Zusammen wären wir weniger allein

von unserem Redakteur Steffen Engelbrecht (21.05.2010)

Einer für alle und alle für einen. Unter diesem Leitspruch und mit ihren Degen in den Händen kämpften die drei Musketiere Seite an Seite gegen das Böse. Auch wenn der Schulweg auf eine ganz andere Weise böse ist, gelingt so manch langer Schultag doch viel besser, wenn man mit Gleichgesinnten Freundschaften schließt oder gemeinsam für eine Arbeit lernt. Doch diese Mentalität der Einigkeit scheint, besonders in der Oberstufe, immer mehr abzunehmen. Heißt es also bald nicht mehr einer für alle und alle für einen, sondern nur noch jeder für sich?

 

Schule – ein Ort für Einzelkämpfer (Quelle: caldw3l.blogspot.com)

 

Für die unteren Klassen heißt es: G8; für die Oberstufen: Abitur. Mit den steigenden Anforderungen steigt auch der Druck, dem sich immer mehr Schüler ausgesetzt fühlen. Doch anstatt die harten Phasen gemeinsam durchzustehen, flüchten sich immer mehr Schüler alleine hinter ihre Bücher. Der Arbeitsmarkt sucht sich nur die Besten, und viele versuchen schon früh, ihre Konkurrenten auszustechen. Dass diese Taktik auf die Dauer belastend ist, steht außer Frage. „Ich biete gerne Anderen meine Hilfe an, um irgendetwas zu erklären. Doch ich habe auch gemerkt, dass viele mit Beginn der 12. Klasse nur noch auf ihre eigenen Kompetenzen zählen“, erklärt Ömer Öztürk aus dem Jahrgang 12. Auch seine guten Freunde hat Ömer überwiegend außerhalb der Schule kennengelernt.

Anders sieht dies Nils Apel, ebenfalls Schüler aus dem Jahrgang 12: „Ich finde im Gegensatz zu früher hat sich nicht allzu viel verändert. Man hat durch die Umwälzungen der Klassen eher noch mehr Leute kennengelernt.“ Aber genau das scheint häufig ein Hindernis zu sein, um eine Art Gemeinschaftsgefühl zu entwickeln. Bereits nach der sechsten Klasse werden die Schülerinnen und Schüler das erste Mal getrennt, bis sie ab der zwölften Klasse praktisch auf sich allein gestellt sind.

 

Durch dick und dünn

(Quelle: mrmusical.de)

 

Andere Faktoren, die ein richtiges Gemeinschaftsgefühl im Jahrgang erschweren, sind sicherlich die unterschiedlichen Regionen, aus denen die Schülerinnen und Schüler an die Schule kommen, sowie die großen Jahrgänge. Dennoch, es scheint leider menschlich zu sein, dass sich mit der Aussicht auf etwas Besseres häufig auch schlechtere Charaktereigenschaften zeigen. Auch Herr Eichner, Englisch- und Sportlehrer, berichtet, dass zu seiner Ausbildungszeit zunächst noch ein Gemeinschaftsgefühl unter den Referendaren geherrscht habe. Doch mit der Zeit verschwand der Zusammenhalt, und auch die gegenseitige Hilfe wurde immer geringer. Bei diesen Aussichten ist es fraglich, ob die Schule mit Wandertagen und Klassenfahrten gegen die Natur des Menschen überhaupt eine Chance hat.