Von unserem Redakteur Marc Hoffmann (23.07.2005 21:04)
Laute Stimmen, schnelle Schritte, Freudenschreie, aber auch Tränen. All das war zu hören am Freitag, dem letzte Tag des Schuljahres. Die Zeugnisausgabe war vorbei. Einige wenige standen noch auf dem Schulhof, unterhielten sich. Andere rannten, sie wollten die Bahn noch erreichen, um pünktlich nach Hause zu kommen. Die Freude auf die Ferien war groß und nahezu jedem anzusehen. Nur einige, die ein Schuljahr wiederholen müssen, waren nicht ganz so glücklich. Trotzalledem war die Freude groß, als die Lehrer schöne Ferien gewünscht hatten und die Schüler gehen konnten.
Ferienzeit ist…
Das Wochenende war für den einen Teil der Schüler nahezu ausgebucht mit Partys, Discobesuchen oder einfach mit faulenzen, während der andere Teil bereits in Richtung Flughafen oder auf dem direkten Weg zum Urlaubsort war. Weitergehende Aktivitäten waren an diesem Tag von den zurückgebliebenen Schülern kaum zu erwarten. Nahezu alle Fragen waren geklärt und auch die Frage, wie das nächste Jahr aussehen würde, löste keinerlei Spannungen mehr aus.
Einer unter diesen vielen Schülern war Lukas, der wieder einmal das Schuljahr geschafft hatte. Auch wenn er nur ein durchschnittlicher Schüler war, so konnte er doch von sich behaupten keine Probleme mit der Versetzung zu haben, denn diese stand bei ihm in nun neun Schuljahren nicht einmal im Ansatz auf dem Spiel.
Die letzte Woche war für ihn aber die stressigste und zugleich schönste des abgelaufenen Schuljahres, denn seine Eltern waren schon in den Urlaub geflogen und würden erst Mitte der nächsten Woche wiederkommen. Für Lukas war das eine Gelegenheit, das erste Mal so richtig zu feiern, ohne dass sich seine Eltern aufregen würden. Dieses Wochenende wollte er sich nicht entgehen lassen, und so wurde von Samstag auf Sonntag bei Freunden gefeiert und auch übernachtet. Am Sonntag Nachmittag kam Lukas mit leerem Blick und Ringen unter den Augen nach Hause und fiel wie ein Stein in sein großes Bett.
Am nächsten Morgen, 6.45 Uhr, klingelt der Wecker. Lukas muss schon wieder raus. Er beeilt sich, denn seinen Bus darf er nicht verpassen, er muss pünktlich sein. Lukas ist schnell, er ist rechtzeitig an der Haltestelle und bekommt seinen Bus. Dieser ist nahezu leer, doch Lukas bekommt es kaum mit. Durch seinen Musikplayer ist er abgelenkt und fährt bis zur Endhaltestelle. Noch einmal umsteigen und in 15 Minuten ist er da. Pünktlich, sogar etwas zu früh, ist er da. Er muss noch warten und setzt sich erst einmal hin. Die Müdigkeit kommt wieder über ihn und er schläft auf der großen Bank neben den Birken ein. Während er dort so schläft, verrinnt die Zeit. Es ist schon wieder Mittag, als Lukas letztendlich aufwacht. Er weiß nicht, wo er ist, besinnt sich kurz und erkennt seine Umgebung. Schnell blickt er auf seine Uhr. 13.00 Uhr! Er hat lange geschlafen und hofft nun flehentlich, dass ihn keiner gesehen hat.
Lukas sitzt allein auf der Bank neben den Birken, vor ihm das Haus, in das er wollte, aber nicht musste. Er sitzt alleine vor der Schule – am ersten Ferientag! Am Sonntag hatte er vergessen, seinen Wecker auszustellen und durch seine Müdigkeit am Morgen nicht daran gedacht, dass er sechs Wochen Ferien vor sich hatte. Doch zum Glück hatte ihn ja niemand gesehen, so hoffte er zumindest.
Doch plötzlich wird er von hinten angestoßen. Erschrocken dreht er sich um. Hinter ihm steht der Hausmeister, ein Freund seiner Eltern, und sagt mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht: „Hallo Lukas, möchtest du mir helfen, jetzt wo du ausgeschlafen hast? Es sind ja schließlich schon Ferien.“