Profilbildend in Nordhessen

Aus der UMLAUF Online-Redaktion (24.02.2006 17:56)

Schon im Mittelalter wurde in den niederrheinischen Klöstern am Donnerstag vor Fastnacht die Pfaffenfastnacht gefeiert. Besonders in den Nonnenklöstern muss es hoch hergegangen sein. Aus dem Benediktinerkloster St. Mauritius wird vom Karneval 1729 berichtet, dass man die Fastnacht in voller Lust gefeiert hätte, und alle Nonnen seien verkleidet gewesen. Am Tag wurde getanzt und gesprungen und des Nachts, als die Äbtissin schlafen gegangen war, wurde bei Kaffee und Tee Karten und Dame gespielt.

In Ermangelung weiterer Krawatten – das wird sich
ändern müssen – gibt es den Versöhnungssekt

In den Städten war die Weiberfastnacht schon zu Beginn des vorigen Jahrhunderts vorwiegend eine Angelegenheit der Marktfrauen. Nach der Aufhebung der Märkte im Dritten Reich und dem sozialen Absinken der Marktviertel artete die Feier immer mehr aus. Nur in Mühlheim wurde noch bis zum letzten Krieg in der ursprünglichen Art gefeiert.

Obermöne Frau Müller kennt auch diesmal keine Gnade.

Der Brauch, dass Frauen an Weiberfastnacht den Männern die Krawatten abschneiden, soll erst unmittelbar nach 1945 entstanden sein. Es gehört zum Fastnachtsspaß in Köln. Vermutlich spielt dabei der Gedanke mit, dass die Frauen an Weiberfastnacht das Regiment führen und so den Männern zeigen, wer das Sagen hat. Der Brauch flaut aber aus der heutigen Sicht schon wieder ab. Vielleicht auch deshalb, weil die Männer an Weiberfastnacht kaum noch eine Krawatte tragen.

Da bleibt Schulleiter Gries nur ein Lächeln übrig.

In Nordhessen spielte Weiberfastnacht in der Nachkriegszeit nur eine untergeordnete Rolle. An einigen Schulen in Kassel erlebte dieser Brauch in den letzten Jahren erstaunlicherweise eine Renaissance. An einem mittelständischen Gymnasium im Kasseler Osten hat sich diese Sitte so vorbildlich entfaltet, dass das Hessische Kultusministerium auf Drängen der nordhessischen Textilindustrie kürzlich in einem Erlass die Verbindlichkeit der Weiberfastnacht vorgeschrieben hat. Diesen für nordhessische Bürger sicherlich ungewöhnlichen Brauch möchten wir an dieser Stelle dokumentieren mit dem pekuniärem Hinweis, dass auftretende karnevalistische Schäden nach Ansicht der Finanzämter Kassel steuerlich absetzbar sind.

Nach der Laufbahnordnung ist der stellvertretende Schulleiter Becklas das zweite Opfer.