Sieben Tage ohne Internet

von unserer Redakteurin Mabelle Franke (11.03.2011)

Heutzutage gilt das Internet bei vielen Experten als eine der größten Veränderungen des Informationswesens seit der Erfindung des Buchdruckes. Im alltäglichen Gebrauch benutzt man das Internet, ohne darüber nachzudenken, sei es um Informationen für Schule oder Arbeit herauszufinden, die eigenen E-Mails abzurufen oder um mit Freunden zu kommunizieren. So lässt sich also kaum noch ein Tag ohne das Internet überstehen – eigentlich. Auf genau dieses Experiment habe ich mich eine Woche lang eingelassen.

7 Tage ohne Internet – mein neues Motto für die folgende Woche.

 

Tag 1:

 

Mein erster Tag ohne das World Wide Web“  startet genauso wie alle üblichen Tage. Bis jetzt stelle ich noch keinen Unterschied zu einem Tag mit Internet fest, aber das soll sich bald ändern. Angekommen in der Schule, beginnt der Schulalltag. Bis zur fünften Stunde schaffe ich es auch, nicht mit dem Internet in Kontakt zu kommen, doch dann beginnt das Fach Geschichte.

Nur unvorteilhaft, dass wir gerade heute am neuen Smartboard die Aufteilung des Deutschen Reiches auf einer Homepage betrachten müssen. Mir stellt sich die Frage, ob es in einer Woche ohne Internet erlaubt ist, bei dessen Nutzung zwar dabei zu sein, es aber selbst nicht zu benutzen. Verunsichert versuche ich, das Problem meinem Geschichtslehrer zu erklären, und habe Glück: Ich bekomme die Karte aus dem Internet auf einer Kopie ausgedruckt. Mit so viel Unterstützung schon am ersten Tag meines Experimentes hätte ich allerdings nicht gerechnet.

 

 

Tag 2:

 

Nach dem Schock von Tag 1, dass jeder heutzutage, auch ohne es zu wollen, mit dem Internet in Berührung kommen kann, gehe ich selbstbewusst auf Tag 2 zu. Mein bewusster Optimismus soll sich auch bezahlt machen, denn heute ist Samstag – also keine Schule und somit auch keine Internetfallen, in die ich tappen könnte.

Soweit so gut, hinterher ist man immer schlauer. Dass Samstag ist, macht es nämlich auch nicht leichter, ohne unsere Datenautobahn auszukommen. Ich hatte völlig vergessen, dass ich per E-Mail ein Arbeitsblatt in Physik bekommen sollte. Allerdings ist es somit schwer, dieses zu downloaden – und ohne Hausaufgaben in den Unterricht zu gehen, ist nicht gerade die beste Idee. In purer Verzweiflung rufe ich also eine Freundin an und bekomme die Aufgaben telefonisch mitgeteilt. Glück also, dass ich während dem Experiment nicht auch noch auf mein Telefon verzichten muss.

 

 

Tag 3:

 

Sonntag. Der Tag der Ruhe, und so soll es bei mir an diesem Sonntag auch sein. Ich habe mir nichts vorgenommen, alle Hausaufgaben sind erledigt und mein Laptop liegt ausgeschaltet im Regal. Ziemlich langweilig. Noch nicht einmal das Wetter für die nächste Woche kann ich mir anschauen, denn das mobile Netz über mein Handy darf ich schließlich auch nicht benutzen.

Um aus der Langweile herauszukommen, beschließe ich, etwas mit meiner Familie zu unternehmen. Wir gehen Bowlen. Am Abend greife ich nach langer Zeit mal wieder zu einem guten Buch. Erst jetzt fällt mir auf, dass ich schon lange nicht mehr gelesen habe, denn abends hat man schließlich auch das Laptop, um vor dem Zubettgehen noch ein wenig auszuspannen.

 

 

Tag 4:

 

Es ist Montag und schon geht die Schule wieder los.

Allein bei dem Gedanken an zehn Stunden Schule und danach direkt zur  Fahrschule zu müssen bin ich schon jetzt total überanstrengt. Aber gut – vielleicht komme ich durch genügend Ablenkung nicht auf die Idee, ins Internet zu gehen, denn schließlich habe ich noch nicht einmal Zeit dafür.

Erstaunlicherweise gehen die zehn Schulstunden heute schnell um und ich hatte noch mehr Glück: Ich bin nirgends in der Schule dem Netz begegnet. Trotzdem stört mich das Experiment schon am vierten Tag sehr. Es ist überdurchschnittlich langweilig, wenn ich abends zu Hause bin und nichts mehr zu erledigen habe. Da chattet man doch gerne noch einmal mit den Freunden, aber das ist für mich zurzeit unmöglich.

Deswegen bin ich auch froh, heute genügend Zeitvertreib gehabt zu haben. Nach der Fahrschule komme ich totmüde nach Hause und freue mich ausnahmsweise darauf, ins Bett zu gehen.

 

 

 

Meine neu errungene Abendlektüre. Auf jeden Fall kulturell.

 

 

 

 

Tag 5:

 

Je länger das Experiment andauert, desto weniger Lust und Kampfgeist habe ich mitlerweile, dieses überhaupt noch fortzuführen.

In der Schule habe ich seit neuestem keine Probleme mehr, dem Internet aus dem Weg zu gehen, aber gerade auf dem Handy fehlt es mir schon. Normalerweise bin ich nicht die Person, die stundenlang vor dem Rechner sitzt und darauf wartet, etwas Neues zu erfahren. Genau deswegen dachte ich auch, dass ich keine Schwierigkeiten mit einer Woche ohne Internet hätte. Tja, falsch gedacht.

 

 

Tag 6 und 7:

 

Die Tage 6 und 7 gehen im Vergleich zu Tag 1 bis 5 richtig schnell herum, denn seit heute bin ich voller Optimismus, die letzten beiden Tage auch noch zu überstehen.

Mittlerweile denke ich gar nicht mehr daran, ob es wichtig ist, ins Internet zu gehen oder nicht. Und auch problematisch ist es  nicht mehr für mich – abends greife ich eher zu einem guten Buch als zu meinem Laptop, und auch die Hausaufgaben erledigen sich fast von selbst ohne Internet.

Vielmehr denke ich darüber nach, wie wichtig das „World Wide Web“  für unser heutiges Zeitalter doch geworden ist. Mittlerweile lässt sich z.B. auch durch das Internet Kontakt zu Personen in allen möglichen Ländern aufnehmen. Doch die Frage hierbei ist, in welchem Maße das in Ordnung ist. Besonders Jugendliche sind durch soziale Netzwerke gefährdet, leicht in eine Abhängigkeit zu rutschen, ohne es eigentlich zu merken. Erst durch meine einwöchige Abstinenz ist mir das richtig bewusst geworden.