von unserer Redakteurin Jessica Jaworski (22.04.2009)
Papst Benedikt XVI will Kondome wieder verbieten, da sie seiner Meinung nach das Aidsrisiko verschlimmern. Doch was halten Jugendliche und Eltern davon? Sollen Jugendliche ein Keuschheitsgelübte ablegen, wie der Papst es will?
GIB AIDS KEINE CHANCE – Der Papst hält nicht viel von solcher Werbung |
Klar, die sicherste Verhütung ist Enthaltsamkeit, aber will man das auch? Es stellt sich die Frage, warum Papst Benedikt XVI die Kondome verbieten will: Er sieht in Kondomen ein Mittel zum Sex, der nicht mit dem katholischen Glauben übereinstimmt und wie lässt sich das Aidsrisiko leichter minimieren, als durch Enthaltsamkeit? Der Papst ist sogar der Meinung, dass Kondome das Aidsrisiko verschlimmern, da sie nicht immer zugänglich sein können, vergessen werden und auch keinen hundertprozentigen Schutz liefern.
Die mittelalterliche Lösung: ein Keuschheitsgürtel |
Viele der befragten Jugendlichen sind da anderer Meinung. Jenny V. (Name der Redaktion bekannt) meint: „Es nützt nichts, wenn der Papst Kondome verbietet, da Kondome der einzige Schutz vor Krankheiten wie z.B. Aids sind.“ Manche sind sogar der Meinung, dass es für den Papst wichtigere Dinge geben sollte. Vicktor Q. (Name der Redaktion bekannt) ist meint: „Der Papst kann gar nichts verbieten. Er soll sich um etwas anderes kümmern.“ Wieder andere sehen Kondome als einziges Präservativ an, welches vor Krankheiten und ungewollten Schwangerschaften schütz.
Ann-Katrin G. (Name der Redaktion bekannt) sieht es aus einer Sicht, die viele Mädchen teilen: „Manche Mädchen vertragen keine Pille oder Ähnliches und somit bleibt nur das Kondom, und da dies das einzigste Verhütungsmittel ist, was auch vor Krankheiten schützt, ist es das Beste.“ Auch ältere Befragte sind empört über die Äußerung des Papstes. Richard S. (Name der Redaktion bekannt) ist Vater einer 15-jährigen Tochter und sagt dazu: „Es ist falsch. Kondome schützen! Wenn es keine Kondome gibt, wird es nur schlimmer. Ein Kondom ist doch besser als Aids!“ Egal ob Eltern oder betreffende Jugendliche, alle sind der gleichen Meinung.
Schutz vor Aids und Schangerschaft |
Dennoch besteht der Papst auf Keuschheit. Jugendliche sollen ein Keuschheitsgelübte ablegen und bis zu ihrer Hochzeitsnacht auf Sex verzichten. Der Keuschheitsring soll jedem zeigen, dass man bis zur Ehe „unbenutzt“ ist und somit rein für den ewigen Bund. Viele Jugendliche in den USA leisten diesen Worten scheinbar folge, es ist dort stellenweise zum Trend geworden. Es wird als cool angesehen einen solchen Ring zu tragen.
Doch wie sieht es bei der Jugend in Deutschland aus? Was halten sie vom Aushängeschild der „Unschuldigen“? Die Reaktionen sind zwischen Erwachsenen und Jungendlichen geteilt. Von den befragten Jungen antworten alle mit der selben Antwort. Ryan H. (Name der Redaktion bekannt) sagt: „Solch ein Ring nützt gar nichts. Und enthaltsam zu sein ist totaler Quatsch!“ Mädchen teilen die Ansicht. Jasmin L. (Name der Redaktion bekannt: „Man kann es von zwei Seiten betrachten: Christen, die an Enthaltsamkeit vor der Ehe glauben und sich somit mit Gottes Segen schützen, enthalten sich, da sie das wollen. Aber wenn es Jugendliche versprechen, die weder daran glauben, noch sich daran halten wollen und es nur tun, um gut da zu stehen, ist es unsinnig.“
Bei Erwachsenen trifft der Ring auf gemischte Gefühle. Evelyn und Hans Z. (Namen der Redaktion bekannt) sind Eltern eines 16-jährigen Jungen: „Es ist unsinnig, da sich Paare auch intim kennen lernen sollten. Sex gehört auch zu einer guten Beziehung, wenn man es ernst meint.“ Andere, wie zum Beispiel Joachim und Lisa F. (Namen der Redaktion bekannt), Eltern eines 14-jährigen Mädchen, meinen: „Man kann es versuchen, aber ob es klappt ist eine andere Sache. Es ist teilweise gut, dennoch gehört zu einer Beziehung auch das intime Kennenlernen.“
Die Meinungen gehen auseinander. Würde man die gleichen Fragen in einem anderen Kulturkreis stellen, würde man durchaus andere Antworten bekommen. Sicher wäre Enthaltsamkeit ein Weg der Aidsprävention. Doch sollten die Menschen in den Ländern, in denen Aids eine weitaus größere Bedrohung ist als in Deutschland nicht auch besser über Folgen und Verhütung aufgeklärt werden? Wer seinen Partner liebt, sollte auch mit ihm schlafen dürfen ohne ihn oder sie vorher zu heiraten.