Kevinismus

von unserer Redakteurin Christine Phieler (01.11.2009)

Eine Online-Studie der Universität Oldenburg zeigt, dass Namen wie Kevin oder Angelina mit Vorurteilen belegt sind, und Kinder mit diesen Namen daher in der Schule häufiger benachteiligt und schlechter benotet werden, als Kinder mit Namen wie Charlotte oder Lukas.

 

 

500 Grundschullehrerinnen und -lehrer wurden befragt und es wurde deutlich, dass die meisten (ca. 82,2% der Befragten) von ihnen Vorurteile gegenüber bestimmten Namen haben. So werden Kevins, Marvins, Chantals etc. schon von vornherein als verhaltensauffällig eingestuft, ohne dass die Lehrerin/der Lehrer das Kind, das hinter

Positive Namen?

dem Namen steckt überhaupt kennt. Maries, Jakobs, Alexanders etc. haben hingegen von Anfang an schon einen Bonus bei den Lehrerinnen/Lehrern.

 

Ursache für dieses Phänomen ist unter anderem die Tatsache, das Familien aus unteren, bildungsferneren Schichten ihren Kindern häufiger angloamerikanische Namen geben, als das Familien aus den bildungsnahen Schichten tun. So heißen Kinder aus den unteren Schichten schnell wie die amerikanische Lieblingsschauspielerin von Mama, während Kinder aus oberen Schichten eher traditionell deutsche Namen tragen. Eine weitere Ursache ist die Verallgemeinerung von Erfahrungen, die die Grundschullehrer/-innen sammeln. Angenommen, von fünf Kevins sind vier verhaltensauffällig, so passiert es schnell, dass dem fünften, eigentlich intelligenten und aufmerksamen Kevin trotzdem keine Chance gelassen wird zu zeigen was er kann, da sein Name für die Lehrerin/ den Lehrer schon bedeutet, dass dieser ein schlechter Schüler ist.

 

Negative Namen?

Doch haben nur Grundschullehrer/-innen diese Vorurteile gegenüber Kevin und seinen Leidensgenossen? „Ich würde mein Kind nicht Kevin oder so nennen, weil ich schon denke, dass es da viele Vorurteile gibt“, sagt Eva Reichert aus dem Jahrgang 13. „Ich denke zwar nicht, dass die deswegen unbedingt schlechter benotet werden, aber es gibt schon Vorurteile, zum Beispiel, dass Leute, die so heißen asozial sind. Außerdem finde ich solche Namen nicht schön“, erzählt sie weiter.

 

„Ich finde, dass man jedem Kevin, Marvin oder wie sie alle heißen, trotzdem eine Chance geben sollte zu zeigen, dass es eben doch nur Vorurteile sind“, findet Annika Bauer, 17 Jahre alt.

 

Eine nicht repräsentative Schnellumfrage zeigte, dass unsere Lehrer – wenn überhaupt – Marvin oder Kevin als tendenziell negativ wirkend beurteilen, wogegen Julia, Hannah, Sebastian oder Sarah eher positiv besetzt sind. Eigentlich haben unsere Lehrer aber keine Vorurteile gegenüber bestimmten Namen, denn die meisten konnten unsere Frage nach positiv oder negativ besetzten Namen nicht beantworten.

 

Entweder gab es für sie keine typischen Namen für negativ oder positiv auffallende Schüler, oder die von ihnen genannten Namen sind zwar öfter schon negativ beziehungsweise positiv aufgefallen, aber daraus verallgemeinernde Schlüsse ziehen wollen sie nicht. So sagt zum Beispiel Herr Kilian: „Niemand kann etwas für seinen Namen!“