstellung: „1000 Grad Celsius“